Anhaltende Volatilität, sinkende Renditen und andere Erwartungen für das laufende Jahr – und sieben Strategien, um davon zu profitieren.
13.01.2025 | 07:00 Uhr
Nach der erfolgreichen Eindämmung der außer Kontrolle geratenen Inflation verfolgen die meisten Zentralbanken nun denselben Kurs und senken ihre Zinsen. Aber wie wir 2024 gesehen haben, bedeutet das nicht, dass alles ganz und gar problemlos ablaufen wird. Dies ist eine Zeit akuter geopolitischer Unsicherheit, von Konflikten im Nahen Osten und in der Ukraine bis hin zu den Auswirkungen der Wahlen im Jahr 2024, einem „Superwahljahr“ mit wichtigen Wahlterminen in 72 Ländern.
Insbesondere der künftige US-Präsident Donald Trump und ein republikanischer Kongress könnten politische Veränderungen herbeiführen, die die Welt möglicherweise neu gestalten. Mutmaßungen rund um diese Maßnahmen haben zu einer erhöhten Volatilität auf den Kapitalmärkten beigetragen.
Da das Jahr 2025 voraussichtlich politische Veränderungen mit sich bringen wird, könnte sich auch der regionale Mix der ökonomischen Ergebnisse ändern. Insgesamt wird es jedoch unserer Ansicht nach dabei bleiben, dass das Wachstum langsamer und die Anleiherenditen niedriger ausfallen. Im Folgenden präsentieren wir unsere Erwartungen für das Jahr 2025 sowie sieben Strategien, mit denen Anleger vom derzeit günstigen Umfeld am Anleihenmarkt profitieren können.
Wir rechnen damit, dass das globale Wachstum
im Jahr 2025 hinter den Konsenserwartungen zurückbleiben wird.
Unterschiede in der Wachstumsdynamik werden wahrscheinlich
ausschlaggebend dafür sein, wie stark die Zinssätze in den einzelnen
Regionen weiter sinken. So könnten die Renditen in Europa beispielsweise
stärker sinken als in den USA.
Die europäischen Volkswirtschaften, die seit der Pandemie um eine
Rückkehr zu nennenswerten Wachstumsraten kämpfen, sind am anfälligsten
für einen externen Schock, der die Region in eine Rezession stürzen
könnte. Bestehende Herausforderungen – sowohl struktureller als auch
geopolitischer Natur – könnten durch neue Unsicherheiten, wie z. B.
vorgezogene Neuwahlen in Deutschland und die Maßnahmen der neuen US-Regierung
weiter verschärft werden. Unseres Erachtens könnten diese
Herausforderungen dazu führen, dass sich das Wachstum schwächer
entwickelt, die Zinsen stärker gesenkt werden und die Renditen tiefer
fallen, als der Markt gegenwärtig erwartet.
In den USA könnte unterdessen der politische Kurs des künftigen Präsidenten Donald Trump
unserer Ansicht nach dazu führen, dass das nominale Wachstum und die
Inflation höher ausfallen und dass die Federal Reserve weniger
Zinssenkungen vornimmt, als ursprünglich erwartet. Spekulationen über
einen möglichen Anstieg der Inflation und eine Ausweitung des
Staatsdefizits durch die politischen Maßnahmen unter Donald Trump
sorgten bereits in den Wochen um die US-Wahl herum für einen starken
Renditeanstieg bei US-Anleihen.
In China haben die politischen Entscheidungsträger bedeutende Maßnahmen
zur Stützung der Wirtschaft ergriffen, darunter Zinssenkungen und ein
kürzlich verabschiedetes Schuldenpaket in Höhe von 10 Billionen Yuan
(1,4 Billionen US-Dollar). Unserer Einschätzung nach sind diese
Maßnahmen jedoch eher darauf ausgelegt, das Tempo der
Konjunkturabschwächung unter Kontrolle zu halten, und nicht etwa auf
eine Beschleunigung des Wachstums. Hinzu kommt, dass ein Handelskonflikt mit den USA eine Bedrohung für China darstellt.
Bis wir Klarheit über die Zölle, Steuern und anderen Maßnahmen der
Trump-Regierung haben, werden die Spekulationen und die Volatilität
hinsichtlich der Zinssätze wahrscheinlich anhalten. Die Anleger sollten
sich unserer Ansicht nach darauf einstellen, dass sich die Erwartungen
in Bezug auf politische Maßnahmen mit der Zeit wandeln werden, sie
sollten auf überraschende Daten gefasst sein und sich nicht von
kurzfristigen Turbulenzen mitreißen lassen. Denn die übergreifenden
Trends, wie ein moderates Weltwirtschaftswachstum und hohe Renditen,
spielen eine zunehmend bedeutende Rolle.
