Anleiheninvestoren waren im ersten Quartal mit heftigen Marktschwankungen konfrontiert, als die Märkte auf die erratischen Wirtschafts- und Inflationsdaten reagierten und die Zentralbanken sich bemühten, das Steuer herumzureißen.
17.04.2023 | 08:22 Uhr
Dann, im März, löste der Zusammenbruch zweier großer US-Banken sowie der Untergang der Credit Suisse eine erhebliche Neubewertung von Risiken aus und brachte die Märkte ins Schleudern. Im Folgenden finden Sie unsere wichtigsten Erkenntnisse sowie Strategien, um unter unsicheren Bedingungen zu bestehen.
Die plötzlichen Bankenzusammenbrüche im März haben bei Anlegern die
Angst vor einer neuen globalen Finanzkrise wieder aufleben lassen. Wir
halten das für unwahrscheinlich, vor allem weil die Banken heute in
einer viel besseren Verfassung sind als 2008. Dank der strengeren
Vorschriften, die nach der letzten Krise eingeführt wurden, sind sie
weit weniger verschuldet und haben deutlich weniger toxische
Vermögenswerte in ihren Bilanzen.
Die jüngsten Ereignisse traten plötzlich auf, weil Sparer und
Aufsichtsbehörden heute so schnell reagieren. Moderne Technologien geben
den Bankkunden schneller mehr Informationen an die Hand und ermöglichen
es ihnen, ihre Guthaben mit nur wenigen Klicks auf einem Smartphone zu
verschieben. Ebenso reagieren die Aufsichtsbehörden schneller, um Banken
zu entlasten und auf potenzielle oder tatsächliche Zusammenbrüche zu
reagieren. Innerhalb von vier Tagen nach dem Zusammenbruch der Silicon
Valley Bank hatten die Einlagenversicherung FDIC, die US-Notenbank und
das US-Finanzministerium Einlagengarantien und kurzfristige
Notfinanzierungsprogramme umgesetzt und ihre Bereitschaft signalisiert,
bei Bedarf mehr zu tun.
Wir rechnen zwar mit anhaltender Volatilität im Bankensektor, aber nicht
mit einer weiteren globalen Finanzkrise. Aus Sicht der Kreditvergabe
befinden sich die Banken sogar in exzellenter Verfassung.
Nach unserer Analyse haben sich die Wahrscheinlichkeit und das
potenzielle Ausmaß einer Rezession erhöht – nicht, weil wir weitere
Bankenzusammenbrüche erwarten, sondern weil selbst die Wahrnehmung eines
erhöhten systemischen Risikos zu einer Verschärfung der
Finanzbedingungen führen kann. Im Verlauf der Krise haben sich die
Zinskurven – gemessen an der Differenz zwischen zwei- und zehnjährigen
Renditen – sogar noch stärker invertiert. Die Inversion der Zinskurve
gilt weithin als Vorbote einer Rezession.
Nichtsdestotrotz haben die meisten großen Zentralbanken ihre
Straffungsmaßnahmen fortgesetzt. Die Fed, die Europäische Zentralbank
und die Bank of England haben die Zinsen unmittelbar nach den
Bankenzusammenbrüchen um 25 bis 50 Basispunkte erhöht.
Wir glauben nicht, dass dies ein Zeichen von Sturheit ist. Vielmehr
signalisieren die jüngsten Zinserhöhungen die Überzeugung der
Zentralbanken, dass der Bankensektor robust genug ist, um diese Episode
zu überstehen. Tatsächlich ergänzt ein konservativeres Verhalten der
Geschäftsbanken die geldpolitischen Ziele der Zentralbanken. Strengere
Kreditvergabestandards der Banken bedeuten weniger Kreditaufnahme und
Ausgaben, was den politischen Entscheidungsträgern hilft, Wachstum und
Inflation zu bremsen, und geringere Zinserhöhungen ermöglicht, als sie
sonst vornehmen müssten.
In der Vergangenheit wurden Staatsanleihen von Anlegern als „sicherer
Hafen“ geschätzt, wenn die Aktienmärkte und andere risikoreiche Anlagen
in eine Krise gerieten.
Doch im Jahr 2022 brachen die Märkte für Aktien und Anleihen mit den
Konventionen und fielen im Gleichschritt, sodass es für die Anleger fast
keinen Ausweg mehr gab. Die Gleichförmigkeit der schlechten Erträge war
so ungewöhnlich, dass sich Marktbeobachter fragten, ob die Zeiten der
negativen Korrelationen zwischen Aktien und Anleihen vorbei seien.
