„Wir wollen ein reines Private-Equity-Produkt wie für Profis anbieten“

Mark Tavakolian ist Head of Investor Relations Deutschland, Österreich und Schweiz im Private-Assets-Team von ODDO BHF Asset Management.
Interview

Der ELTIF 2.0 hat das Zeug, Private Equity zu demokratisieren. Mark Tavakolian von ODDO BHF Asset Management erklärt exklusiv die wesentlichen Merkmale der neuen Anlageklasse und wie Anlegerinnen und Anleger investieren können.

28.05.2024 | 07:00 Uhr

TiAM FundResearch: Private Equity gilt als die Königsklasse der Investments. Was zeichnet sie aus?

Mark Tavakolian: Private Equity-Fonds investieren in Unternehmen, die sich in Privatbesitz befinden und nicht an der Börse gehandelt werden. Ziel von Private-Equity-Beteiligungen ist es, diese Unternehmen bei ihrem Wachstum zu unterstützen und ihre Leistung zu verbessern. Dies ermöglicht es, sie nach einigen Jahren potenziell mit Gewinn zu veräußern. Die potenziellen Gewinne werden dann zwischen den Managern der Private-Equity-Fonds, den sogenannten General Partners, und den Investoren, den Limited Partners, nach einem vorgegebenen Schlüssel aufgeteilt. In der Regel ist das Kapital der Investoren für die Laufzeit der Fonds gebunden, wobei aber Rückzahlungen aus zwischenzeitlichen Erlösen möglich sind. Überdies sind sie renditestark und korrelieren wenig mit anderen Anlageklassen wie Aktien und Renten.

Bislang waren solche Anlagen hauptsächlich Profis vorbehalten. Der ELTIF 2.0 gehört zu den jüngsten Innovationen auf dem Kapitalmarkt. Damit sollen auch Privatanlegerinnen und Privatanleger einfach in Private Markets investieren können. Was ist das Besondere an dieser neuen Anlageklasse?

Ganz so neu sind ELTIFs (European Long Term Investment Funds) ja nicht. Sie gibt es bereits seit 2015. Der Grund für die Einführung des ELTIF war, dass mehr Investitionen in die Infrastruktur notwendig waren. Etwa für die Energieversorgung als auch technische Infrastruktur wie Verkehrswege oder Datenautobahnen. Heute ist das Thema insbesondere durch die Energiewende viel stärker bei den Anlegerinnen und Anlegern angekommen. Aber bis Anfang 2024 waren die Rahmenbedingen nicht sehr privatanlegerfreundlich und der Absatz lahmte. Nun wurden die Gesetze so geändert, dass die Fonds weniger Restriktionen unterworfen sind und schon mit überschaubaren Anlagesummen erworben werden können. Bei unserem ELTIF sind dies beispielweise 1000 Euro.

Also alter Wein in neuen Schläuchen?

Die Hülle ist zwar neu, aber Private Markets sind natürlich nichts neues. Investitionen in Private Equity sind viel älter als etwa Aktiengesellschaften. Marco Polo hat schon im 13. Jahrhundert seine Expedition nach China mit einem Private-Equity-ähnlichen Vertrag finanziert. Heute sind Private Equity-Fonds sowohl bei sehr großen Konzernen engagiert, unterstützen aber auch mittelständische Unternehmen. Und zudem ist der Markt viel größer. In Deutschland sind nur einige hundert Unternehmen mit mehr als 50 Mio. Euro Jahresumsatz börsennotiert. Dagegen gibt es mehr als 15.000 solche Unternehmen in Privatbesitz. Neu ist insbesondere, dass nun jedermann in Anlagen investieren kann, die bisher vorwiegend sehr vermögenden oder institutionellen Anlegerinnen und Anlegern vorbehalten waren.

Wie erklärungsbedürftig sind ELTIFs?

