Das Marktumfeld hat sich jüngst schwierig für qualitätsorientierte Anleger gestaltet. Nach Jahren einer Flaute verzeichnen zyklische Unternehmen geringerer Qualität nun eine Rally. Derartige Substanz-Rallys lassen jedoch auf längere Sicht (drei bis fünf Jahre) in der Regel nach.
01.03.2022 | 08:40 Uhr
Theo Craig, Senior Investment Specialist
Unserer Ansicht nach schaffen die soliden Fundamentaldaten von Qualitätsunternehmen Spielraum für über den Erwartungen liegende Gewinne und Gesamterträge. Und in der Vergangenheit haben sie sich bei einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage als robuster erwiesen. Darüber hinaus können qualitätsorientierte Anleger schon heute das Fundament für künftige Erträge legen, indem sie sich die derzeit am Markt bietenden Gelegenheiten zunutze machen.
Nach drei Jahren mit starker Entwicklung in den meisten Regionen rund um den Globus in Folge setzte Anfang 2022 eine deutliche Verkaufswelle und eine starke Rotation von Wachstums- in Substanzaktien ein.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrags beliefen sich die seit Jahresbeginn erlittenen Verluste globaler Aktien auf 4,0%* und jene des NASDAQ Technologie Index auf 7,6%. Wie so oft zu Beginn eines neuen Jahres, wenn wir auf Daten zur bevorstehenden Berichtssaison warten, haben die Anleger ihre Aufmerksamkeit weg von den Fundamentaldaten der Unternehmen und hin zur makroökonomischen Lage und den relativen Bewertungen verlagert.
In den vergangenen Jahren war das Marktumfeld von niedrigem Wachstum, niedriger Inflation und niedrigen Zinsen geprägt. Dies ändert sich nun, und die Anleger interpretieren das aktuelle Umfeld als Anzeichen eines potenziellen Regimewechsels. Daher haben sie von längerfristigen und höher bewerteten Wachstumswerten in günstigere zyklische Unternehmen, deren Cashflows sich auf kurze Sicht verbessern, und solche umgeschichtet, die von steigenden Zinsen profitieren dürften.
Zu den zahlreichen Gründen hinter den jüngsten Marktbewegungen zählen insbesondere die Inflation, die Zinserwartungen und Omikron sowie die Anlegerpositionierung und die Marktstimmung. Doch während all diese Faktoren Qualitätswerte auf kurze Sicht in Mitleidenschaft ziehen, so schwächen sie jedoch nicht die langfristigen Anlageargumente für diese Unternehmen.
Als Reaktion auf den anhaltenden Preisauftrieb rund um den Globus sind die Zentralbanken Ende 2021 auf eine restriktivere Haltung umgeschwenkt. Dies kam vor allen darin zum Ausdruck, dass die US Federal Reserve (Fed) die Inflation nicht länger als „vorübergehend“ bezeichnete. Seither sind die US-Anleihenrenditen sprunghaft angestiegen, sodass nun bis Ende 2022 fünf Zinserhöhungen in den USA eingepreist sind.
Kurzfristige Auswirkungen
Langfristige Auswirkungen
Obschon die Zahl der Infektionen mit COVID-19 im Zuge des Aufkommens der Omikron-Variante gestiegen ist, könnte der mildere Verlauf letzterer das Ende der Pandemie einläuten. Auch die Impfstoffverteilung hat dazu beigetragen, das Verhältnis von Infektionszahlen und Hospitalisierungsrate zu verringern.
Kurzfristige Auswirkungen
Langfristige Auswirkungen
Wachstumswerte haben sich in den letzten zehn Jahren stark entwickelt. Da sich die Zinserwartungen nun ändern, streben viele Anleger eine Neuausrichtung ihrer Portfolios an. Und angesichts des relativ konzentrierten Engagements bei „Gewinnern der Pandemie“ haben die Anleger ihren Fokus auf aus der Gunst gefallene Unternehmen mit günstigeren Bewertungen und zyklischerem Exposure verlagert.
Kurzfristige Auswirkungen
Langfristige Auswirkungen
Dagegen wurden Sektoren mit stärkerem Fokus auf Qualität wie Gesundheit, Basiskonsumgüter und Technologie von diesen Umschichtungen in Mitleidenschaft gezogen. Angesichts der starken strukturellen Treiber in diesen Sektoren kann sich eine derartige Rotation jedoch nicht unbegrenzt fortsetzen. Darüber hinaus hat sich die allgemeine Marktstimmung in den letzten Wochen deutlich eingetrübt. Vor dem Hintergrund der anhaltenden globalen Pandemie könnten übermäßig starke Zinserhöhungen bei sich verlangsamenden Wachstum den Konjunkturaufschwung gefährden. Hinzu kommen die steigenden geopolitischen Risiken infolge der Spannungen zwischen Russland und der Ukraine. Die Sorgen der Anleger kommen im Verhältnis von Put- zu Call-Optionen im S&P 500 zum Ausdruck, das als Indikator für die Marktstimmung fungiert und jüngst seinen höchsten Stand seit der Verkaufswelle im März 2020 erreicht hat.
Trotz der restriktiveren Stellungnahmen seitens der Fed halten wir den Ausblick für Aktien nach wie vor für günstig angesichts des Gewinnwachstums der Unternehmen und der globalen Nachfrageaussichten. Darüber hinaus konnten wir die folgenden Beobachtungen anstellen.
Trotz des schwierigen Jahresauftakts sind wir in Bezug auf den langfristigen Ausblick für Qualitätsunternehmen sowie deren Fähigkeit, das aktuelle Umfeld zu meistern und überdurchschnittliche Ergebnisse für Anleger zu erzielen, weiterhin optimistisch gestimmt.
* gemessen am MSCI ACWI Index
Investitionen beinhalten Risiken. Der Wert von Anlagen und die daraus entstehenden Erträge können sowohl fallen als auch steigen, und es ist möglich, dass ein Investor weniger als den investierten Betrag zurückerhält. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf zukünftige Ergebnisse zu.
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