Die jüngsten Marktereignisse haben diese These widerlegt. Als
Risikoanlagen im März abverkauft wurden, erlebten US-Treasuries eine
starke Rallye, wodurch die negative Korrelation zwischen den
Anlageklassen in einem risikoarmen Umfeld wiederhergestellt wurde. Wir
gehen davon aus, dass diese wiederhergestellte Beziehung weiter bestehen
wird. Wachstumswerte wie Aktien und Hochzinsanleihen tendieren zu
höherer Volatilität, wenn die Wahrscheinlichkeit einer Rezession steigt
und die Inflationserwartungen sinken.
Hier erfahren Sie, wie aktive Anleihenanleger im heutigen volatilen Umfeld erfolgreich sein können:
1. Duration nutzen. Gehen Sie taktisch vor, wenn es um die Duration
beziehungsweise die Zinsempfindlichkeit geht. Das bedeutet, dass Sie das
durchschnittliche Zinsengagement Ihres Portfolios leicht verkürzen,
wenn die Zinsen sinken, und es leicht verlängern, wenn die Zinsen
steigen. Und wenn Sie in extrem kurzfristigen Anlagen geparkt sind,
sollten Sie jetzt eine Verlängerung der Duration Ihres Portfolios in
Betracht ziehen. Wenn die Inflation sinkt und die Wirtschaft sich
verlangsamt, kommt die Duration den Portfolios tendenziell zugute.
2. Höhere Bonitäten bevorzugen. Die Renditen von Risikoanlagen sind
heute so hoch wie seit Jahren nicht mehr, was den Anlegern eine lang
erwartete Gelegenheit bietet, ihre Tanks aufzufüllen. „Spread-Sektoren“
wie Investment-Grade-Unternehmensanleihen, hochverzinsliche Unternehmen
und verbriefte Vermögenswerte – einschließlich „Commercial Mortgage
Backed Securities“ und „Credit Risk Transfer Securities“ – können auch
als Puffer gegen die Inflation dienen, indem sie einen höheren laufenden
Einkommensstrom bieten. Seien Sie jedoch wählerisch und achten Sie auf
die Liquidität. Unternehmen mit einem CCC-Rating (insbesondere in
zyklischen Branchen), Staatsanleihen von Schwellenländern mit einem
niedrigeren Rating und verbriefte Schuldtitel mit einem niedrigeren
Rating sind bei einem Wirtschaftsabschwung am anfälligsten. Die
sorgfältige Auswahl von Wertpapieren bleibt entscheidend.
3. Ausgewogenen Ansatz anwenden. Zu den effektivsten aktiven
Strategien gehören solche, die Staatsanleihen und andere
zinsempfindliche Anlagen mit wachstumsorientierten Unternehmensanleihen
in einem einzigen, dynamisch verwalteten Portfolio kombinieren. Dieser
Ansatz kann Managern helfen, das Zusammenspiel von Zins- und
Bonitätsrisiken in den Griff zu bekommen und bessere Entscheidungen
darüber zu treffen, in welche Richtung sie sich zu einem bestimmten
Zeitpunkt orientieren sollten. Die Möglichkeit, negativ korrelierte
Anlagen neu zu gewichten, trägt dazu bei, Erträge und potenzielle
Erträge zu generieren und gleichzeitig das Ausmaß von Rückschlägen zu
begrenzen, wenn Risikoanlagen verkauft werden.
4. Flexibel reagieren. Aktive Manager sollten sich darauf
vorbereiten, von schnell wechselnden Bewertungen und kurzlebigen Chancen
zu profitieren, wenn andere Anleger auf Schlagzeilen reagieren.
Generell eignen sich globale, sektorübergreifende Anlageansätze gut für
ein dynamisches Konjunktur- und Finanzmarktumfeld, da die Anleger die
Bedingungen und Bewertungen überwachen und die Portfoliomischung über
Sektoren und Regionen hinweg umschichten können, wenn die Bedingungen
dafür sprechen.
Wir erwarten für die nächsten Monate anhaltende Volatilität, während die Zentralbanken und die Kapitalmärkte auf die Schwankungen der Konjunktur- und Inflationsdaten reagieren. Doch auch wenn die Marktbedingungen unvorhersehbar sein mögen, stehen den Anlegern viele Instrumente zur Verfügung, um sich zu behaupten. Angesichts der heute höheren Renditen und – im weiteren Verlauf des Jahres – eines Umfelds mit geringerem Wachstum und niedrigerer Inflation sind wir optimistisch, was die für das Jahr 2023 erzielbaren Erträge mit Anleihen betrifft.
Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Recherchen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar und spiegeln nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider. Die Einschätzungen können sich im Laufe der Zeit ändern.
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