Klimaaktien litten 2024 unter wirtschaftlichen und politischen Negativbedingungen, könnten sich nun jedoch erholen, wenn die Zinsen sinken und die politischen Gewitterwolken sich allmählich verziehen. Lesen Sie den Ausblick 2025 der Templeton Global Equity Group.
16.01.2025 | 07:05 Uhr
2024 war eindeutig ein volatiles Jahr für Klimaaktien. Hohe Zinsen, sinkende Energiepreise und rückläufige Erwartungen hinsichtlich der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen setzen das Thema Klimawandel weiter unter Druck. Nach unserer Analyse sind die Bewertungen von Aktien aus diesem Bereich im Vergleich zur jüngsten Vergangenheit nach wie vor niedrig, trotz erheblicher Dekarbonisierungsanstrengungen und geplanter Investitionen von Unternehmen und Staaten. In einem Jahr mit einer außerordentlichen Performance des Faktors „Momentum“ entwickelten sich Klimaaktien tendenziell gegenläufig, mit negativen Gewinnkorrekturen und sinkenden Gewinnvielfachen.
Angesichts der anhaltenden Volatilität bleiben wir weiterhin aktiv, um potenzielle langfristige Chancen in Situationen zu nutzen, in denen der Markt unserer Meinung nach zu kurzfristig ausgerichtet ist. Bei vielen Unternehmen im Themenbereich Klimawandel spiegeln die Aktienkurse unseres Erachtens inzwischen die Erwartung eines geringen Gewinnwachstums wider. Unsere langfristigen Gewinnerwartungen haben sich dagegen nur geringfügig geändert. Nun, da das schwierige Jahr 2024 hinter uns liegt, schätzen wir die Chancen daher optimistisch ein.
Unseres Erachtens lassen sich die Negativfaktoren von 2024 drei Hauptbereichen zuordnen: das Zinsniveau, politische Schwäche und ein daraus folgendes Überangebot. Nach unserer Auffassung lässt jeder dieser Problembereiche für das Jahr 2025 Verbesserungspotenzial erkennen:
Der Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl im November hat ganz klar einen langen Schatten auf Klimaaktien geworfen. Die meisten BeobachterInnen gehen davon aus, dass seine Regierung Klimapolitik hintertreiben wird. Im hitzigen Wahlkampf hat Trump eine ganze Reihe politischer Maßnahmen versprochen, darunter Massenabschiebungen von Einwanderern, pauschale Zölle, eine Aufweichung der Unabhängigkeit der US-Notenbank (Fed), Einschränkungen bei der Offshore-Windkraft, der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen und die Rücknahme einiger Steuervorteile im Rahmen des IRA.
Die unmittelbarste Auswirkung auf klimabezogene Investments hat sich jedoch nicht aus der erwarteten Gesetzgebung, sondern schlicht aus höheren langfristigen Renditen ergeben. Klimabezogene Investments sind tendenziell kapitalintensiv und höhere Fremdkapitalkosten dürften die Wirtschaftlichkeit dieser langfristigen Investments schmälern. Da viele der erwarteten politischen Maßnahmen der Trump-Regierung die Inflation anheizen werden, dürfte die Fed bei ansonsten gleichen Bedingungen die Zinsen langsamer senken. Bereiche wie Windkraft und Solarenergie, in denen die Nachfrage weniger stark wächst, dürften sich daher langsamer erholen.
Was die Politik angeht, so halten wir eine Aufhebung des Inflation Reduction Act für unwahrscheinlich, denn damit sind möglicherweise rechtliche Herausforderungen verbunden, die sich über mehrere Jahre hinziehen könnten. Eine vollständige Rücknahme des Gesetzes ist unseres Erachtens auch deshalb unwahrscheinlich, da die in diesem Rahmen getätigten Investitionen größtenteils in Regionen geflossen sind, in denen die Republikaner die Mehrheit haben (einigen Schätzungen zufolge rund 80 % der bisher investierten Gesamtsumme). Mittelfristig erwarten wir, dass Steuervorteile, die ein hohes Stellen-Kosten-Verhältnis ermöglichen, beibehalten werden, beispielsweise der Production Tax Credit (PTC) und der Investment Tax Credit (ITC), die hauptsächlich die Branchen Windkraft bzw. Solarenergie betreffen. Allerdings könnte es sein, dass diese Steuergutschriften früher als geplant ausgeschlichen oder die Gesamtausgaben gedeckelt werden. Wir möchten darauf hinweisen, dass in Bundesstaaten wie Ohio, Alabama, Tennessee und North Carolina milliardenschwere Investitionen im Bereich Solarmodulherstellung angekündigt sind. Die Unternehmen könnten nun darauf drängen, dass ihnen diese Gutschriften zugesichert werden, bevor sie die Investitionen tatsächlich tätigen.
Eine größere Unsicherheit sehen wir bei den Subventionen für Elektrofahrzeuge. Trump wird wahrscheinlich die Steuergutschrift für KäuferInnen von Elektrofahrzeugen streichen, die Anreize für die heimische Produktion von Elektrofahrzeugen jedoch beibehalten. Unseres Erachtens haben sich die Unternehmen darauf bereits eingestellt. Wir denken, dass der Umstieg auf Elektrofahrzeuge davon abhängt, ob sich die Unternehmen zur Produktion von Elektrofahrzeugen verpflichten, und entsprechende Zusagen bestehen größtenteils weiterhin. Wir gehen davon aus, dass sich der Umstieg auf Elektrofahrzeuge 2025 und 2026 in den USA allmählich beschleunigen dürfte, wenn die Preise im Vergleich zu Fahrzeugen mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren wettbewerbsfähiger werden. 31 Mandate auf bundesstaatlicher Ebene (mit unterschiedlichen Verbindlichkeitsgraden und Fristen) unterstützen ebenfalls ein künftiges weiteres Wachstum der Elektrofahrzeugbranche in den USA, mit oder ohne Steuervorteile auf Bundesebene. Das größte Risiko ist weniger die Umkehr dieses Trends als die Verlangsamung der Durchsetzung von Elektrofahrzeugen.