Natürlich ist es notwendig, dass sich interessierte Anlegerinnen und Anleger mit der Funktionsweise auseinandersetzen müssen. Vor dem Börsengang der Deutschen Telekom 1996 waren auch Aktien für die meisten ein Buch mit sieben Siegeln. Das hat sich danach geändert. Auch bei ELTIF wird es sicherlich noch ein bis zwei Investorengenerationen oder 10 bis 15 Jahre dauern, bis Investitionen in private Märkte selbstverständlich und alltäglich werden. Dazu betreiben wir viel Aufklärung, denn wir wollen zufriedene Kunden haben. Dazu gehört auch, dass man den Anlegerinnen und Anlegern die Risiken, die es bei jeder Kapitalanlage gibt, klar kommuniziert. Wir wollen sie neugierig machen und hoffentlich auch für ELTIFs begeistern. Man muss sich jedoch vom Anbieter und auch vom Berater aufklären lassen. Auch eigene Recherchen sind essentiell, das gilt hier wie auch für viele andere Aspekte im Leben.

Wie kann ich mir konkret ein ELTIF-Portfolio vorstellen?

Dafür gibt es keine Blaupause. Das Spektrum reicht von Themenfonds, die etwa nur in Immobilien oder erneuerbare Energien investieren bis hin zu potenziell breit diversifizierten Produkten. Auch wenn letztere immer noch ein Kapitalverlust-Risiko aufweisen, sind sie wegen der größeren Risikostreuung besonders für Retailanlegerinnen und -anleger geeignet. Grundsätzlich kann in Sachwertanlagen wie Private Equity, Private Debt, Infrastruktur- oder Immobilienprojekte investiert werden.

Wie setzt ODDO-BHF Asset Management das Thema ELTIF in die Realität um?

Für uns ist das Thema Private Markets kein Neuland. Wir beschäftigen uns damit seit über 20 Jahren und haben bereits sehr viele solcher Fonds strukturiert. Daher haben wir die nötige Expertise und Erfahrung solche Produkte erfolgreich zu managen. Das Portfolio deckt unterschiedliche Themenbereiche ab wie Energieeffizienz und Dekarbonisierung, Infrastruktur für die Energiewende sowie Lösungen für die Kreislaufwirtschaft. Das für uns interessante Spektrum reicht von intelligenter Software, mit der Energie gespart wird, über Elektromobilität und die Speicherung von Energie bis hin zu Technologien für Smart Cities und die Aufbereitung von Wasser. Wir haben zum Beispiel in einen Maschinenbauer investiert, der an Lösungen für die Komprimierung von Wasserstoff arbeitet.

Investieren Sie nur direkt in einzelne Unternehmen oder auch in Private-Equity-Fonds?

Wir investieren sowohl in Private-Equity-Fonds als auch als Co-Investor direkt in einzelne Unternehmen. Durch die Kombination erhöhen wir die Risikostreuung und bemühen uns so um eine Verminderung der Risiken. Hinzu kommt, dass wir keine neue Expertise umsetzen, sondern wir investieren parallel zu einem bestehenden Portfolio, dass seit vier Jahren bereits erfolgreich für institutionelle Anlegerinnen und -anleger auf dem Markt ist. Somit könnte das Kapital schnell investiert werden.

Wie transparent und liquide sind ELTIFs?

Die Transparenz ist ähnlich wie bei einem UCITS-Fonds. Es wird monatliche Factsheets geben und auch ausführlichere Quartalsberichte. Regelmäßig werden auch die NAVs veröffentlicht. Es ist also keine Black Box. Investorinnen und Investoren können sich so im Detail anschauen, in welchen Privatunternehmen ihre Gelder angelegt sind. Private Equity Investments können ihre ganzen potenziellen Vorteile aber nur über einen längeren Zeitraum ausspielen. Bei ODDO BHF Asset Management ist daher unser erster ELTIF während der zehnjährigen Laufzeit, die um zwei Jahre verlängert werden kann, nicht liquide. In diesem Zeitraum ist das Kapital der Investoren gebunden. Erworben werden kann der Fonds während einer zweijährigen Zeichnungsphase.

