Was steckt hinter der Rallye am indischen Aktienmarkt? Ist sie noch ausbaufähig? Wir beantworten diese und weitere Fragen.
03.04.2024 | 07:50 Uhr
Indien ist aus mehreren Gründen eine attraktive Anlageregion. Als binnenmarktorientierte Volkswirtschaft ist das Land relativ unabhängig vom globalen makroökonomischen Gegenwind. Nach einer Periode unterdurchschnittlichen Wachstums in den Jahren vor Covid ist Indien heute eine der am schnellsten wachsenden großen Volkswirtschaften der Welt. Dieses Wachstum wird durch den Immobiliensektor gestützt. Der Verkauf von Wohnimmobilien hat sich längst erholt. Gleichzeitig hat die Regierung den Ausbau der Infrastruktur finanziert, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen und private Investitionen anzukurbeln. Die Inflation ist, abgesehen von den gelegentlichen Ausschlägen bei den Lebensmittelpreisen, unter Kontrolle. Die Stimmung der Verbraucher erholt sich allmählich, wenn auch noch mit Raum für Verbesserungen. Inzwischen haben Beschäftigung und Löhne wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Im Vergleich zu China erfreut sich Indien auch einer relativen geopolitischen Stabilität mit starken bilateralen und multilateralen Beziehungen zu den USA, Europa, ASEAN und dem Nahen Osten.
Langfristig profitiert Indien von der demografischen Dividende aufgrund seiner großen Bevölkerung und deren allmählich steigenden verfügbaren Einkommes. Das Land positioniert sich außerdem neu als globales Produktionszentrum. Viele multinationale Unternehmen diversifizieren ihre Lieferketten, indem sie bestimmte Funktionen nach Indien verlagern, da sie von den qualifizierten, kostengünstigen Arbeitskräften des Landes angezogen werden. So werden beispielsweise viele der High-End-iPhones von Apple jetzt in Indien montiert. Auf der Unternehmensseite gibt es in Indien eine wachsende Zahl außergewöhnlich gut geführter Unternehmen mit guten Fundamentaldaten, einer starken Wettbewerbsposition und hervorragenden Managementteams.
Indien war einer der Aktienmärkte mit der besten Performance im Jahr 2023 und erzielte im Vergleich zu anderen Schwellenländern überdurchschnittliche Renditen. Ein robustes Wirtschaftswachstum und ein starkes makroökonomisches Umfeld trieben die Marktstimmung an. Dies trug dazu bei, ein attraktives Gewinnwachstum und eine Erholung der Eigenkapitalrendite (ROE) aufrechtzuerhalten. Small- und Mid-Caps schnitten besser ab als Large Caps, wobei der Gesamtmarkt nach unseren Zahlen um mehr als 24 % zulegte. Dadurch nahm die Aufmerksamkeit der Anleger für indische Aktien 2023 zu. Laut Business Standard beliefen sich die Zuflüsse ausländischer institutioneller Anleger auf über 21 Mrd. USD - der höchste Wert für ein asiatisches Schwellenland in diesem Jahr. Auch die inländischen institutionellen Anleger haben zugelegt und zwischen 2021 und 2023 rund 70 Mrd. USD investiert.
Diese Rallye könnte sich noch fortsetzen, aber es bestehen weiterhin einige Risiken. Es könnte zu Überraschungen bei den Wahlen kommen, und der Markt ist im Vergleich zu anderen Schwellenländern relativ teuer. Indien wurde in der Vergangenheit im Vergleich zu anderen Schwellenländern mit einem Aufschlag gehandelt. Derzeit sind die Bewertungen jedoch selbst auf relativer Basis
hoch, insbesondere bei kleinen und mittelgroßen Werten. Offenbar sind die Anleger bereit, für das Wachstumspotenzial Indiens einen Aufschlag zu zahlen. Es erfordert jedoch ein gutes Urteilsvermögen, um zu beurteilen, wie viel man für dieses Wachstum zahlen sollte.
Politische Stabilität und Wirtschaftsreformen waren die Eckpfeiler des jüngsten Wachstums in Indien. Die Regierung von Premierminister Narendra Modi, die eine dritte Amtszeit anstrebt, führte umfassende Maßnahmen durch, um multinationale Unternehmen anzuziehen. Diese reichten von der Vereinfachung der indischen Steuerstruktur bis hin zur Einführung produktionsabhängiger Anreizsysteme.
Bei den bevorstehenden Wahlen erwarten wir Anzeichen für politische Kontinuität, die wiederum zu einer Kontinuität in der Politik führen wird. Dies sollte einen unterstützendes Umfeld für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum bieten. Gegenwärtig geht der Markt überwiegend davon aus, dass Modi ein weiteres Mandat erhält, das es der Regierung ermöglichen würde, ihre Reformagenda fortzusetzen. Allerdings wird es darauf ankommen, wie viele Sitze seine Bharatiya Janata Party erringen wird. Weniger Sitze würden bedeuten, dass sie kleineren Parteien wahrscheinlich größere Zugeständnisse machen muss, um die nächste Regierung bilden zu können. Diese Konstellation könnte zu Unsicherheiten in Bezug auf Modis Prioritäten führen, von denen wir annehmen, dass sie sich erneut auf Reformen und die Umwandlung Indiens in ein globales Produktionszentrum konzentrieren werden.
Die interessantesten Chancen sehen wir in den folgenden Anlagethemen:
Wir meiden Unternehmen von geringer Qualität, die unsere Corporate-Governance-Kriterien nicht erfüllen - unabhängig davon, wie sich ihre Aktienkurse in einem bestimmten Zeitraum auf dem Markt entwickelt haben und werden.
Investitionen in Indien sind nicht ohne Risiko, aber das meiste davon ist extern. Zu den Faktoren gehören potenziell höhere Energiepreise angesichts des Status Indiens als Netto-Ölimporteur, eine globale Konjunkturabschwächung, die sich auf die Exporte auswirkt, und eine zunehmende Volatilität vor den Wahlen auf der ganzen Welt (etwa 50 % der Weltbevölkerung sind 2023 zu Wahlen aufgerufen). Geopolitische Spannungen mit den Nachbarländern China und Pakistan könnten ebenfalls den Wachstumspfad und die politische Stabilität beeinträchtigen. Die Bewertungen bleiben ein ständiges Problem. Vor diesem Hintergrund sind wir der Meinung, dass eine auf Fundamentalanalyse basierende Bottom-up-Aktienauswahl nach wie vor der beste Weg ist, um in Indien zu investieren.
Der Wert von Anlagen und die daraus erzielten Erträge können sowohl steigen als auch fallen, und die Anleger erhalten möglicherweise weniger als den investierten Betrag zurück. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für künftige Ergebnisse.
Risikohinweis
Investitionen beinhalten Risiken. Der Wert von Anlagen und die daraus entstehenden Erträge können sowohl fallen als auch steigen, und es ist möglich, dass ein Investor weniger als den investierten Betrag zurückerhält. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf zukünftige Ergebnisse zu.
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