Die konjunkturelle Entwicklung fiel im 1. Quartal je nach Land unterschiedlich aus, da in vielen Teilen der Welt die Corona-Infektionszahlen wieder stiegen und so zu weiteren Beschränkungen führten.
21.06.2021 | 12:25 Uhr
Gleichzeitig beschleunigten die USA und Großbritannien ihre Impfprogramme, was es ihnen ermöglicht hat, die Wiedereröffnung ihrer Wirtschaft schon deutlich vor dem Sommer zu planen. Auch in Europa kommen die Impfungen inzwischen schneller voran, während Japan nach wie vor hinterherhinkt. Bedrohlich bleibt die Lage allerdings in vielen Schwellenländern, in denen der Kampf um eine langsamere Ausbreitung des Virus noch andauert.
Die USA profitierten von US-Präsident Joe Bidens 1,9 Billionen USD schwerem Hilfspaket, das zügig auf den Weg gebracht wurde, um nach der Konjunkturdelle Ende 2020 Wachstum und Beschäftigung wieder anzukurbeln. Obwohl anderen Industrieländern keine so großzügige Fiskalunterstützung zuteilwurde, haben sie sich auf den pandemiebedingten Start-Stopp-Modus ihrer jeweiligen Wirtschaft einstellen können und die jüngsten Phasen der eingeschränkten Mobilität besser überstanden als erwartet.
Die weitere Entwicklung bis zur kompletten Wiedereröffnung der Volkswirtschaften hängt erheblich vom Impftempo ab. Der Tourismus, die Unterhaltungsbranche und das Gastgewerbe sind weiterhin die am härtesten getroffenen Sektoren, doch zeichnet sich auch hier dank vertrauensstärkender Impfkampagnen langsam wieder eine bessere Zukunft ab. Wir gehen davon aus, dass die aufgestaute Nachfrage nach Dienstleistungen das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte anfachen und zu Phasen mit Inflationsdruck führen wird. Die Zentralbanken dürften allerdings darüber hinwegsehen.
Die Zentralbanken haben die Finanzmärkte erfolgreich mit groß angelegten quantitativen Lockerungsprogrammen gestützt und werden in den kommenden Quartalen ihre Bilanzen weiter ausweiten, wobei langfristig mit erhöhten Bilanzsummen zu rechnen ist. Die Regierungen werden zur Bewältigung ihrer deutlich gestiegenen Schulden zusätzliche Unterstützung benötigen, was wiederum das potenzielle Wachstum der Volkswirtschaften weiter belasten und den Inflationsdruck begrenzen dürfte.
Inzwischen ist schon mehr als ein Jahr vergangen, seit die ersten Covid-19-Fälle in den USA auftraten und die Wirtschaft praktisch zum Stillstand kam. Dank zügiger geld- und haushaltspolitischer Hilfen konnte der Konjunktureinbruch gestoppt werden, die Finanzmärkte wurden gestützt, und die privaten Haushalte verfügten über zusätzliche Liquidität, obwohl gleichzeitig die Arbeitslosigkeit zunahm. Nach der kurzzeitigen Wachstumsdelle im Schlussquartal 2020 werden nun mit großzügigen Konjunkturmaßnahmen die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Wirtschaft noch vor dem Sommer wieder das Vor-Corona-Dollar-Niveau erreichen kann.
Joe Bidens erstes Hilfspaket über insgesamt 1,9 Billionen USD wurde nach der umgehenden Ablehnung durch die Republikaner mithilfe des vereinfachten Reconciliation-Verfahrens auf den Weg gebracht. Weitere groß angelegte, längerfristige Programme in Bereichen wie Infrastruktur, Umwelt und gesellschaftliche Ungleichheit dürften indes nicht so leicht zu verabschieden sein. Einstweilen aber werden die schneller steigenden Impfzahlen, die Lockerungen der Beschränkungen für Dienstleister und die extrem hohen Sparguthaben der Privathaushalte in diesem Jahr ein Wachstum von 6 % und mehr ermöglichen – und dabei auch der Beschäftigungserholung in den kommenden Monaten wieder neuen Schwung verleihen. Diese vermehrte Aktivität dürfte zweifellos immer wieder zu Inflationsdruck führen, wobei die US-Notenbank bereits angekündigt hat, darüber hinwegsehen zu wollen.
Abb. 1: Prognosen für die USA
Quelle: Threadneedle Asset Management Limited, Bloomberg, April 2021. Hinweise: (T) = Prognose von TAML, (Kons) = Konsensprognose, * bezeichnet eine zwischenzeitliche Änderung. Änderungen an Prognosen von Threadneedle: BIP 2021 von 5,0 zu 6,4; Gesamtinflation 2021 von 2,0 zu 2,3; Kerninflation 2021 von 1,7 zu 2,2; EUR/USD 2021 von 1,27 zu 1,15; USD/JPY 2021 von 100 zu 110.
