Künstliche Intelligenz (KI) kristallisiert sich als eine neue Grundlagentechnologie heraus, die im Begriff ist, ganze Branchen weltweit entscheidend zu verändern.
02.12.2024 | 09:56 Uhr
Wir haben kürzlich mit Matt Cioppa von der Franklin Equity Group über seine Einschätzung dieser mehrere Billionen Dollar schweren Chance gesprochen und ihn gefragt, welche Entwicklungsrichtung KI im Jahr 2025 aus seiner Sicht nehmen wird.
Matt Cioppa: Das Jahr 2024 könnte vor allem als Aufbauphase der KI bezeichnet werden. In vielerlei Hinsicht erinnert die Situation an die Anfangszeit des Cloud-Computing, als große Technologieunternehmen massiv in Cloud-Infrastrukturen investierten. Dies setzte zwar zunächst die Margen unter Druck, ebnete aber den Weg für eine starke Rentabilität. Ähnliches könnte für die KI gelten, wenn man bedenkt, dass „Big-Tech“-Unternehmen allein in diesem Jahr über 200 Mrd. USD in diesen Bereich investiert haben.1
KI ist eine Umwälzung in der Welt der Computing-Plattformen, vergleichbar mit der Internet- oder Mobilfunkrevolution. Aus unserer Sicht spiegeln die hohen Investitionen in die Grundlagentechnologie nicht nur den Glauben der Hyperscaler an die langfristige Nachfrage nach KI-Lösungen wider, sondern auch das Potenzial für neue Geschäftsmodelle. Zwar können sich nur einige wenige Technologiegiganten massive Grundlageninvestitionen leisten, doch können auch kleinere Firmen davon profitieren, indem sie auf der neuen Infrastruktur erfolgreiche Unternehmen aufbauen, ähnlich wie Salesforce und ServiceNow es während des Cloud-Computing-Booms getan haben. Im Zuge der Weiterentwicklung der KI-Infrastruktur werden wir uns zunehmend aus der Aufbauphase in Richtung praktischer Anwendungen bewegen.
Matt Cioppa: Die Nachfrage nach Anwendungen generativer KI steigt, und Unternehmen loten die Einsatzmöglichkeiten in Bereichen wie Kundensupport, Codegenerierung und Marketing aus. Unternehmen berichten bereits von spürbaren Vorteilen. So erwartet JP Morgan beispielsweise Einsparungen in Höhe von rund 1,5 Mrd. USD2 durch KI-gestützte Kundeninteraktionen und Betrugsprävention. Wir gehen davon aus, dass diese Einsparungen nur der Anfang sind. Der Einsatz von KI könnte zu Produktivitätssteigerungen in Billionenhöhe führen.
Allerdings sollten Anleger Geduld mitbringen, da grundlegende technologische Veränderungen Zeit brauchen. Nehmen wir das Beispiel Smartphones: Erst sieben Jahre nach der Markteinführung des iPhone setzten sich diese Geräte bei den Verbrauchern wirklich durch. Wir glauben, dass KI ein ähnliches Potenzial hat. ChatGPT ist sozusagen der „iPhone-Moment“ der KI. Generative KI könnte bestehende Branchen revolutionieren und völlig neue schaffen, ähnlich wie Uber, Airbnb und Netflix im Zeitalter der Mobilgeräte entstanden sind.
Matt Cioppa: Da die Verbreitung generativer KI zunimmt, wird die für ihr Wachstum benötigte Energie zu einem entscheidenden Faktor. Kurzfristig rechnen wir zwar nicht mit Stromengpässen, aber langfristig wird der Energiebedarf innovative Lösungen erfordern. In einigen Fällen könnten bestehende Technologien, wie z. B. die Kernenergie, umgenutzt werden. Führende Technologieunternehmen, darunter Microsoft, Amazon und Google, sind bereits Partnerschaften mit Kernkraftwerken eingegangen oder haben diese übernommen, um eine stabile Energieversorgung sicherzustellen.
Unabhängig von der Kernenergie ist ein vielfältiger Energiemix unerlässlich. Aktuelle Deals wie der Rekord-Stromabnahmevertrag (Power Purchase Agreement, kurz „PPA“) von Microsoft mit Brookfield Infrastructure verdeutlichen den Trend zu groß angelegten Projekten im Bereich der sauberen Energie. Wir rechnen mit weiteren Verträgen dieser Art, die den Ausbau fortschrittlicher Infrastruktur mit verstärkten Investitionen in saubere Energien kombinieren, um den steigenden Energiebedarf von KI auf effektive Weise zu decken. Zudem könnten Verbesserungen bei der Chip- und Modellarchitektur erreicht werden, die die Effizienz steigern und den Stromverbrauch senken.
