Der Klimawandel hat ohne Fragen Folgen – neben ökologischen auch ökonomische. Welche wirtschaftlichen Chancen im Klimawandel liegen, beschreiben wir zudem im folgenden Artikel.
14.02.2023 | 07:01 Uhr
Laut Weltklimarat (IPCC) ist der Klimawandel ohne Zweifel verantwortlich für die Zunahme extremer Wetterereignisse. Im Dezember 2021 hat die Europäische Umweltagentur einen Bericht veröffentlicht, der einen Überblick gibt über „frühere und prognostizierte Veränderungen der wichtigsten Klimagefahren in Europa“. Aus dem Bericht geht auch hervor, welche Auswirkungen das auf die Länder Europas hat – hinsichtlich Gefahren für Wirtschaftszweige und Ökosysteme.
Zusammengefasst: Der Bericht der Europäischen Umweltagentur prognostiziert Europa eine Zunahme der Häufigkeit und Schwere von Klimagefahren. Laut Bericht kommen auf Europa mehr Tage mit extremer Hitze sowie extremere Niederschläge zu (Abb. 1).
Abb. 1: Prognostizierte Veränderungen der wichtigsten Klimagefahren in Europa
Was kostet uns der Klimawandel?
Wohin etwa extreme Unwetter mit Dauer- und Starkregen führen können, hat Deutschland jüngst im Juli 2021 im Ahrtal (Rheinland-Pfalz) erfahren. Das „Jahrhundert-Hochwasser“ hat immensen wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Die Folgen – Brücken und Häuser wurden zerstört, Straßen stark beschädigt; die Versorgung mit Wasser, Strom und Gas fiel aus, zudem wurde das Kanalsystem durch den Schlamm ebenfalls beschädigt. Was jetzt folgt, sind Aufbauarbeiten, die enorme finanzielle und personelle Ressourcen verbrauchen werden. Die Tagesschau berichtet, dass „die Flutkatastrophe in Deutschland, Schäden in Höhe von 33 Milliarden Euro verursacht hat“.
Diese und andere Beispiele zeigen, dass durch extreme Klimaereignisse hohe volkswirtschaftliche Kosten entstehen, wie zu sehen:
Die Folgen des Klimawandels wirken sich gemeinhin aus auf
die Industrie, die Landwirtschaft und die Energieerzeugung, aber auch auf den
Gesundheitssektor und die Ökologie. Eine im September 2021 erschienene Studie von Jarmo S. Kikstra et al. geht
davon aus, dass der wirtschaftliche Schaden des Klimawandels bis 2100 zwischen
6 und 51 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts ausmachen könnte.
Wenn die Temperaturen steigen, hat das wirtschaftliche Folgen
Ein Temperaturanstieg wirkt sich auf unterschiedliche Art und Weise aus. Betroffen sind beispielsweise folgende Sektoren:
Forstwirtschaft
Hier ist mit steigenden Temperaturen eine erhöhte Waldbrandgefahr zu erwarten – ergo eine Zerstörung von Forst und damit Einbußen für die Forstwirtschaft; die Folge sind Kosten aufgrund von Klimaschäden sowie Kosten für die Anpassung, etwa durch Waldumbauprogramme oder eine erhöhte Wasserbereitstellung.
Landwirtschaft
Wenn die Sommer zukünftig immer heißer werden, wird die Landwirtschaft durch Trockenheit und Wasserknappheit herausgefordert. In der Folge kann es zu Ernteeinbußen kommen und somit zu wirtschaftlichen Einbußen.
Zusammen genommen könnten der Land- und Forstwirtschaft hohe Kosten entstehen: Claudia Kemfert beziffert die Kosten für Deutschland in ihrem Artikel „Die ökonomischen Folgen des Klimawandels“ auf bis zu 3 Milliarden Euro bis zum Jahr 2056.
Tourismus
Heutige Wintersportgebiete müssen durch eine
Temperaturzunahme damit rechnen, dass auch im Winter der Schnee zukünftig
ausbleibt. Folglich wird der Wintersporttourismus abnehmen, womit wirtschaftliche
Einbußen einhergehen werden. Laut Kemfert könnten sich die Kosten für die
Branche in Deutschland auf insgesamt 30 Milliarden Euro belaufen.
Gesundheitssektor
Steigen die Temperaturen, beeinträchtigt das die Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Menschen – zu erwarten sind hitzebedingte Leistungsabfälle und Sterbefälle. Singt die Leistung von Beschäftigten, hat das ebenfalls einen Effekt auf das BSP (Bruttosozialprodukt). Ein Leistungsverlust von 30 bis 50 Prozent kann das BIP um 5 % senken. Zusätzlich sind steigende Gesundheitskosten zu erwarten aufgrund von neuen Krankheiten. Die durch den Klimawandel verursachten Gesundheitskosten in Deutschland könnten bis zu 56 Milliarden Euro betragen (nach Kemfert).
