Kleinere Unternehmen sind tendenziell anfälliger für Inflationsrisiken als ihre größeren Wettbewerber. Aber auch wenn die Anlageklasse angesichts der höchsten Inflation seit Jahrzehnten unter Druck stehen mag, bieten sich unseres Erachtens bei ausgewählten internationalen Small Caps hoher Qualität weiterhin attraktive Anlagechancen.
23.09.2022 | 08:56 Uhr
Andy Brown,Senior Investment Manager
Die zentrale Frage für Anleger lautet derzeit: Welche Auswirkungen hat die Inflation auf den Wert einer Anlage? Bei der Beantwortung dieser Frage sollten mehrere Aspekte berücksichtigt werden:
Im Allgemeinen sind kleinere Unternehmen anfälliger für Inflationsrisiken, da es ihnen schwerer fallen könnte als ihren größeren Wettbewerbern, höhere Ausgaben zu absorbieren. Für kleinere Unternehmen kann es schwierig sein, höhere Kosten über Preiserhöhungen an ihre Kunden weiterzugeben. Zudem weisen sie in der Regel eine höhere Arbeitsintensität auf als große Firmen. Wenn also im Zuge allgemeiner Teuerung die Arbeitskosten steigen, könnte dies die Gewinne von Small Caps stärker belasten.
Wir halten es jedoch für unklug, wegen der Inflation auf ein Engagement bei Small Caps zu verzichten.
Auf im Vergleich etabliertere Unternehmen mit bestimmten Merkmalen wie höheren und kaum schwankenden Margen, soliden Bilanzen und höheren Kapitalrenditen, die nach unserer Einschätzung Marktführer in ihren Nischen sind. Wir sind überzeugt, dass es internationale Small-Cap-Unternehmen gibt, auf die diese Merkmale zutreffen.
Auf Firmen, die anderen Unternehmen helfen, effizienter zu werden, indem sie wichtige Dienstleistungen oder Produkte zu niedrigen Kosten anbieten. Bei ihnen könnten sich unserer Meinung nach interessante Anlagechancen bieten.
Auf Unternehmen, die schwer zu replizierende Produkte und
Dienstleistungen anbieten, welche von Wettbewerbern nur schwer verdrängt
werden können. Sie dürften sich in einem Umfeld mit höherer Inflation
besser entwickeln. Wir denken dabei an Unternehmen, die immer stärker in
die Geschäftsabläufe ihrer Kunden eingebunden sind, sodass es ihnen
schwerfällt, auf diese Unternehmen zu verzichten.
Solche internationalen Small-Cap-Unternehmen, die in der Wertschöpfungskette von großer Bedeutung sind, verfügen über Verhandlungsmacht gegenüber Kunden und Zulieferern. So können sie höhere und stabilere Margen erzielen als viele andere Arten von Unternehmen. Aus unserer Sicht ist es wichtig, unter diesen Unternehmen jene mit Wachstumspotenzial zu identifizieren und dabei auch die Produkt-/Markteignung sowie die Skalierbarkeit der Gewinne zu berücksichtigen.
Natürlich können diese Unternehmen auch eine gewisse Konjunkturempfindlichkeit aufweisen. Aber wir glauben, dass sich ihnen in schwieriger Konjunkturlage Möglichkeiten bieten, sich bei ihren Kunden noch unentbehrlicher zu machen, indem sie ihnen helfen, effizienter zu werden.
Diese Art von Unternehmen finden wir in zahlreichen Sektoren, wie z. B. zyklische Konsumgüter, Energie und Basiskonsumgüter. Wir denken dabei an Unternehmen, die wichtige Komponenten für Arzneimittel herstellen, an Nischenhersteller im Energiesektor, die Sicherheitsausrüstungen für den Erdgastransport anbieten, oder an Hersteller von Luxusparfüms. Sie alle gehören zu der Art von kleineren Unternehmen, die die von uns ermittelten Kriterien für Erfolg in Zeiten mit höherer Inflation bieten können.
