Capital Group: Wo man unter Trump 2.0 investieren sollte – 3 Einschätzungen unserer Investmentexperten

Capital Group: Wo man unter Trump 2.0 investieren sollte – 3 Einschätzungen unserer Investmentexperten
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Trump ist wieder Präsident der Vereinigten Staaten, und Investoren werden von einer Nachrichtenwelle nach der anderen überflutet. Von höheren Zöllen bis zu massiven Kostensenkungen und anderen einschneidenden Initiativen –Trumps politische Ziele haben erhebliche Auswirkungen auf Investoren.

02.04.2025 | 07:10 Uhr

Im Mittelpunkt stehen Durchführungsverordnungen, die Folgen für Unternehmen aus zahlreichen Branchen haben, von der Luftfahrt und Verteidigung über die Industrie, bis zu den Banken. Außerdem laufen Ende des Jahres wichtige Bestimmungen des Tax Cuts and Jobs Act und die zusätzliche Unterstützung im Rahmen des Affordable Care Act aus.

Welche Sektoren werden unter Trump 2.0 steigen? Welche werden fallen?

Abb-1
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Quelle: Capital Group. Stand 8. November 2024. *Höhere Kosten, wenn bestimmte Unternehmen verpflichtet sind, in den Universal Service Fund der Federal Communication Commission einzuzahlen. Nur zur Illustration. Die Prognosen einzelner Investmentanalysten und Portfoliomanager können sich voneinander unterscheiden.

Schlussendlich werden vermutlich jene Unternehmen am meisten von Trump 2.0 profitieren, welche am besten mit politischen Veränderungen und Technologiefortschritten zurechtkommen. Einzelwertanalysen können helfen, die langfristigen Gewinner zu erkennen. Drei Investmentexperten von Capital Group geben ihre Einschätzung von Chancen und Anfälligkeiten vor dem Hintergrund einer US-Regierung, die versucht, ihre Außen- und Innenpolitik von Grund auf zu verändern.

1. „America First» spricht für Fertigungsunternehmen

Präsident Trump könnte eine dauerhafte Wende vom freien Wandel hin zu Protektionismus einläuten. Zölle und andere Handelshemmnisse dürften also kein vorübergehendes Phänomen sein.

Eine „America First“-Politik soll mehr Stellen in der Fertigung schaffen. „Die in den 1950er- und 1960er-Jahren entstandene Fertigungsbasis in den USA soll schnellstens wieder wachsen“ sagt Volkswirt Jared Franz. Davon könnten die Baubranche und Industrieunternehmen mit Verbindung zum Ausbau von Datenzentren, aber auch Automobilhersteller und die Pharmabranche profitieren. Beispielsweise könnte die Nachfrage nach den Baumaschinen von Caterpillar und den Heiz- und Kühlsystemen von Carrier Global steigen.

An der Renaissance der Industrie sind aber nicht nur Unternehmen beteiligt, die ihren Sitz in den USA haben. In Zukunft könnten weitere Unternehmen dem Beispiel von Taiwan Semiconductor Manufacturing Company und Siemens folgen und Niederlassungen in den USA errichten, um Zugang zum US-Markt zu erhalten.

Fertigungsgüter könnten im Zuge von „America First“ boomen

Abb-2
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Quellen: Capital Group, Bureau of Labor Statistics, U.S. Department of Labor. Saisonbereinigte Zahlen auf Grundlage der Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft. Stand 31. Dezember 2024.

Franz merkt an, dass die beneidenswert starke US-Wirtschaft einige kleinere Schläge verkraften dürfte, die durch höhere Zölle und Einwanderungsbeschränkungen ausgelöst werden, weil viele politische Entscheidungen Trumps gezielt auf eine bestimmte Region oder Branche ausgerichtet sind. Beispielsweise könnten bestimmte Branchen, die wie das Baugewerbe auf eingewanderte Arbeitskräfte angewiesen sind, mit Personalmangel zu kämpfen haben, was die Kosten in die Höhe treibt.

