Das anhaltende globale Wachstum beflügelt die Luxusgüterindustrie, wobei nicht alle Segmente gleichermaßen profitieren, wie Ann Steele, Senior Portfolio Manager, European Equities bei Columbia Threadneedle, weiß.
26.04.2018 | 08:50 Uhr
Im Zuge der andauernden globalen Wachstumserholung hat die Luxusgüterindustrie in den vergangenen zwei Jahren ebenfalls einen Aufschwung erlebt. Die Umsätze in China zeigen nach oben und auch die japanischen und europäischen Luxusmarken wachsen wieder. Gleichzeitig sind Luxusgüter-Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 23 attraktiv bewertet. Ohne Hermès, dessen hohes KGV von 40,531 das Bild verzerrt, läge das durchschnittliche KGV nur bei 20-21. Das vergleicht sich mit einem historischen Durchschnitt von 18-20.
Der Aufschwung hat allerdings nicht alle Segmente des Luxusgütermarktes gleichermaßen erfasst. Schmuckhersteller haben besser abgeschnitten als Uhrenhersteller und französische Marken sind - mit wenigen Ausnahmen - besser gelaufen als italienische Marken.
Der größte Outperformer des vergangenen Jahres ist Kering, unter der Leitung von François-Henri Pinault. Seinen Erfolg hat das Unternehmen in erster Linie dem neuen Gucci-CEO Marco Bizzari sowie seinem neuen Kreativdirektor Alessandro Michele zu verdanken. Die beiden haben die Marke neu ausgerichtet und neue Produkte an den Markt gebracht. Das Ergebnis: ein beeindruckendes Umsatzwachstum.
Die LVMH-Aktie hat sich ebenfalls positiv entwickelt. CEO Bernard Arnault und CFO Jean-Jacques Guiony haben das erstklassig gemanagte Unternehmen mit seinen 70 Marken durch erfolgreiche, leistungssteigernde Akquisitionen auf Wachstum getrimmt und die Unternehmensperformance weiter verbessert - und so die Zyniker widerlegt, die meinten, LVMH zahle zu hohe Preise für seine Zukäufe.
Die Performance der Branche zeigt, dass sich die Volumina in diesem Einzelhandelssegment erholt haben. Nach der Volumenerholung kommt die Preiserholung - wenn also die wirtschaftliche Lage stabil bleibt und es nicht zu einem durch geopolitische Ereignisse bedingten Trendbruch kommt, sollte sich auch die Preissetzungsmacht der Unternehmen wieder verbessern. Wie viel zum Beispiel ist jemand bereit, für eine Handtasche zu zahlen? Pressemeldungen zufolge wurde bei Christie's in Hongkong vor kurzem eine Second-Hand-Handtasche für 380.000 US-Dollar versteigert. Vielleicht haben die Unternehmen ihre Preisgestaltungsmacht also bereits wiedererlangt.
Gefährden könnten das weitere Wachstum der Branche vor allem drei Dinge. Das erste Risiko ist China. Als Präsident Xi Jinping 2012 extravagante Geschenke im Zusammenhang mit geschäftlichen Transaktionen verbot, gingen die Verkäufe von Luxusuhren in den Keller - diese Geschenke machten zum Teil 30% des Marktes aus. Seit dem Verbot hat sich der Markt zwar wieder normalisiert. Dass er auf seine früheren Höchststände zurückkehren wird, ist aber unwahrscheinlich. Würde heute in China ein ähnliches Verbot erlassen, dürften die Auswirkungen ähnlich abträglich sein. Da die chinesische Regierung den Konsum inzwischen als wichtigen Wachstumsmotor fördert, erscheint das aber unwahrscheinlich.
Das zweite Risiko ist der Wandel der Konsumpräferenzen - anstatt etwas zu besitzen, wollen viele Konsumenten heute lieber etwas erleben. Dieser Trend kommt vor allem der Reisebranche zugute und könnte negative Auswirkungen auf die Luxusgüterumsätze haben. Eine geopolitische Destabilisierung oder Gesundheitspanik hingegen würde die Reisebranche härter treffen.
Das dritte Risiko besteht darin, dass sich die Mode ändert. Luxusgüterhersteller fürchten den Moment, wenn ihre Marke bei Konsumenten nicht mehr gefragt ist. Glücklicherweise deuten sich derartige Veränderungen aber im Vorfeld an und der Modezyklus ist vergleichsweise lang.
Kering, LVMH und andere haben gezeigt, dass die Zusammenführung zahlreicher Marken unter einem Dach zu positiven Größeneffekten führen und dadurch die Umsätze und die Profitabilität stärken kann. Daher dürften sich die großen Fische noch weitere kleine Fische einverleiben. Eine Branchenkonsolidierung wiederum ist gesund und eine gute Grundlage für den Anlageerfolg.
Ein Trend, den Anleger im Auge behalten sollten, ist die Expansion einiger Unternehmen in lukrative Segmente des Modemarktes. Ein Beispiel ist der Eintritt von Moncler in den Markt für Strickwaren. Bei einigen Unternehmen können auch neue Managementteams mit neuen Ideen für positive Impulse sorgen. Die bei der Mailänder Modewoche vorgestellte 'Genius'-Kollektion von Moncler zum Beispiel gibt sich nicht mehr mit zwei Kollektionen pro Jahr zufrieden, sondern lockt Kunden im Monatsrhythmus mit neuer Ware.
Wir glauben, dass sich das Schmucksegment weiter besser entwickeln wird als das Uhrensegment, und sehen in diesem Bereich vielversprechende Innovationsansätze. Pandora, bekannt für seine Silberanhänger und -kettchen, steht kurz vor der Markteinführung seiner neuen vergoldeten 'Shine'-Kollektion, die sowohl neue als auch bestehende Kunden ansprechen soll.
Schließlich beobachten wir auch bei weichen Luxusgütern - hochpreisiger Bekleidung, Schuhen und Lederwaren - eine anhaltend kräftige Dynamik.
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