Sicherlich gibt es diese Art von Unternehmen auch auf dem heimischen Markt. Warum also internationale Small Caps in Betracht ziehen? Wir glauben, dass es in diesem Bereich „versteckte Juwelen“ gibt. Zudem sind US-Anleger in der Regel auf ihren Heimatmarkt fixiert und haben oft keinen Blick für Anlagechancen im Ausland.
Das größte Problem für Anleger war in diesem Jahr bisher die unerwartet hohe Inflation. Dabei sind die Inflationserwartungen zentral für ein Verständnis der künftigen Inflationsentwicklung.
Viele ziehen zum Vergleich die 1970er Jahre heran, die von extrem hoher Inflation gekennzeichnet waren. Damals war die Fed der Ansicht, dass sie mit einer lockeren Zinspolitik die Arbeitslosigkeit niedrig halten könnte, ohne zu großen Aufwärtsdruck auf die Inflation auszuüben.
Die Fed musste jedoch auf schmerzliche Weise lernen, dass sich diese Wechselbeziehung verschlechtern und sogar entkoppeln kann. Die Inflation stieg so weit an, dass die Inflationserwartungen aus dem Ruder liefen. Ein Energieschock, ausgelöst von einem Ölembargo erdölexportierender Länder, verkomplizierte die Lage zusätzlich.
Die Folgen waren eine hohe Inflation und ein erheblicher Vertrauensverlust in die Fähigkeit der Fed, den Preisauftrieb zu bremsen. Zu guter Letzt musste die Fed große Anstrengungen unternehmen, d. h. die Zinsen massiv anheben, um die Inflation zu senken.
Wir gehen davon aus, dass sich der Preisauftrieb in nächster Zeit etwas verlangsamen wird. Dies könnte helfen, den Konjunkturmotor wieder etwas auf Touren zu bringen. Dennoch erwarten wir, dass die US-Wirtschaft noch vor Ende 2023 in eine Rezession abgleiten wird.
In diesem kurzfristig schwierigen Umfeld ist es unseres Erachtens ratsam, sich auf die langfristigen Aussichten zu konzentrieren, die für verlässliche Unternehmen mit solider Finanzlage und Produkten, die von Kunden in guten wie in schlechten Zeiten geschätzt werden, weiterhin attraktiv sind. Solche Unternehmen profitieren eher von langfristigen strukturellen Wachstumstreibern. Wir sind außerdem der Meinung, dass es in unbeständigen Zeiten wie diesen wichtig ist, einen flexiblen Ansatz zu verfolgen, da kurzfristiges Denken zu Marktverwerfungen führen kann, aus denen sich langfristig große Anlagechancen ergeben können.
Aus den genannten Gründen eröffnen sich unseres Erachtens bei internationalen Small Caps, die derzeit so attraktiv bewertet sind wie schon lange nicht mehr, aussichtsreiche Anlagechancen, denn niedrigere Bewertungsvielfache bieten langfristig orientierten Anlegern attraktivere Einstiegspunkte.
Die Aktien von Unternehmen mit geringer und mittlerer Marktkapitalisierung (Small und Mid Caps) unterliegen größeren Risiken und stärkeren Schwankungen als Aktien von größeren, länger etablierten Unternehmen.
Ausländische Wertpapiere sind volatiler, schwieriger zu bewerten und weniger liquide als US-Wertpapiere. Sie unterliegen anderen Rechnungslegungs- sowie regulatorischen Standards und sind anderen politischen und wirtschaftlichen Risiken ausgesetzt. Diese Risiken sind in Schwellenländern höher.
US-180822-179357-1
Investitionen beinhalten Risiken. Der Wert von Anlagen und die daraus entstehenden Erträge können sowohl fallen als auch steigen, und es ist möglich, dass ein Investor weniger als den investierten Betrag zurückerhält. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf zukünftige Ergebnisse zu.
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