Industrie
Starke Hitze kann zu Niedrigwasser in den Flüssen führen. Konkret betroffen wären dann die Kraftwerke, die nicht ausreichend mit Kühlwasser versorgt werden können. Hierdurch wird die Energieinfrastruktur ggf. beeinträchtigt – wodurch es zu Energieengpässen kommen könnte. Und in der Folge zu erhöhten Energiekosten, die nicht nur energieintensive Industrien betreffen, sondern vor allem auch die privaten Haushalte.
Sind beispielsweise die privaten Haushalte durch hohe Energiekosten belastet, sinkt dadurch auch die Kaufkraft der Menschen und die Konsumbereitschaft nimmt ab.
In Zahlen: Wenn sich die Energiepreise bis 2056 um 20 Prozent erhöhen, entstehen Kosten von bis zu 130 Milliarden Euro für die deutsche Volkswirtschaft (vgl. Kemfert).
Bis uns das Wasser bis zum Hals steht: Hochwasser und Überschwemmungen
Eine weitere wesentliche Auswirkung des Klimawandels ist die
Zunahme von Niederschlägen und der Anstieg der Meeresspiegel. An Nord- und
Ostsee sowie flussnahen Gebieten kann es daher künftig vermehrt zu Hochwasser
und Überschwemmungen kommen. Von Klimaschäden betroffen, sind hier insbesondere
Immobilien und die Infrastruktur. Kemfert beziffert die Immobilien- und
Infrastrukturschäden auf bis zu 10 Milliarden Euro bis 2056. Damit einher gehen
auch steigende Versicherungsschäden, wodurch den Versicherungsunternehmen hohe
Kosten entstehen, die wiederum mit hoher Wahrscheinlichkeit an die KundInnen
weitergegeben werden.
Dem Klimawandel entgegenwirken und wirtschaftliche Folgen in Chancen verwandeln
Laut Global Risks Report 2022, herausgegeben vom World Economic Forum, gaben die Befragten an, dass Umweltrisiken zu den 10 größten Risiken gehören, die in den nächsten 10 Jahren auftreten werden – sie sehen im Verfehlen der Klimawende und in Extremwetter-Ereignissen das größte Potenzial, Mensch und Planet Schaden zuzufügen. (Abb. 2)
Abb. 2: Die Top 10 globaler Risiken nach Schweregrad – Extremwetter-Ereignisse stehen auf Platz 2
Treiber des Klimawandels sind in erheblichem Maße die Treibhausgasemissionen, die bei der Verbrennung von Öl, Kohle und Gas entstehen; auch Methan und Lachgas, die vor allem bei der landwirtschaftlichen Produktion (z. B. Tierhaltung) entstehen, sind Treibhausgase.
Um dem Klimawandel entgegenzuwirken und wirtschaftliche Kosten aufgrund von Klimaschäden bzw. Anpassungen an den Klimawandel zu reduzieren, müssen also die Treibhausgasemissionen signifikant gesenkt werden.
Hierzu braucht es eine internationale Klimaschutzpolitik und Kooperation. Klimaziele müssen zu möglichst geringen Kosten erreicht werden und Ländern, die diese Ziele verbindlich verfolgen, darf kein wirtschaftlicher Nachteil entstehen. Im Gegenteil: Klimaverantwortliches Handeln und die Reduktion von CO2-Emissionen muss belohnt werden – auch um Anreize zu setzen.
Nicht zuletzt kann und sollte die Klimawende auch als Chance gesehen werden. Aus dem sogenannten „Stern-Report“ der britischen Regierung von 2006 geht hervor, dass die Kosten für die Beseitigung der Schäden, die durch den Klimawandel (Treibhausgasemissionen) verursacht werden, höher liegen als die Kosten zur Umsetzung der Klimawende (Treibhausgasminderung).
Zurück zu den ökonomischen Chancen:
Chancen für Deutschland:
Das heißt, die Nachfrage nach neuen Maschinen und
Produktionsanlagen, etwa in der Wasserstoffwirtschaft, kann ein Vorteil sein
für deutsche Unternehmen und sie können von neuen Absatzmärkten profitieren.
Fazit
Die Zunahme von Häufigkeit und Schwere extremer Wetterereignisse macht ein „weiter so“ ökonomisch unattraktiv. Die wirtschaftlichen Folgen im Kontext „keine Klimawende“ werden uns und unseren Volkswirtschaften sowie den Planeten teuer zu stehen kommen. Zukünftige Investitionen sollten dringend unter anderem auf folgende Entwicklungen und Bereiche einzahlen:
Bauen und Wohnen: Es braucht eine Beschleunigung der
energetischen Gebäudesanierung – etwa um den Energieverbrauch beim Wohnen
kontinuierlich zu senken und Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Quellen
Hier handelt es sich um eine Publikation von avesco Sustainable Finance AG.
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