DPAM: Aktuelle Marktturbulenzen – Alle schauen auf die Fed

Yves Ceelen, Head of Institutional Portfolio Management Mandates & Global Balanced bei DPAM
Kommentar

Yves Ceelen, Head of Institutional Portfolio Management Mandates & Global Balanced bei DPAM, beurteilt die aktuellen Finanzmarktturbulenzen:

06.08.2024 | 07:32 Uhr

Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Finanzmärkte im Sommer korrigieren. Die letzte Episode dieser Art war zweifellos die durch die Abwertung des Renminbi am 11. August 2015 ausgelöste Börsenkorrektur. Dieses Ereignis kam für den Markt ziemlich überraschend.

Diesmal ist der Ursprung ebenfalls in Asien und auf den Währungsmärkten zu suchen. Am 31. Juli überraschte die japanische Zentralbank (BoJ) die Märkte mit einer Anhebung ihres Leitzinses um einen Viertelprozentpunkt. Die Märkte, die nur mit einer Erhöhung um 0,10 %punkten gerechnet hatten, wurden überrumpelt. Während seiner Pressekonferenz äußerte sich BoJ-Gouverneur Ueda zudem hawkischer als sonst. Darüber hinaus veranlassten schwache Arbeitsmarktdaten aus den USA die Anleger dazu, ihre Erwartungen für die US-Kurzfristzinsen und den US-Dollar zu senken.

In der Folge wertete der Yen heftig auf und kehrte eine spekulative Bewegung um, die sich seit zwei Jahren aufgebaut hatte und als Yen-Carry-Trade bezeichnet wird. Um seine Bedeutung zu verstehen, muss man sich vor Augen halten, dass der Yen bis vor kurzem eine wichtige Finanzierungsquelle war, da seine Zinssätze nahe bei Null lagen. Es ist schwierig, sich ein genaues Bild über das eingesetzte Volumen zu machen, aber einige Analysten schätzen, dass sich die aufgenommenen Beträge auf fast 4.000 Milliarden USD belaufen.

Wenn Hebelwirkung und weniger liquide Märkte (Sommerzeit) im Spiel sind, führt eine Trendwende (schwacher Yen zu starkem Yen) unweigerlich zu Nachschussforderungen. Diejenigen, die gezwungen sind, ihre Risikopositionen zu verkaufen, stoßen ihre Positionen ab, was die Geschwindigkeit der Aktienmarktkorrektur seit letztem Mittwoch erklärt. Auch andere Märkte sind betroffen, wie Rohstoffe, risikoreichere Anleihen und einige Währungen wie der mexikanische Peso.

Alle Augen richten sich nun auf die Zentralbanken, sei es die BoJ oder die Fed. Wird die Fed mit einer Zinssenkung bis zur nächsten geplanten Sitzung im September warten oder wird sie – wie der Markt erwartet – eine frühere Sitzung einberufen, um die Märkte zu beruhigen. Ein rasches Handeln – sprich in den nächsten Tagen – hätte den Vorteil, dass ein erheblicher Börsenschock mit Auswirkungen auf den amerikanischen Konsum vermieden würde. Als „Kreditgeber der letzten Instanz“ des globalen Währungssystems trägt die Fed diese Art von Verantwortung. Ein koordiniertes Vorgehen der Staats- und Regierungschefs der G7 oder G20 ist ebenfalls möglich. So geschah es vor fast 10 Jahren, als der Renminbi in Schwierigkeiten war.

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