2. Deregulierung könnte Innovationen fördern

Eine neue Ära mit weniger Regulierung dürfte enorme Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Vermutlich werden die Bewertungen schwanken, weil sich die Investoren ein Bild über die manchmal widersprüchlichen Signale zu Tarifen und Deregulierung machen müssen.

Im KI-Bereich und möglicherweise auch in bestimmten Nischen des Gesundheitssektors könnte die Trump‘sche Politik Innovationen beschleunigen, beispielsweise in der Stammzellenforschung, für die sich der neue Secretary of Health and Human Services sehr interessiert, meint Aktien- portfoliomanager Rich Wolf (Portoflio Manager des New Economy Fonds). In puncto KI könnte der Einsatz von Robotik in den Bereichen Handel, Wohnen und Konsum deutlich zunehmen. So baut Boston Dynamics Roboter für Anwendungen im Militär, im Handel und in der Forschung.

Investoren neigen dazu, langfristige Auswirkungen neuer Technologien zu unterschätzen

Abb-3
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Quellen: Morgan Stanley AI Guidebook, 4. Ausgabe, 23. Januar 2024; Next Move Strategy Consulting, Statista. Die ersten Prognosen stammen aus dem Februar 1996 (PC- und Internetnutzer), Januar 2010 (Smartphone-Auslieferungen), März 2017 (Cloud-Umsätze) und Januar 2023 (Volumen des KI-Marktes).

Die autonomen Fahrzeuge von Waymo – einst eine Neuheit – sind heute in San Francisco und Los Angeles weit verbreitet. Das Unternehmen gehört Alphabet. Künftig wird es für die Branche darauf ankommen, die Rentabilität zu steigern und zugleich absolute Sicherheit zu gewährleisten, damit das Vertrauen der Öffentlichkeit steigt.

Viele Gesundheitsaktien stehen weiter unter Druck, weil die im Rahmen des Affordable Care Act gezahlten Subventionen jetzt kritisch hinterfragt werden. „Der Gesundheitssektor könnte stark betroffen sein, aber die Bewertungen einiger Unternehmen aus diesem Sektor sind attraktiv“, sagt Wolf. So waren für Anbieter von Zelltherapien und Medizintechnologie bislang Regulierungsbedenken kein Thema. Medizintechnologieunternehmen wie Intuitive Surgical und Stryker haben Produkte für robotergestützte Operationen entwickelt.

Trump fordert auch, dass die NATO-Mitglieder ihre Verteidigungsausgaben deutlich anheben. Davon könnten Unternehmen aus der Luftfahrt und der Verteidigungsindustrie mit Sitz in Europa profitieren. Alles in allem dürfte sich an den US-Verteidigungsausgaben wenig ändern, aber möglicherweise fließen die Gelder zunehmend in neuere Technologien wie Cyber-Anwendungen, Raumfahrt und Robotik. Aktien mit Raumfahrtbezug haben seit der Amtsübernahme Trumps deutlich angezogen. So ist beispielsweise der Kurs von Rocket Lab USA von Anfang des Jahres bis zum 21. Februar 2024 um 8,93% gestiegen, während der S&P 500 nur 2,98% Plus erzielte.

3. Investmentgradeanleihen bieten Aussicht auf stabile laufende Erträge

Die Inflation und ein sich ständig ändernder Mix aus Zöllen und Immigrationsbeschränkungen haben die Märkte verunsichert. Angesichts der Stärke der US-Wirtschaft sind die Erwartungen diesjähriger Zinssenkungen der Federal Reserve zurückgegangen.

Wenn es zu keinem Wachstums- oder Inflationsschock kommt, dürften die Zinsen in etwa auf ihrem aktuellen Niveau bleiben, meint Anleihenportfoliomanager Chitrang Purani.