In den Stadtzentren erholt sich die Mobilität am langsamsten, denn die Arbeit im Homeoffice ist für einige Menschen nach wie vor eine realistische – und auch bevorzugte – Option. Dieser Trend dürfte noch einige Zeit Bestand haben. Mit vermehrtem „Remote Working“ wuchs auch der Wunsch nach größeren Wohnungen und Häusern, was im Winter bei Wohnimmobilien in den Vorstädten zu einem sprunghaften Preisanstieg führte. Da die Zahl der geimpften Personen in der Bevölkerung wächst und viele potenzielle Käufer durch die hohen Immobilienpreise aus dem Markt gedrängt werden, ist hier aber schon bald wieder mit einer nachhaltigeren Entwicklung zu rechnen.
Entscheidend bleibt die fortgesetzte Unterstützung der Wirtschaft. Die US-Notenbank Fed ist sich sehr wohl bewusst, dass die Corona-Pandemie einkommensschwächere Minderheiten-Haushalte besonders hart getroffen hat. Ihr Vorsitzender Jerome Powell hat deshalb auch seine Absicht bekundet, die Zinsen so lange wie nötig niedrig zu halten, um die Erholung zu unterstützen.
Nach einem holprigen Start gewinnen die Impfprogramme auf dem europäischen Festland nun an Tempo. Und auch wenn das Aktivitätsniveau generell widerstandsfähiger gegenüber den Mobilitätsbeschränkungen scheint als während der Lockdown-Phasen des vergangenen Jahres, so wirft Covid-19 dennoch nach wie vor einen Schatten über die wirtschaftliche Performance der Eurozone. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen zusätzliche Einschränkungen (insbesondere die, die Mitte April in Frankreich und Deutschland verhängt wurden) auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 2. Quartal haben werden.
Die Indikatoren für das Wirtschaftsklima zeigen indes weiterhin nach oben. Dies gilt vor allem für das verarbeitende Gewerbe, wo die Neuaufträge einen Post-Pandemie-Boom zu beflügeln scheinen. Bis jetzt spiegeln die „harten“ Daten keinen gesteigerten Optimismus wider – möglicherweise weil zeitliche Verzögerungen im Spiel sind oder Umfragen einen übertriebenen Optimismus ausweisen, so wie während der Wirtschaftswachstumsphase 2017.
Die Verfassung des Arbeitsmarktes dürfte der verlässlichste Indikator für die mögliche Stärke der Binnennachfrage sein. Allerdings werden hier die Daten nach wie vor von der hohen Zahl von Menschen verzerrt, die in Kurzarbeitsprogrammen beschäftigt sind. Es könnte somit noch einige Zeit dauern, bis das ganze Ausmaß der Arbeitsmarktflaute in der Eurozone sichtbar wird.
Bis dahin beruht der Optimismus hinsichtlich einer kräftigen (und inflationären) Konsumerholung darauf, dass die Privathaushalte das Geld, das sie während der vergangenen rund zwölf Monate gespart haben, wieder großzügig ausgeben werden. Analysen der Banque de France und anderer Stellen legen jedoch nahe, dass der bei Weitem größte Teil des während der Pandemie weggefallenen Konsums auf den Dienstleistungssektor entfällt – und hier gibt es offensichtliche Grenzen in Bezug auf den Konsumumfang, der sich wieder hereinholen lässt. Darüber hinaus haben (genau wie in anderen Regionen) vor allem die Menschen Ersparnisse gebildet, die sowohl über höhere Einkommen verfügen als auch eher einer älteren Bevölkerungsgruppe angehören. Bei ihnen ist – unter ansonsten gleichen Bedingungen – die Konsumneigung weniger stark ausgeprägt.
Abb. 2: Prognosen für die Eurozone
Quelle: Threadneedle Asset Management Limited, Bloomberg, April 2021. Hinweise: (T) = Prognose von TAML, (Kons) = Konsensprognose, * bezeichnet eine zwischenzeitliche Änderung. Änderungen an Prognosen von Threadneedle: BIP 2021 von 4,0 zu 4,3; Gesamtinflation 2021 von 1,0 zu 1,5; Leitzinsen 2021 von -0,6 zu -0,5; EUR/USD 2021 von 1,27 zu 1,15.
Die fiskalpolitische Reaktion Europas nimmt sich im Vergleich zu den kombinierten Konjunkturanreizen in den USA bescheiden aus. Anders als in Nordamerika stagniert seit Ende 2019 das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte im Euroraum, wo die Fiskalunterstützung vorrangig in Form von Maßnahmen zur Arbeitsplatzsicherung erfolgte. Unseres Erachtens dürfte dies eine weniger beeindruckende Wirtschaftserholung zur Folge haben.
Die mittelfristigen Hoffnungen für ein stärkeres BIP-Wachstum werden jedoch am besten an eine letztendliche Verlagerung weg von der prozyklischen Ausrichtung der Fiskalpolitik der EU-Mitgliedstaaten geknüpft, wie sie im finanzpolitischen Regelwerk der Eurozone verankert ist. Vermutlich werden die im Stabilitäts- und Wachstumspakt der EU festgelegten Obergrenzen für das Defizit und den Schuldenstand der einzelnen Länder bis mindestens 2023 ausgesetzt. Die Verhandlungen über diesbezügliche dauerhaftere Veränderungen dürften im weiteren Jahresverlauf wieder aufgenommen werden.
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