Wie sieht ein geeignetes Portfolio für Trumps zweite Amtszeit aus? Yves Ceelen, CIO Global Balanced von DPAM, mit einer ersten Aufstellung:
19.11.2024 | 10:03 Uhr
Nach dem Wahlsieg können die Republikaner viele Änderungen durchsetzen. Die Welt wird sich in hohem Tempo anpassen müssen. Und es tut sich schon einiges: Katar will die Hamas-Führer nicht mehr im Land dulden, in Deutschland werden Neuwahlen vorgezogen und in Japan führt Premierminister Ishiba inzwischen nur noch eine Minderheitsregierung.
Rest der Welt muss reagieren
Die Kurse von US-Aktien profitieren derzeit von potenzieller Deregulierung und niedrigeren Steuern. Wird Europa nachziehen? Die EU-Kommission diskutiert schon lange über die Finanzierung von Innovationen; hoffentlich erkennt man jetzt die Dringlichkeit. Wichtiger, um mit dem Rest der Welt Schritt zu halten, und schwieriger wird die Deregulierung sein. Die EZB wiederum könnte gezwungen sein, den Forderungen des Marktes nach mehr Liquidität nachzukommen – Zinssenkungen um 25 Basispunkte wären dann nicht mehr ausreichend. Ähnliches gilt für China, wo die angekündigten Konjunkturmaßnahmen nicht genügen, um globale Investoren zu überzeugen.
Wende beim Dollarkurs möglich
Für den Rest des laufenden Jahres scheint es unklug, sich gegen die Dynamik der US-Aktienmärkte und des Dollars zu stellen. Bisher hat Trump nur dollarpositive Maßnahmen angekündigt, während er einen schwächeren Greenback bevorzugt, um die Wettbewerbsfähigkeit der USA in bestimmten Sektoren zu steigern. Der Dollarkurs könnte seine Richtung ändern, wenn Trump seine Agenda vorantreibt.
Positiv für Aktien, Immobilienaktien, Gold
Wir bleiben insgesamt positiv in Bezug auf Aktien und bevorzugen US-Titel. Diese sind nicht wesentlich teurer als Aktien aus anderen Regionen, wenn man die sektoralen Abweichungen und die höhere Kapitalrendite von US-Unternehmen berücksichtigt. Darüber hinaus scheinen auf kurze Sicht Small Caps sowohl in Europa als auch in den USA interessant zu sein. Die künftige „America first“-Politik sollte US Small Caps besonders begünstigen. Gesunde Bilanzen sind jedoch zu bevorzugen, da viele Small Caps nicht profitabel und anfällig für Zinserhöhungen sind.
Neben Aktien können börsennotierte europäische Immobilien noch immer überzeugen, vor allem dank des Wachstums und steigender Dividenden, während die Bewertungen erheblich unter den Nettoinventarwerten liegen. Wir erwarten für das nächste Jahr eine Rendite von mehr als 7,5 %.
Ebenso beurteilen wir Gold positiv, auch wenn die Dynamik im Zuge des Wahlsiegs von Trump nachgelassen hat. Die Zentralbanken weltweit stocken ihre Goldreserven weiter auf und sorgen damit für stetige Nachfrage. Privatkunden, die gerade erst in Gold investiert haben, dürften in den kommenden Monaten risikoreichere Anlagen wie Aktien bevorzugen.
High-Yield Corporates aus Euroland, Anleihen aus Schwellenländern attraktiv
Auf der Rentenseite bevorzugen wir hochverzinsliche Unternehmensanleihen in der Eurozone, deren Bilanzen solide sind. Darüber hinaus setzen wir auf Schwellenländeranleihen in Landeswährung, halten angesichts der Dollar-Stärke aber auch ein Engagement in Hartwährung für sinnvoll. Bei Investment-Grade-Staatsanleihen und Unternehmensanleihen bleiben wir zurückhaltend.
Risiken: Geld-, Fiskal-
und US-Politik
Am Markt für kurzfristige Finanzierungen in der Eurozone scheint es potenzielle Probleme zu geben. Die EZB müsste diese angehen; bisher senkt sie die Zinsen eher zögerlich. Darüber hinaus sind die Konjunkturmaßnahmen in der EU und in China begrenzt. In den USA könnte die Dynamik bis zum Wechsel im Weißen Haus anhalten. Danach muss die Regierung hohe Erwartungen erfüllen – Enttäuschungen und damit ein vorübergehender Rückschlag sind nicht auszuschließen.
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