Es ist schwierig, auf kurze Sicht vorherzusagen, in welche Richtung
sich die Anleiherenditen entwickeln. Wir konzentrieren uns weiter auf
den mittelfristigen Horizont, und wir sind der Meinung, dass die Anleger
dies auch tun sollten. In der Vergangenheit ging mit der Lockerung der
Geldpolitik generell ein Rückgang der Renditen einher. Wir gehen deshalb
davon aus, dass Anleihen vor dem Hintergrund von Renditen, die in den
kommenden zwei bis drei Jahren in den meisten Regionen nach unten
tendieren werden, einen Kursschub erfahren dürften.
Die Nachfrage nach Anleihen könnte sich als außerordentlich stark
erweisen, wenn man bedenkt, wie viel Geld weiterhin abseits des
Anleihenmarktes von Anlegern auf der Suche nach einer
Einstiegsmöglichkeit bereitgehalten wird. So war zum 31. Oktober eine Rekordsumme von 6,9 Billionen US-Dollar in US-Geldmarktfonds geparkt.
Dieser Zustand geht noch auf die „T-bill-and-chill“-Strategie zurück,
die zu Zeiten aggressiver Zinserhöhungen durch die Zentralbanken beliebt
war. Jetzt, da die Zentralbanken ihre Geldpolitik lockern und die
Geldmarktsätze sinken, gehen wir davon aus, dass in den nächsten Jahren
etwa 2,5 bis 3 Billionen US-Dollar auf den Anleihemarkt zurückkehren
werden.
Die Renditekurve ist eine Momentaufnahme der aktuellen Erwartungen
der Anleger in Bezug auf die künftigen wirtschaftlichen Bedingungen. Das
kurze Ende der Kurve wird daher von anderen Faktoren beeinflusst als
das lange Ende.
Da die Geldpolitik der Zentralbanken über das kurze Ende der Kurve
bestimmt, konzentrieren sich die Anleger auf die jüngsten Arbeitsmarkt-
und Inflationszahlen. Im mittleren Bereich – der Laufzeiten von zwei bis
zehn Jahren abdeckt – ist das Wirtschaftswachstum maßgeblich. Bei den
längsten Laufzeiten kommt es auf die langfristige Inflation und die
Finanzkraft an. Besonders intensiv ist aufgrund der weltweit steigenden
Staatsverschuldung gegenwärtig die Spekulation im Bereich der
langfristigen Renditen.
Infolgedessen haben die Renditekurven bereits begonnen, steiler zu
werden. Wir sehen Spielraum für eine weitere Versteilerung vor dem
Hintergrund einer fortgesetzten Lockerung der Geldpolitik durch die
Zentralbanken in Verbindung mit Sorgen um die Höhe der
Staatsverschuldung, die zur Folge haben, dass größere Laufzeitprämien in
die Renditen für längere Laufzeiten eingepreist werden.
In Bezug auf die USA erwarten wir, dass das Gefälle zwischen 5-jährigen
und 30-jährigen Anleihen am stärksten zunehmen wird. In der
Vergangenheit war bei einer Lockerung der Geldpolitik durch die Fed eine
deutliche Versteilerung in diesem Bereich der Kurve zu beobachten, die
unter anderem durch rezessive Umfelder bedingt war. Auch dieses Mal ist
es zu einer solchen Versteilerung gekommen, doch sie bleibt bisher noch
hinter den historischen Durchschnittswerten zurück (Abbildung). In Europa könnte sich das Gefälle zwischen zwei- und zehnjährigen Anleihen am stärksten versteilern.
Die Kreditspreads sind im historischen Vergleich betrachtet zwar eng,
doch die Renditen kreditsensitiver Anlagen befinden sich weiterhin in
der Nähe ihrer historischen Höchststände. Unternehmen mit
Investment-Grade-Rating weisen nach wie vor gute Fundamentaldaten auf,
nachdem diese zuvor Rekordstände erreicht hatten. Emittenten von
Hochzinsanleihen haben ebenfalls generell robuste Fundamentaldaten
und erfreuen sich einer anhaltend starken Nachfrage. Darüber hinaus
dürften sinkende Zinsen dazu beitragen, dass der Refinanzierungsdruck
auf die Unternehmen nachlässt. Daher bleiben wir vorsichtig
optimistisch, da die Schwankungsbreite der Spreads für einen längeren
Zeitraum begrenzt bleiben könnte.