Anlegerinnen und Anleger müssen also zehn Jahre durchhalten?

Wir sehen keine Rückgaben vor, denn wir wollen ein reines Private-Equity-Produkt. Würde man mit Kündigungsfristen arbeiten, müsste man immer Liquidität vorhalten und würde so die Performance verwässern. Wir bieten mit unserem ELTIF ein reines Private Equity Investment, wie es bis dato überwiegend Profis vorbehalten war. Andere Anbieter mögen dies anders handhaben. Das ist auch völlig legitim. So haben die Anlegerinnen und Anleger die Wahl und können entscheiden, was am besten zu ihnen passt.

Langsam kommen immer mehr ELTIFs auf dem Markt und alle großen Fondsgesellschaften stehen in den Startlöchern. Wie groß wird der Markt in den kommenden Jahren werden?

Ich kann da nur auf die jüngsten Zahlen von Scope verweisen, die erwarten, dass der Markt in Europa von zuletzt knapp 14 Milliarden auf 30 bis 35 Milliarden Euro Ende 2026 wächst. Dazu beitragen werden auch die großen Private Equity Häuser beidseits des Atlantiks, die in den kommenden zwei Jahren sicherlich mit ELTIFs auf den Markt kommen werden. Zudem erwarten wir, dass auch Boutiquen das Angebot erweitern werden. Das Wachstum ist also signifikant und wir hoffen, dass der ELTIF 2.0 ein großer Erfolg wird. Interessant ist in dem Zusammenhang auch eine Studie des Beratungsunternehmens Bain & Company. Sie prognostizieren, dass die Assets under Management von nicht institutionellen Privat-Equity-Anlagen von vier Billionen US-Dollar im Jahr 2023 auf 13 Billionen im Jahr 2033 wachsen werden.

Gibt es eine Faustregel, wie hoch der Anteil an Private-Equity-Anlagen im Portfolio sein sollte?

Das kann man pauschal nicht sagen. Allerdings sind etwa die Endowments von Yale oder Harvard deshalb so erfolgreich, weil sie sehr stark in die Privatmärkte investieren. Auch gibt es Umfragen, die zeigen, dass über 70 Prozent der Family Offices und Stiftungen und über 30 Prozent der institutionellen Investorinnen und Investoren mehr als 15 Prozent des Portfolios in Private Equity investieren. Die Wissenschaft hat auch hinlänglich belegt, dass unkorrelierte Anlegen im Portfoliokontext sehr viel Sinn machen. Es kommt nur darauf an, welchen Zeithorizont die Anlegerinnen und Anleger haben. Letztendlich verbessert jede Beimischung, auch wenn sie nur wenige Prozent beträgt, das Rendite-Risiko-Profil eines Portfolios. Die gute Mischung macht es auch in diesem Fall. Und durch die nun geringen Mindestanlagen für ELTIFs hat auch jeder die Möglichkeit dies umzusetzen.

Mit welchen Renditen können Anlegerinnen und Anleger rechnen?

Renditevorhersagen sind immer etwas heikel. Ich kann nur auf die Erträge schauen, die wir in den letzten 20 Jahren erzielt haben. Sie lagen bei den breit diversifizierten Fonds, die zu 60 Prozent in Private-Equity-Fonds und 40 Prozent in Co-Investments investieren, im hohen einstelligen bis zweistelligen Bereich. Es hängt auch immer ein wenig vom Marktumfeld ab, welche Renditen möglich sind. Und natürlich stellt die historische Performance keine Garantie für zukünftige Entwicklungen dar und kann Schwankungen unterliegen.

Disclaimer

Marketingkommunikation: Das Interview ist nicht als Anlageberatung zu verstehen. Eine Investition ist mit dem Risiko des Kapitalverlusts verbunden.

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