DPAM: Überrendite und Nachhaltigkeit – wie passt das zusammen?

Mathias Talmant, Fondsmanager bei DPAM
Kommentar

Müssen sich Anleger zwischen einer guten Sache (Wirkung) und einer anderen guten Sache (finanzielle Rendite) entscheiden?

26.07.2024 | 09:10 Uhr

Impact-Investments beweisen, dass positive Wirkung Wertzuwächsen nicht im Wege steht, sagt Mathias Talmant, Fondsmanager bei DPAM:

Seit über zehn Jahren vollzieht sich in der Investmentwelt ein Paradigmenwechsel. Angeführt von ethisch orientierten Pensionsfonds, Stiftungen und einer neuen Generation von Anlegern, spiegelt dieser Wandel ein wachsendes Interesse an Investments wider, die Unternehmen bei ihren ökologischen und sozialen Herausforderungen unterstützen. Laut Global Impact Investing Network (GIIN) werden Impact-Investments mit der Absicht getätigt, neben einer finanziellen Rendite auch positive messbare soziale und ökologische Wirkungen zu erzielen.

Woher kommt der vermeintliche Zielkonflikt?

Einige Stimmen kritisieren den vermeintlichen Zielkonflikt zwischen Impact (soziale und ökologische Rendite) und Alpha-Generierung (finanzielle Rendite). Ein Irrglaube dieser Skeptiker lautet: Die Rendite fällt umso geringer aus, je stärker der Schwerpunkt auf der Wirkung liegt. Die Ansicht, dass finanzieller Gewinn und sozialer Nutzen einander ausschließen, ist womöglich auf die Polarität zwischen zwei großen Wirtschaftsschulen zurückzuführen, die von Joseph Schumpeter und R. Edward Freeman angeführt wurden. Schumpeter hob das Profitmotiv als Motor des wirtschaftlichen Wandels hervor. Sein kapitalistisches Modell ist auf Wachstum und Gewinn ausgerichtet. Freemans Stakeholder-Theorie hingegen besagt, dass Unternehmen nicht nur für die Aktionäre, sondern für alle Stakeholder, einschließlich der Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und der Gemeinschaft, Werte schaffen sollten. Beide Theorien sind jedoch nicht unvereinbar, sondern ergänzen sich. Der Grund: Eine ganzheitliche Betrachtung von gewinn- und stakeholderzentrierten Attributen unterstützt langfristig eine höhere Wertschöpfung.

Streng nachhaltig, langfristig vorne

Im langfristigen Performancevergleich (5 Jahre) ließen Fonds mit den strengsten Nachhaltigkeitsauflagen (Artikel 9) sowohl „hellgrüne“ als auch traditionelle Anlagestrategien deutlich hinter sich. Bei kürzeren Fristen (3 Jahre und weniger) war dies jedoch umgekehrt. Dies lag vor allem an der Sektorausrichtung von Impact-Fonds (geringe Berücksichtigung der am Markt bevorzugten Technologiewerte) und der restriktiven Geldpolitik, die auf Aktien aus dem Bereich der erneuerbaren Energien drückte. Dies sind jedoch nur vorübergehende Rückschläge für das Impact Investing. Die langfristige Überrendite wird durch einen wachsenden Konsens unter Unternehmen und Vermögensverwaltern angetrieben, sich an wichtigen Themen und Vorschriften wie den UN-Entwicklungszielen und der entstehenden EU-Taxonomie auszurichten. Diese Ausrichtung mindert nicht nur das Risiko, sondern nutzt auch die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Trends und steigert so die langfristigen Finanzerträge.

ESG-Orientierung bringt Profit

In anderen Worten: Impact Investing ist keine Wohltätigkeitsveranstaltung, sondern spiegelt das Verständnis dafür wider, dass Unternehmen, die ESG-Kriterien Priorität einräumen, angesichts globaler Herausforderungen eine höhere Widerstandsfähigkeit und Rentabilität aufweisen. So kann beispielsweise ein vernünftiger Umgang mit natürlichen Ressourcen die Gewinne steigern, während ein effektives Abfall- und Emissionsmanagement das Risiko von Regulierungsverstößen und Reputationsschäden verringern kann. Unternehmen, die Praktiken der Kreislaufwirtschaft anwenden, indem sie langlebige, wiederverwendbare und recycelbare Produkte gestalten, können von einem stabileren Betriebsumfeld, der Unterstützung durch lokale Behörden und loyalen Kunden profitieren. Ein gutes Talentmanagement kann die Bindung von Mitarbeitern verbessern, welche Innovation und Wachstum vorantreiben. Jedes dieser Beispiele wird durch eine Vielzahl akademischer Untersuchungen gestützt. Sie unterstreichen das Potenzial von Impact Investing, langfristig bessere risikobereinigte Portfoliorenditen zu erzielen, indem die immer bedeutsameren ökologischen und sozialen Themen berücksichtigt werden.

Konvergenz statt Kompromiss

Impact Investing bildet eher eine Konvergenz als einen Kompromiss ab. Durch die sorgfältige Auswahl von Unternehmen, die ihre Wirkungsziele nicht nur versprechen, sondern auch einhalten, können Anleger sowohl gesellschaftlichen Nutzen als auch finanziellen Gewinn erzielen. Anleger müssen also nicht zwischen Impact und Alpha abwägen. Allerdings müssen sie den Crowding-Effekt bei beliebten Impact-Aktieninvestments anerkennen. Aufschläge auf stark nachgefragte Aktien mit Impact-Label können die Rendite schmälern. Demgegenüber stehen jedoch noch viele ungenutzte Möglichkeiten im Bereich nachhaltiger Investments.


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