Mit der gestrigen Amtseinführung von Donald Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten rücken die potenziellen wirtschafts- und handelspolitischen Weichenstellungen seiner neuen Administration in den Fokus.
21.01.2025 | 11:01 Uhr
Lizzy Galbraith, politische Ökonomin bei abrdn; Paul Diggle, Chief Economist bei abrdn sowie Kirsty Desson, Fondsmanagerin des abrdn Global Smaller Companies Fund erläutern die erwarteten Entwicklungen in den nachfolgenden Kommentaren.
Lizzy Galbraith, politische Ökonomin bei abrdn, sagte:
„Gestern wurde Donald Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Wir erwarten in den kommenden Tagen und Wochen eine Reihe von Dekreten zu Einwanderung, Zöllen und Deregulierung. Diese werden Aufschluss über die generelle Richtung der Politik geben.
In Bezug auf den Handel erwarten wir, dass Trump in einem ersten Schritt zumindest einige Zölle gegenüber China wieder auf das Niveau seiner ersten Amtszeit anheben wird. Er könnte auch Handelsuntersuchungen nach Abschnitt 301 des US-Handelsgesetzes gegen Mexiko, Kanada und die EU einleiten, was eine Vorstufe zu höheren Zöllen wäre.
Letztlich gehen unsere handelspolitischen Grundannahmen von einer deutlichen Anhebung der Zölle gegenüber China aus. Gegenüber anderen Ländern erwarten wir jedoch einen gezielteren sektor- und produktspezifischen Ansatz, um einen globalen Basiszoll zu vermeiden.
Ein expansiverer Einsatz von handelspolitischen Notstandsbefugnissen, einschließlich der Anwendung des International Emergency Economic Powers Act (IEEPA), könnte jedoch darauf hindeuten, dass sich die Handelspolitik eher ein Szenario „Trump entfesselt“ annähert.“
Paul Diggle, Chief Economist bei abrdn, fügte hinzu:
„Der abrdn House View bleibt dennoch positiv für Aktien aus Industrieländern, da das starke Gewinnwachstum in den USA und die wahrscheinliche Ausweitung der Gewinner in den Bereichen Technologie und künstliche Intelligenz eine fundamentale Grundlage für die Aktienmarktentwicklung bilden. Die hohen Bewertungen von US-Aktien bergen jedoch Risiken, da die Bewertungsdifferenz zwischen US- und europäischen Aktien mittlerweile ein Rekordniveau erreicht hat. Die Höhe unserer Position bleibt daher relativ gering.
Die bevorstehenden Veränderungen in der US-Politik bringen nach Ansicht unserer Experten zwar Unsicherheiten mit sich, dürften aber insgesamt überproportionale Vorteile für US-Unternehmen, insbesondere Small Caps, mit sich bringen. Die von der Trump-Regierung verfolgte Deregulierungsagenda wird wahrscheinlich dazu führen, dass die Federal Trade Commission Fusionen und Übernahmen erleichtert, die Eigenkapitalvorschriften für Banken gelockert werden und mehr Genehmigungen für die Energieexploration erteilt werden. Senkungen der Unternehmenssteuern werden tendenziell vor allem kleineren Unternehmen zugutekommen, während Zölle international ausgerichtete Unternehmen unverhältnismäßig hart treffen werden.“
Unsere Fondsmanager zeichnen hier ein sehr nuanciertes Bild. Kirsty Desson, Fondsmanagerin des abrdn Global Smaller Companies Fund, weist darauf hin:
„Während die Stärke der US-Makrodaten die Anleger weiterhin überrascht, scheint aus einer Bottom-up-Perspektive ein Teil des Optimismus eingepreist zu sein. Daten von der Bank of America zeigen, dass der US-Markt für Small Caps eine annualisierte 10-Jahres-Rendite von 8 % einpreist. Dies entspricht in etwa den langfristigen (10-jährigen) Renditen der Benchmark. Gleichzeitig liegen die Gewinnerwartungen für Small Caps über dem Durchschnitt. Zusammengenommen deutet dies darauf hin, dass der Markt im historischen Vergleich nahe am Fair Value liegt. Wie immer gibt es individuelle Chancen bei qualitativ hochwertigen Titeln, die die Fähigkeit haben, unabhängig vom Markt zu wachsen, aber auf Indexebene ist eine neutrale Gewichtung in einem globalen Kontext gerechtfertigt.“
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