Pietro Baffico, European Economist bei abrdn, kommentiert die Ergebnisse der EZB-Ratssitzung wie folgt:
19.04.2022 | 07:58 Uhr
„In
Übereinstimmung mit unseren Erwartungen ließ die EZB ihre Politik
unverändert und bestätigte ihren allmählichen Übergang zur
Normalisierung der Geldpolitik. Gleichzeitig betonte sie ihr Mantra der
Datenabhängigkeit und der Optionalität. Die Aussagen von Christine
Lagarde waren insgesamt weniger aggressiv, als der Markt nach dem
Inflationsanstieg im März erwartet hatte. Der EZB-Rat bestätigte, dass
die Nettokäufe von Vermögenswerten im Rahmen des APP im dritten Quartal
abgeschlossen sein sollten.
Dies
war zwar bereits seit der März-Sitzung absehbar, verdeutlicht aber,
dass das Fenster für eine Zinserhöhung im vierten Quartal weit offen
ist. Angesichts der Tatsache, dass die EZB offen lässt, wann die
Nettokäufe im dritten Quartal eingestellt werden, besteht immer noch die
Möglichkeit, dass die Käufe vor September beendet werden, um die
Sitzung im Hinblick auf eine mögliche Zinserhöhung zu nutzen.
Andererseits
schließt diese Bestätigung die Tür für Spekulationen über eine
plötzliche erste Zinserhöhung im Juni oder Juli. Die Anleger, die
bereits mit weiteren Zinserhöhungen im Laufe des Sommers gerechnet
hatten, müssen ihre Erwartungen zurückschrauben, da die heutige Sitzung
weniger restriktiv ausfiel als erwartet. Dies spiegelte sich in der
Marktreaktion wider: Der Euro gab gegenüber dem USD nach und die
Anleiherenditen der Eurozone sanken."
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