Ein Gespräch mit Marco Jansen über das Erfolgsrezept des so erfolgreichen ausgewogenen Mischfonds Oberbanscheidt Global Flexibel UI und die erstaunliche Trefferquote des Berater-Teams.
28.03.2025 | 09:31 Uhr
Herr Jansen, Ihr Fonds hat 99 % der vergleichbaren Mischfonds hinter sich gelassen. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Unser Erfolg basiert auf einem flexiblen, benchmarkunabhängigen Managementansatz und schnellen Entscheidungswegen. Wir setzen klare Marktmeinungen zügig um, ohne uns durch starre Strukturen oder langwierige in-house Abstimmungen ausbremsen zu lassen.
Sie haben sehr früh auf Rüstungsaktien gesetzt. Was gab den Ausschlag für diese mutige und vielleicht auch nicht bei allen Anlegern populäre Entscheidung?
Die erste Investition in Rheinmetall erfolgte bereits einen Tag nach Beginn des russischen Angriffskriegs. Unser Gedanke: Im Kriegsfall profitieren Rüstungsunternehmen. Doch wir sahen schnell, dass es sich um eine langfristige geopolitische Veränderung handelt – einen Aufrüstungszyklus über Jahre, vielleicht Jahrzehnte. Besonders europäische Unternehmen boten aus unserer Sicht enormes Potenzial und wir haben inzwischen weitere Verteidigungsaktien mit Schwerpunkt in Europa in das Portfolio aufgenommen. Von Anlegerseite haben wir großes Verständnis erfahren, dass wir diese auch mittelfristig wichtige Thema im Fonds abbilden.
Auch bei der Zinsentwicklung lagen Sie mit langlaufenden Anleihen richtig. Wie haben Sie das erkannt?
Als die Inflation eingedämmt war und die negativen Effekte der
schnell und stark steigenden Zinsen in der Realwirtschaft angekommen
waren, war für uns klar, dass die Zinssätze nicht weiter steigen würden.
Wir haben diese Einschätzung zügig umgesetzt – mit starkem Fokus auf
langlaufende Anleihen. Das ermöglichte es uns, attraktive Renditen zu
sichern.
Aktuell relativiert sich die Zinssenkungsperspektive vor allem in den
USA etwas, aber wir sind auch hier flexibel und können schnell mit
Portfolioanpassungen reagieren.
Sie haben kürzlich massiv in Bau- und Infrastrukturwerte investiert – lange bevor politische Maßnahmen wie das 500-Milliarden-Euro-Programm diskutiert wurden. Wie gelingt Ihnen dieser zeitliche Vorsprung?
Wir beobachten Politik und Wirtschaft sehr genau. Der Investitionsstau bei Infrastrukturprojekten in Europa ist enorm, die unumgänglichen Ersatzinvestitionen und Reparaturen können nicht weiter aufgeschoben werden. Uns war früh klar, dass zur Stärkung der in Europa schwächelnden Wirtschaft Impulse zur Konjunkturbelebung notwendig wurden und diese gerade im Baubereich gesetzt werden würden. Dass es so kommt, bestätigt unseren Ansatz. Unsere ersten Investitionen in diesen Bereich haben wir bereits im Monat Oktober vergangenen Jahres getätigt.
Folgt Ihr Investmentprozess einer festen Systematik?
Ja. Wir analysieren makroökonomische Daten, Marktstruktur, Psychologie und setzen auf eine systematische Titelauswahl. Der Prozess ist strukturiert, aber nicht starr – Erfahrung und Intuition spielen hierbei eine ergänzende und nicht unwichtige Rolle.
Welche Rolle spielt aktives Management in Zeiten dominierender ETFs?
Eine große. Nur durch aktives Management lassen sich Themen, Branchen und Unternehmen gezielt gewichten. Das schafft Mehrwert – gerade in komplexen Marktphasen. Passives Investieren bringt nur Durchschnitt, da sind unsere Ansprüche und die unserer Anleger höher.
Wie lange wollen Sie an den aktuellen Schwerpunkten Rüstung, Bau und Infrastruktur festhalten?
Derzeit sehen wir in diesen Themen weiter großes Potenzial. Besonders Bau und Infrastruktur befinden sich erst am Anfang eines längerfristigen Trends. Nach dem großen Fiskalpaket Deutschlands ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass andere Staaten, wenn auch mit geringeren Volumina, nachziehen und eigene Pakete auflegen. Anpassungen unserer Allokation sind aber jederzeit möglich – darin liegt eine unserer Stärken.
Wie hoch ist der taktische Anteil Ihrer Investments?
Im Aktienbereich liegt der taktische Anteil bei etwa 25–40 %. Das gibt uns die nötige Flexibilität für Trendthemen ohne das Stabilitäts-Kernportfolio zu vernachlässigen.
Gibt es neue Themen, die Sie aktuell prüfen?
Wir beobachten laufend mehrere Trends, aber aktuell sehen wir keinen akuten Handlungsbedarf. Unsere Positionierung ist robust und zukunftsfähig. Ein wichtiger Punkt für erfolgreiches Investieren ist aus unserer Sicht auch, Gewinne laufen zu lassen.
Welche globalen Entwicklungen könnten das Portfolio künftig beeinflussen?
Ganz klar: der weitere Verlauf des Ukrainekriegs und die US-Außenpolitik. Beides hat großen Einfluss auf Märkte, Sicherheitspolitik und Handelsbeziehungen. Nahe am Markt sein und die Möglichkeit, schnell mit Portfolio-Umschichtungen zu reagieren ist aktuell die Devise.
Haben Sie auch Fehleinschätzungen erlebt?
Natürlich. Fehler gehören dazu. Unser Vorteil: Wir investieren kleinteilig und diversifiziert – das minimiert den Schaden.
Was raten Sie langfristig orientierten Investoren?
Wer gut streut, der rutscht nicht. Und wer erfolgreich sein will, muss bereit sein, auch mal gegen den Strom zu schwimmen.
Fonds:
Oberbanscheidt Global Flexibel UI – DE000A1T75S2 (I) / DE000A1T75R4 (R)
Oberbanscheidt Dividendenfonds – DE000A12BTG5
Gesellschaft: Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH
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