Donald Trump hält die Welt in Atem und überzieht die ganze Welt mit Zöllen. Sven Langenhan, Leiter des Investment Office bei HRK LUNIS, spricht im Interview zu den Maßnahmen des US-Präsidenten und wie Investoren ihr Depot aufstellen sollten.
07.04.2025 | 08:04 Uhr
Die Börsen sind geschockt. Was bedeutet das nun für die weitere Entwicklung an den Kapitalmärkten? Sven Langenhan, Leiter des Investment Office bei HRK LUNIS, gibt eine Einordnung und erläutert, wie sich HRK LUNIS positioniert.
Herr Langenhan, US-Präsident Donald Trump will weltweit
die Zölle erhöhen und schickt damit die Märkte auf Talfahrt. Hat Sie das Ausmaß
der Zölle überrascht?
Nein, ich war nicht sonderlich überrascht, weil ich das für gut möglich
gehalten habe. Es war zwar nicht mein Hauptszenario, aber ich habe in den
vergangenen Wochen seinem Handelsminister Howard Lutnick und dem Finanzminister
Scott Bessent zugehört und gemerkt: Die meinen das wirklich ernst.
Wie hat sich HRK LUNIS auf die Zollankündigungen
vorbereitet?
Wir waren schon lange vorher relativ defensiv aufgestellt, haben also einen
geringeren Aktienanteil im Portfolio und auch den US-Anteil gesenkt. Zahlreiche
Marktteilnehmer dagegen scheint Trump noch immer auf dem falschen Fuß erwischt
zu haben.
Zunächst hatten die Märkte ja noch positiv auf die Wahl
Trumps reagiert. Wie war das bei Ihnen?
Wir hatten damals schon Zweifel. Rückblickend kann man allerdings sagen: Wir
waren sogar zu lange defensiv und hätten an der Rally, die es ja bis Januar
gab, noch stärker partizipieren können.
Welche Lehren ziehen Sie bisher aus seiner Amtszeit?
Vor allem, dass man ihn nicht unterschätzen darf. Viele glauben anscheinend
immer noch, dass es Trump nur darum gehe, einen Deal auszuhandeln. Das denke
ich nicht. Dennoch darf man ihn auch nicht überbewerten. Auch Donald Trump wird
die USA nicht zerstören können. Seit den Fünfziger-Jahren haben sich die
Gewinne der S&P-500-Unternehmen alle zehn Jahre verdoppelt – egal, was
passierte und wer gerade Präsident war. Warum sollte das in Zukunft anders
sein?
Vielleicht, weil Trump die staatliche Ordnung der USA
aktiv bekämpft?
Die USA sind aber noch kein autoritärer Staat wie China und das wird Trump auch
nicht gelingen. Die Amerikaner sind freiheitsliebend und spätestens, wenn es
ans eigene Portemonnaie geht, auch sehr meinungsflexibel. Aber es braucht
sicherlich einen Risikoaufschlag für US-Assets.
Seine Administration geht ja auch offen gegen die
Rechtsstaatlichkeit vor. Wird das zu einem Problem für Anleger?
Aus meiner Sicht geht es nicht nur um Rechtsstaatlichkeit, sondern auch um die
Verlässlichkeit der USA. Die USA, die vom Welthandel sehr profitiert haben,
treten diesen weichen, aber wichtigen „Rohstoff“ gerade mit Füßen. Der
Vertrauensbruch im Rest der Welt ist groß und wird sich nicht schnell
reparieren lassen. Der Markt versucht derzeit, das einzupreisen.
Wird die Inflation in den USA aufgrund der Zölle steigen?
Zölle wirken inflatorisch. Und wenn sie tatsächlich so bestehen bleiben, wie es
aktuell im Raum steht, dann sind Berechnungen von US-Investmentbanken, die von
1,5 Prozentpunkten zusätzlicher Inflation ausgehen, durchaus realistisch.
Denkbar ist vielleicht, dass die Unternehmen die Zölle nicht eins zu eins
weitergeben, sondern auch einen Teil ihrer Gewinne abknapsen – aber dennoch:
Schön ist das erstmal nicht.
Wie sollten Anleger ihr Depot aufstellen?
Ich denke, dass Flexibilität wichtig ist. Wir fahren derzeit eine Bargeldquote
von 15 bis 20 Prozent, normalerweise sind wir bei unter fünf. Das hat zwei
Vorteile: Erstens stabilisiert der Cash-Anteil bei der aktuellen Volatilität
etwas. Zweitens hat man mit Cash die Möglichkeit, Schnäppchen zu kaufen, wenn
sich der Sturm etwas gelegt hat. Außerdem halten wir immer auch einen
Goldanteil – als Versicherung gegen bekannte und vor allem auch unbekannte
Risiken im Finanzsystem.
Was ist mit Kryptowährungen wie Bitcoin?
Als Vermögensverwalter, und damit Treuhänder von langfristig investiertem
Kundenvermögen, spekulieren wir nicht mit Bitcoin, weil wir uns nicht in der
Lage sehen einzuschätzen, wie und auf welcher Basis sich der Kurs verändert.
Wenn ich in der S-Bahn fahre, dann höre ich derzeit immer wieder Gespräche über
Bitcoin. Die Leute geben unzählige strategische Gründe an, wieso sie
investieren. Letztlich ist es aber so, dass sie kaufen, weil die
Preisentwicklungen der letzten Jahre die Gier nach mehr schürt. Es glaubt
derzeit beispielsweise doch nahezu keiner wirklich daran, dass man in
unmittelbarer Zukunft mit Bitcoin bezahlen würde. Unseren Kunden könnten wir
bei möglichen signifikanten Kursrücksetzern nicht erklären, wieso und auf
welcher fundamentalen Entscheidungsbasis wir Kryptowährungen eingesetzt haben.
HRK LUNIS zählt zu den größten und leistungsstärksten bankenunabhängigen Vermögensverwaltern im deutschsprachigen Raum. Ein Fokus des von Sven Langenhan geleiteten Investmentteams sind neben MultiAsset-Mandaten vor allem Spezialrenten, bei denen allein über eine halbe Mrd. EUR Assets verwaltet werden. Hier werden gezielt Chancen und Opportunitäten abseits der Benchmark genutzt.
Fonds: Arbor Invest-Spezialrenten – ISIN LU1035659520
Gesellschaft: HRK LUNIS AG
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