Abgesehen von den oben genannten Bereichen sehen wir einzelne Aspekte des IRA stärker gefährdet, insbesondere die Anreize für unseres Erachtens eher spekulative Bereiche wie Wasserstoff und Kohlenstoffabscheidung. Wir erwarten, dass Energieunternehmen auf weniger aggressive Subventionen in diesen Bereichen drängen werden, und stufen dies als einen Teil des IRA ein, der wenig Arbeitsplätze schafft, aber hohe Subventionen verschlingt und daher gestrichen werden könnte. Aus Anlagesicht halten wir es nicht für wahrscheinlich, dass diese Branchen ein rentables Wachstum erreichen werden. Daher werden wir Investitionen in entsprechende Unternehmen voraussichtlich weiterhin vermeiden, solange nicht mehr Belege für eine nachhaltige Rentabilität vorliegen.
Keine große Gefahr sehen wir bei den Teilen des IRA, die sich auf die Landwirtschaft auswirken, beispielsweise bei den Subventionen für Kraftstoffe aus Mais und Ethanol, die die Produktion von erneuerbaren Kraftstoffen fördern. Da Trump vor allem im ländlichen Raum viel Erfolg hat, dürfte der Status quo in diesem Bereich beibehalten werden. Mögliche regulatorische Änderungen dürften eher darauf abzielen, die Einnahmen der Landwirtinnen und Landwirte zu erhöhen. Unterdessen dürfte die weitere Unterstützung von Bau und Infrastruktur den Anbietern von Baumaterialien zugutekommen, darunter auch Unternehmen, deren Produkte auf Energieeffizienz ausgerichtet sind.
Verständlicherweise werden klimabezogene Investitionen nun etwas pessimistischer gesehen als vor der Wahl. Wir möchten jedoch betonen, dass viele Klimaschutz- und klimaschutznahe Branchen in den USA genau wie während der ersten Amtszeit von Donald Trump auch weiterhin wachsen dürften, bedingt durch verschiedene Initiativen auf Ebene der Bundesstaaten und durch Unternehmenszusagen und auch ganz einfach aus wirtschaftlichen Gründen.
Die negativen Nachrichten des vergangenen Jahres haben zur Folge, dass die Bewertungen in vielen Segmenten des Sektors saubere Technologien nun deutlich attraktiver sind. Wir haben Titel in unser Portfolio aufgenommen, in denen wir uns aufgrund der unattraktiven Bewertungen vorher nicht engagieren konnten. Unseres Erachtens haben die Bewertungen Ende 2024 ein Niveau erreicht, das zeigt, dass der Markt nicht mehr bereit ist, eine Prämie für umweltfreundliche Unternehmen zu zahlen. In vielen Fällen ist auch das Potenzial für eine langfristige Wachstumsrate über dem BIP-Wachstum nicht mehr eingepreist. Wir hoffen, dass wir diesen Trend 2025 weiter gewinnbringend nutzen können.
Allgemein sind wir der Auffassung, dass die Bewertungen künftig eine bedeutende Triebkraft der Aktienrenditen sein werden. Verschiedene Kennzahlen zu Bewertungsspreads und Momentum liegen nahe an Allzeithochs. Die Erwartung einer gewissen – vielleicht auch gesunden – Normalisierung ist daher angemessen. Das Thema Klimawandel ist wichtiger denn je, da jedes plausible Szenario einer globalen Erwärmung um maximal 1,5 °C allmählich außer Reichweite rückt. Wir denken, dass weiterhin erhebliche Chancen in aus unserer Sicht unterbewerteten Unternehmen bestehen, die einen bedeutenden positiven Einfluss auf den Klimaschutz und/oder die Anpassung an den Klimawandel haben.
Nachfolgend sind einige Chancen für 2025 aufgeführt, die uns besonders optimistisch stimmen, sowie die Gründe für unsere Zuversicht:
WO LIEGEN DIE RISIKEN?
Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Verlusts des Anlagekapitals.
Beteiligungspapiere unterliegen Kursschwankungen und sind mit dem Risiko des Kapitalverlusts verbunden.
Festverzinsliche Wertpapiere bergen Zins-, Kredit-, Inflations- und Wiederanlagerisiken sowie das Risiko eines möglichen Verlusts des eingesetzten Kapitals. Wenn die Zinssätze steigen, fällt der Wert von festverzinslichen Wertpapieren.
Internationale Anlagen sind mit besonderen Risiken verbunden. Hierzu gehören Währungsschwankungen sowie gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Unsicherheiten, die zu erhöhter Volatilität führen können. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer.
Der Anlageverwalter kann ESG-Kriterien in den Research- oder Anlageprozess einbeziehen. ESG-Überlegungen sind jedoch nicht notwendigerweise ein ausschlaggebender Faktor bei der Titelauswahl. Darüber hinaus kann der Anlageverwalter unter Umständen nicht jede Anlage unter ESG-Aspekten prüfen, und möglicherweise wird nicht jeder ESG-Faktor identifiziert oder bewertet. Die ESG-Strategien der Manager können die Art und Anzahl der verfügbaren Anlagen einschränken, sodass möglicherweise günstige Marktgelegenheiten verpasst werden oder schlechtere Ergebnisse erzielt werden als mit Strategien, die nicht solchen Kriterien unterliegen. Es kann nicht garantiert werden, dass die ESG-Richtlinien der Strategie zum gewünschten Erfolg oder einer besseren Performance führen.
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