Der Verbraucherpreisindex ist im Januar auf 3% gestiegen, nachdem er im September einen Tiefstand von 2,4% erreicht hatte. Die Kerninflation (ohne Nahrungsmittel und Energie) lag bei 3,3%. Purani ist der Ansicht, dass die Inflation allmählich auf die von der Fed angestrebten 2% zurückgehen wird, dies aber länger dauern kann als erwartet – vor allem, wenn Trump seine aggressivere Zollpolitik umsetzt.

Für Qualitätsanleihen scheint sich die Diversifikation von Aktienportfolios auszuzahlen

Abb-4
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Quellen: Capital Group, Morningstar. Die volatilen Aktienmarktphasen von 2010 bis 2023 sind Zeiträume mit Kursrückgängen des S&P 500 von mindestens 10% (ohne reinvestierte Dividenden), denen eine Erholung um mindestens 75% folgte. Der volatile Zeitraum im Jahr 2024 dauerte vom 15. Juli bis zum 4. August.

„In diesem Umfeld ist es heute so wichtig wie noch nie, die Gewinner und Verlierer ihrer jeweiligen Sektoren zu erkennen.“, sagt Purani, der in seinen Anleihenportfolios zurzeit Qualitätsanleihen gegenüber risikoreicheren Papieren mit niedrigeren Ratings den Vorzug gibt. Das liegt daran, dass die Credit-Bewertungen dank des Konjunkturoptimismus der Investoren an allen Märkten recht hoch sind. Auch die höheren Treasury-Renditen bieten Aussicht auf laufende Erträge, sodass Investoren keine Kompromisse bei der Qualität machen müssen. Verstärken Sie Ihre Portfolios, indem Sie dessen Qualität verbessern, für den Fall, dass wir nicht das erwartete Wachstumsergebnis erzielen - denn das kostet nicht viel an Rendite.

„Hinzu kommt, dass man seine Aktienbestände mit Anleihen gut diversifizieren kann“, führt Purani an. „Treasuries mit kurzen und mittleren Restlaufzeiten bieten derzeit attraktive Renditen, die das Risiko einer anhaltend höheren Inflation und höheren US-Leitzinsen weitgehend berücksichtigen. Außerdem könnten ihre Kurse steigen, wenn das Wachstum doch enttäuschen sollte.“ Dann würden nämlich die Treasury-Renditen allmählich fallen und die Anleihenkurse im Gegenzug steigen.

Womit Investoren jetzt rechnen müssen

Präsident Trump hat einige politische Entscheidungen getroffen,welche vermutlich dauerhafte und komplexe Folgen für Gesellschaft und Unternehmen mit sich bringen. Diese neue Politik könnte auch ungewollte Auswirkungen haben, und Investoren sollten die Bewertungen sowie das Risiko von Marktschwankungen im Auge behalten.

„Angesichts der hohen Bewertungen und der großen Kursgewinne der letzten zwei Jahre, lohnt es sich die eigene Risikotoleranz mit den Beständen Ihres Portfolios abzugleichen. Die Investmentwelt der letzen Jahrzente verändert sich grundlegend, was weder gutes noch schlechtes bedeutet, sondern nur eine gewisse ungewissheit mit sich bringt. Wenn ich eines gelernt habe, dann dass Märkte und Volkswirtschaften robust sind und sich kontinuierlich anpassen und sich weiterentwickeln“, sagt Franz.


Jared Franz ist Volkswirt und hat 19 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2024). Er hat an der University of Illinois in Chicago in Wirtschaftswissenschaften promoviert und hat einen Bachelor in Mathematik von der Northwestern University.

Richmond Wolf ist Aktienportfoliomanager und hat 19 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2024). Außerdem befasst er sich als Aktienanalyst mit den Branchen Medizintechnologie (USA) und REITs. Wolf hat am California Institute of Technology promoviert und einen Bachelor von der Princeton University.

Chitrang Purani ist Anleihenportfoliomanager und hat 21 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2024). Er hat einen MBA von der University of Chicago und einen Bachelor in Finanzen von der Northern Illinois University und ist Chartered Financial Analyst®.


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