DPAM: Optimismus begründet, Vorsicht geboten

Bruno Lamoral, Portfoliomanager bei DPAM
Kommentar

Euroland-Anleger konnten mit US-Aktien im vierten Quartal 2024 fast 15 % Zuwachs erzielen – die Hälfte davon dank des aufgewerteten US-Dollars.

27.01.2025 | 09:00 Uhr

Ein Nachweis für den immensen Einfluss der US-Politik auf die Finanzmärkte. Was das für die kommenden Monate bedeutet, analysiert Bruno Lamoral, Portfoliomanager bei DPAM:

Die Märkte waren sich schnell darüber einig, was Trumps zweite Amtszeit für die Weltwirtschaft bedeutet. Aktienanleger freuen sich auf die versprochenen Steuersenkungen und Deregulierungsmaßnahmen, welche die Unternehmensgewinne ankurbeln dürften. Anleihenanleger sorgen sich über die Inflation, die durch höhere Handelsbarrieren und angespannte Arbeitsmärkte entstehen könnte.

US-Dynamik vs EU-Ungewissheit

Der energische Kurswechsel in der US-Politik steht in krassem Gegensatz zur weniger entschlossenen Führung in Europa. Die beiden größten Volkswirtschaften der EU sind in einer prekären Lage, während die europäische Industrie mit einer Rezession konfrontiert ist. Die Europäische Kommission räumt der Regulierung weiterhin Vorrang vor Innovation ein, was Produktivitätssteigerungen behindert. Die sind jedoch erforderlich, um die demografischen Herausforderungen zu meistern. Der Bürokratieabbau sollte 2025 für die neue EU-Kommission daher oberste Priorität haben.

Optimismus mit Fragezeichen

Die Investoren sind sehr optimistisch; an den Aktienmärkten herrscht großer Andrang. Normalerweise ist in einem solchen Moment Vorsicht geboten. Die Finanzmärkte benötigen eine zusätzliche Liquiditätsspritze – vor allem Dollar-Liquidität –, um die positive Stimmung aufrechtzuerhalten. Die Fed muss jedoch die Risiken einer steigenden Inflation gegen die drohende Zunahme der Arbeitslosigkeit abwägen. Im vergangenen Jahr wurden Entlassungen in zinssensiblen Sektoren teilweise durch neu geschaffene Arbeitsplätze an anderer (meist staatlicher) Stelle ausgeglichen. Doch die Bemühungen um eine höhere Effizienz der US-Regierung könnten dies ändern. Wenn sich der Unternehmenssektors zeitgleich um den Schutz seiner Margen bemüht, könnte die Zurückhaltung der öffentlichen Hand einen entscheidenden Unterschied machen.

In positive Richtung könnten z.B. sinkende Energiepreise wirken. Die OPEC-Länder verfügen über erhebliche freie Produktionskapazitäten, und wenn Trump seine aggressive Förderstrategie umsetzt und einen Burgfrieden im Nahen Osten erzwingt, dürften die Ölpreise fallen. Dies könnte den europäischen Unternehmen die dringend benötigte Entlastung bringen. In Kombination mit weiteren Zinssenkungen durch die EZB im angeschlagenen Tempo könnte dies den Weg für eine Neubewertung europäischer Aktien ebnen.


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