Wir erwarten allerdings nicht, dass alle Branchen und Unternehmen in
gleichem Maße von den politischen Veränderungen betroffen sein werden.
So ist es beispielsweise wahrscheinlich, dass Energie- und
Finanzunternehmen weniger stark reguliert werden. Für importabhängige
Branchen wie den Einzelhandel könnten sich hingegen Herausforderungen
ergeben. Insgesamt gehen wir davon aus, dass die finanzstärksten
Emittenten von Investment-Grade-Anleihen imstande sein werden, dem Druck
durch Zollmaßnahmen relativ gut standzuhalten.
Barmittel investieren. Anleger, die in den
Anleihenmarkt einsteigen möchten, sollten unserer Ansicht nach die
Gelegenheit nutzen, um von der jüngsten Renditesteigerung zu
profitieren. Wer noch immer in Wartestellung verbleibt, läuft Gefahr,
sich potenzielle Kursgewinne in Verbindung mit sinkenden Anleiherenditen
entgehen zu lassen. Die Renditen am Geldmarkt sind eng mit den
Maßnahmen der Zentralbanken verbunden und werden daher wahrscheinlich
noch weiter fallen, ohne dass dieser Rückgang durch Kursanstiege
ausgeglichen werden kann.
Duration verlängern. Wenn die Duration Ihres
Portfolios, d. h. die Sensitivität gegenüber Zinsänderungen, in Richtung
ultrakurzfristiger Laufzeiten tendiert, sollten Sie eine Verlängerung
in Betracht ziehen. In einem Umfeld mit sinkenden Zinssätzen profitieren
Portfolios von einer höheren Duration, da sie größere Kursgewinne
ermöglicht. Staatsanleihen sind gewissermaßen die Quelle für Duration
schlechthin und bieten nicht nur hohe Liquidität, sondern leisten auch
einen Beitrag zum Ausgleich der Volatilität an den Aktienmärkten.
Beachten Sie aber, dass die Steuerung der Duration mehr als eine
einmalige Intervention erfordert. Verlängern Sie die Duration, wenn die
Renditen höher (und die Anleihekurse niedriger) sind und verkürzen Sie
sie, wenn die Renditen niedriger (und die Kurse höher) sind. Vergessen
Sie nicht: Selbst wenn die Zinssätze von ihrem derzeitigen Niveau aus
steigen sollten, bietet das hohe Ausgangsniveau der Renditen einen
Puffer gegen den negativen Kurseffekt.
Global denken. Weltweit ergeben sich mehr
titelspezifische Chancen, wenn die Lockerungsmaßnahmen der verschiedenen
Zentralbanken in Umfang und Ausmaß voneinander abweichen, und der
Vorteil der Diversifizierung über mehrere Zins- und Konjunkturzyklen
hinweg kommt stärker zum Tragen.
Unternehmensanleihen halten. Trotz enger Spreads
bleiben kreditsensitive Sektoren unserer Analyse zufolge attraktiv. Die
Spreads müssten sich gegenüber dem aktuellen Niveau drastisch ausweiten,
um die derzeit unwiderstehlich hohen Renditen zu neutralisieren.
Gleichwohl erfordern die aktuellen Bedingungen eine sorgfältige
Titelauswahl. Verschiedene Branchen und Unternehmen werden nicht alle in
genau derselben Weise von Veränderungen auf politischer und
regulatorischer Ebene oder von den Folgen eines schwachen
Wirtschaftswachstums betroffen sein.
Adaptive Ansätze für die Wertpapierauswahl
könnten den Anlegern helfen, große Teile des Anlageuniversums am Markt
für Unternehmensanleihen objektiver zu analysieren und das Alpha zu
erhöhen. Außerdem halten wir es für sinnvoll, zyklische Branchen,
Unternehmensanleihen mit CCC-Rating – die für den Großteil der
Zahlungsausfälle verantwortlich sind – und verbriefte Schuldtitel mit
geringerer Bonität unterzugewichten, da diese am empfindlichsten auf
eine Konjunkturverlangsamung reagieren. Um eine größere Diversifizierung
zu erreichen, empfiehlt sich eine Mischung aus verschiedenen Sektoren
mit höheren Renditen über das gesamte Ratingspektrum hinweg,
einschließlich Unternehmensanleihen, Emerging-Market-Schuldtiteln und
verbriefter Wertpapiere.
