Columbia Threadneedle: Demografische Entwicklung nicht ignorieren

Geopolitische Risiken sind allgegenwärtig, ziehen die Aufmerksamkeit der Medien auf sich und schüren die Angst der Anleger. Doch an den Finanzmärkten machen sich diese Risiken trotzdem selten über längere Zeit bemerkbar.

24.08.2015 | 16:37 Uhr

Über den demografischen Wandel wird in den Medien dagegen kaum berichtet, er wird die Finanzmärkte jedoch maßgeblich beeinflussen. Rob Arnott, der Gründer von Research Affiliates, befasste sich vor Kurzem in einem Interview mit dem Anlegermagazin Barron's mit der Auswirkung demografischer Trends:

„Die demografische Entwicklung ist das Schwerpunktthema, an dem die Makroökonomie und die Kapitalmärkte nicht vorbeikommen. Im 20. Jahrhundert, insbesondere in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, entwickelte sich die demografische Bevölkerungsstruktur in den Industrieländern vorteilhaft. Die Sterblichkeitsrate ging deutlich zurück, die Menschen konnten somit länger arbeiten. Die Geburtenrate ging deutlich zurück, Familien mussten also für weniger Kinder aufkommen. Auch die Unterstützungsquote war besser, also das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Nicht-Erwerbstätigen, einschließlich Kindern. Gleichzeitig mussten weniger ältere Menschen unterstützt werden, denn die Menschen lebten zwar länger, aber es gab noch nicht so viele alte Menschen. Die demografischen Gegebenheiten waren also so gut wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Dies setzte Unternehmergeist, Innovationen und Erfindungsreichtum frei und führte zu raschem Produktivitätswachstum. Der Wachstumsaufschwung, der mit der industriellen Revolution eingesetzt hatte, dauerte auch im elektronischen Zeitalter an, ausgelöst durch Computer und das Internet.”


Die Analyse der demografischen Bedingungen eines Landes oder einer Region kann einen aussagekräftigen Indikator für das mögliche Wirtschaftswachstum eines Landes darstellen. Aber sind diese Trends so unaufhaltsam, dass sie an den Finanzmärkten in vollem Umfang eingepreist sind? Um diese Frage zu beantworten, wollen wir überlegen, wie wir demografische Trends und die mögliche Auswirkung für Investoren analysieren sollten.

Analyse demografischer Trends

Demografische Untersuchungen konzentrieren sich in der Regel auf Altersklassen. Für Investoren könnten jedoch andere strukturelle Veränderungen von Bevölkerungsgruppen und ihrer Verhaltensweisen von größerer Bedeutung sein. Natürlich sollten wir uns auf die Investmentchancen konzentrieren, bei denen sich diese Veränderungen am positivsten auswirken dürften. Bei der traditionellen Asset-Allocation stehen oft die Zinsen und das BIP-Wachstum eines Landes und die Gewinne der in diesem Land angesiedelten Unternehmen im Mittelpunkt. Gelegentlich fließen auch demografische Trends in die Überlegungen ein, zum Beispiel wird untersucht, wie das Verhältnis von älteren zu jüngeren Einwohnern eines Landes aussieht und/oder ob das Lohnwachstum steigt oder rückläufig ist. Wichtig ist aber auch, wie die Löhne und Einkommen ausgegeben oder angespart werden. Ein weiterer entscheidender Faktor ist das Wachstum einer bestimmten ethnischen Gruppe innerhalb eines Landes. Man denke nur an die hispanische Bevölkerung in den USA. Die US-Bevölkerung altert, aber eine Investmentstrategie, die dieses Thema nur in seiner Gesamtheit berücksichtigt und die Auswirkungen einer jungen und wachsenden hispanischen Bevölkerungsgruppe außer Acht lässt, wird wahrscheinlich eine Investmentchance verpassen.

Die Konzentration auf Altersklassen zieht oft eine Diskussion über Abhängigkeitsquotienten nach sich. Der Abhängigkeitsquotient drückt das prozentuale Verhältnis der wirtschaftlich abhängigen Altersklassen zum produktiven Teil einer Bevölkerung aus. Dabei sind die wirtschaftlich Abhängigen definiert als die Personen, die noch nicht bzw. nicht mehr im erwerbsfähigen Alter sind (Kinder und ältere Personen). Als produktiver Teil der Bevölkerung gelten hingegen die Menschen im erwerbsfähigen Alter. Ein Quotient von 1,2 bedeutet, dass auf zehn erwerbsfähige zwölf nicht erwerbsfähige Menschen kommen.

Die vollständige Analyse im pdf-Dokument

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