Matt Cioppa: Wir vermuten, dass bisher nicht getätigte Technologieausgaben nun nachgeholt werden. Der Sieg von Donald Trump könnte zu einer Lockerung der Regulierung führen. Dies würde große Technologieunternehmen stärken und könnte bei kleineren Unternehmen Fusionen und Übernahmen vorantreiben. Wenn Trump außerdem, wie versprochen, die Executive Order der Biden-Regierung zur KI-Sicherheit aufhebt, könnte dies KI-Innovationen fördern. Es darf nicht vergessen werden, dass die USA ihren technologischen Vorsprung im globalen Wettbewerb halten wollen.
Matt Cioppa: Am 31. Oktober 2024 wurde der IT-Sektor mit einem Aufschlag von 33 % gegenüber dem S&P 500 Index gehandelt, was deutlich über dem historischen Durchschnitt von 15 % liegt.3 Lässt man jedoch Mega-Cap-Unternehmen wie Microsoft, Apple und Nvidia außer Acht, sinkt der Aufschlag auf lediglich 7 %,4 sodass sich attraktive Chancen bei kleineren und mittelgroßen Technologiewerten ergeben.
Wir gehen davon aus, dass mit zunehmender Verbreitung von KI immer mehr Unternehmen davon profitieren werden, sodass sich der Fokus der Anleger von einigen wenigen marktbeherrschenden Akteuren auf eine breitere Palette von Technologieunternehmen verlagern wird, die KI gewinnbringend für sich nutzen können. Auf wachstumsbereinigter Basis entsprechen die Bewertungen des Technologiesektors dem Fünfjahresdurchschnitt, worin sich unserer Meinung nach das Wachstumspotenzial des Sektors widerspiegelt.5
Matt Cioppa: Für eine Anlage im Technologiesektor, der durch die Transformationsmacht der KI gestützt wird, sprechen unserer Meinung nach überzeugende Argumente. Angesichts der Weiterentwicklung der KI und der damit einhergehenden Produktivitätssteigerungen erwarten wir, dass neue Branchen und Marktführer entstehen werden, ähnlich wie bei früheren technologischen Umbrüchen. Für die Anleger ist dies eine seltene Gelegenheit für ein Engagement in der Anfangsphase eines neuen Wachstumszyklus: Geduld könnte sich auszahlen, wenn sich die volle Wirkung der KI entfaltet.
Fußnoten
WO LIEGEN DIE RISIKEN?
Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Verlusts des Anlagekapitals.
Beteiligungspapiere unterliegen Kursschwankungen und sind mit dem Risiko des Kapitalverlusts verbunden.
Die Risiken und die Volatilität bei Small-Cap- und Mid-Cap-Aktien sind größer als bei Large-Cap-Aktien.
Anlagestrategien, die darin bestehen, thematische Anlagechancen zu identifizieren, und ihre Wertentwicklung können beeinträchtigt werden, wenn der Anlageverwalter die tatsächlichen Chancen nicht erkennt oder wenn sich das Thema auf nicht erwartete Weise entwickelt. Die Konzentration von Anlagen auf die Sektoren Gesundheitswesen, Informationstechnologie (IT) und/oder technologiebezogene Branchen birgt viel größere Risiken im Zusammenhang mit ungünstigen Entwicklungen und Kursbewegungen in diesen Branchen als eine Strategie, mit der in eine breitere Palette von Branchen investiert wird.
Alle im vorliegenden Dokument erwähnten Unternehmen und/oder Anwendungsfälle dienen lediglich der Veranschaulichung. Eine entsprechende Anlage wird derzeit nicht unbedingt in einem von Franklin Templeton empfohlenen Portfolio gehalten. Die bereitgestellten Informationen stellen weder eine Empfehlung noch eine individuelle Anlageberatung in Bezug auf bestimmte Wertpapiere, Strategien oder Anlageprodukte dar und sind kein Hinweis auf Handelsabsichten für ein durch Franklin Templeton verwaltetes Portfolio.
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