Eine ausgewogene Haltung einnehmen. Unserer Auffassung nach haben aktuell sowohl Staatsanleihen als auch Unternehmensanleihen ihren Platz in Portfolios. Zu den effektivsten Strategien
gehören solche, die Staatsanleihen und andere zinssensitive
Vermögenswerte mit wachstumsorientierten Unternehmensanleihen in einem
einzigen, dynamisch verwalteten Portfolio kombinieren.
Diese Mischung nutzt die negative Korrelation zwischen Staatsanleihen
und Wachstumswerten aus und trägt dazu bei, Risiken zu mindern, die
nicht Teil unseres Basisszenarios eines moderaten Wachstums sind, etwa
das Risiko der Rückkehr einer extrem hohen Inflation oder das eines
wirtschaftlichen Zusammenbruchs. Die Kombination von diversifizierenden
Vermögenswerten in einem einzelnen Portfolio erleichtert es, das
Zusammenspiel von Zins- und Kreditrisiken zu steuern und das Durations-
und Kreditexposure anhand der vorherrschenden Marktbedingungen
reaktionsschnell auszubalancieren.
Gegen die Inflation absichern. In Anbetracht des erhöhten Risikos für einen sprunghaften Anstieg der Inflation,
der zerstörerischen Wirkung von Preissteigerungen und der
Erschwinglichkeit von explizitem Inflationsschutz sollten Anleger
unserer Meinung nach erwägen, ihre Allokation in Inflationsstrategien zu
erhöhen.
Einen ergänzenden systematischen Ansatz nutzen. Das aktuelle Umfeld verstärkt auch das potenzielle Alpha der Titelauswahl. Aktive und systematische Ansätze im Anleihenbereich
können Anlegern dabei helfen, diese Gelegenheiten zu ihrem Vorteil zu
nutzen. Systematische Strategien nutzen eine Reihe von Prognosefaktoren
wie etwa das Momentum, die von traditionellen Anlageansätzen nicht
effizient genutzt werden. Da systematische Ansätze von anderen Faktoren
für die Wertentwicklung abhängen, können ihre Erträge eine Ergänzung für
traditionelle aktive Strategien darstellen.
Die Anleger sollten sich unserer Ansicht nach darauf einstellen, dass
sich die Erwartungen in Bezug auf politische Maßnahmen mit der Zeit
wandeln werden, und auf kurzfristige Turbulenzen gefasst sein. Ihre
Portfolios sollten sie so positionieren, dass sie die Chancen in
Verbindung mit der erhöhten Volatilität und dem Rückenwind für die
Märkte in den kommenden Monaten nutzen können.
Behalten Sie vor allem die übergreifenden Trends im Blick, z. B. das
nachlassende Wirtschaftswachstum, die hohen Anfangsrenditen, den
Nachfragestau und die sinkenden Zinssätze. Vergessen Sie außerdem nicht,
dass die Renditen am Geldmarkt, die sich täglich ändern, vor dem
Hintergrund von Zinssenkungen durch die Zentralbanken weiter sinken
dürften. Wir sehen dies als ein Zeichen, dass es höchste Zeit ist,
wieder in Anleihen einzusteigen.
Das Umfeld ist günstig für Anleihenanleger – insbesondere für all jene,
die einem möglichen erneuten Anleiheboom zuvorkommen können. Aus unserer
Sicht bieten die gegenwärtigen Bedingungen einen fruchtbaren Boden für
Anlagen am Anleihenmarkt.
In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden.
Dies ist eine Marketing-Anzeige. Diese Informationen werden von AllianceBernstein (Luxemburg) S.à.r.l. gegeben, einer im Luxemburger Handels- und Unternehmensregister (R.C.S.) eingetragenen Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Luxemburg B 34 305, 2-4, rue Eugène Ruppert, L-2453 Luxemburg. AllianceBernstein S.à.r.l. unterliegt der Aufsicht durch die Aufsichtskommission des Finanzsektors (CSSF). Dies wird nur zu Informationszwecken angegeben und ist nicht als Anlageberatung oder Aufforderung zum Kauf eines Wertpapiers oder einer sonstigen Anlage zu verstehen. Die hier geäußerten Ansichten und Meinungen basieren auf unseren internen Prognosen und geben keine zuverlässigen Hinweise auf die zukünftige Marktperformance. Die Fondsanlagen können an Wert gewinnen und verlieren, und es kann vorkommen, dass die Anleger nicht den vollen angelegten Betrag zurückerhalten. Die Performances der Vergangenheit bieten keine Gewähr für zukünftige Ergebnisse.
Diese Informationen richten sich lediglich an Privatpersonen und sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.
© 2025 AllianceBernstein L.P.
Diesen Beitrag teilen: