Investmentstrategie Mai von Mark Burgess

Mark Burgess, Chief Investment Officer
Marktausblick

Burgess kommentiert die Entwicklungen in Japan, prognostiziert ein ordentliches Wachstum in den USA und drückt seine Sorge über die Lage in den Euroländern aus.

16.05.2013 | 10:20 Uhr

Die 2013 bisher zweifellos bedeutendste volkswirtschaftliche Entwicklung war der grundlegende Wandel, den die japanische Wirtschaftspolitik derzeit vollzieht. So haben die staatlichen Behörden neben fiskalischen Ankurbelungsmaßnahmen und anderen Reformen auch beträchtliche Liquiditätsspritzen eingeplant, um dadurch das Wachstum anzuregen. Im Gegensatz zu früheren Bemühungen der Japaner, sich aus der aktuellen Deflation zu befreien, haben sowohl das Ausmaß dieses Maßnahmenpakets als auch die Entschlossenheit, mit der es umgesetzt wurde, nahezu alle Beobachter überrascht.

Natürlich gibt es nach wie vor einige schwerwiegende strukturelle Probleme, die immer noch nicht beseitigt worden sind. Allerdings könnte dieser Maßnahmenkatalog in Verbindung mit einem wesentlichen schwächeren JPY und der für nächstes Jahr erwarteten Einführung einer Verbrauchssteuer (die dem Staat zusätzliche Einnahmen bescheren sollte) durchaus beträchtliche Auswirkungen haben. Deshalb gehen wir für dieses und für das nächste Jahr von einem BIP-Wachstum von 1,5 Prozent aus. Damit liegen unsere Prognosen etwas über den Erwartungen des breiten Marktes.

Für die USA prognostizieren wir trotz der jüngsten Verschärfung der Fiskalpolitik ein ordentliches Wachstum, weil die Wirtschaft dieses Landes inzwischen offenbar wieder Fahrt aufgenommen hat. So scheint der Beschäftigungsgrad nach den kürzlich vorgenommenen Korrekturen in diesem Jahr nun wieder kontinuierlich anzusteigen, während auch der Wohnimmobilienmarkt seine solide Erholungstendenz fortsetzt. Deshalb gehen wir für 2013 von einem BIP-Wachstum von 2,0 Prozent aus, das unserer Meinung nach im Jahr 2014 auf 2,5 Prozent anziehen wird.

Im Gegensatz dazu ist die konjunkturelle Lage im Euroraum wegen der fiskalischen Sparmaßnahmen sowie aufgrund der Einschränkungen bei der Kreditvergabe nach wie vor lediglich sehr mäßig. Der jüngste Rückgang der Wirtschaftsaktivitäten in Frankreich gibt zunehmend Anlass zur Sorge und spricht außerdem dafür, dass sich die Probleme in dieser Region nicht länger lediglich auf die Randstaaten beschränken. Auch die deutsche Wirtschaft bildet inzwischen nicht mehr jenen positiven Gegenpol wie zuletzt noch, denn dieses Land leidet unter der jüngsten Aufwertung des EUR gegenüber einigen seiner bedeutenden Mitbewerber. Wir gehen davon aus, dass das BIP in der Eurozone in diesem Jahr um 0,5 Prozent sinken wird, bevor es sich 2014 wieder auf positive 0,5 Prozent erholen wird. Derweil ist es Großbritannien gelungen, für das I. Quartal ein positives Wachstum vorzulegen. Deshalb haben wir unsere Prognose eines 1-prozentigen BIP-Wachstums für das laufende Jahr insgesamt beibehalten. Zwar ist die Handelsbilanz Großbritanniens durch die Schwäche des Euroraums in Mitleidenschaft gezogen worden, doch ein etwas überraschendes Beschäftigungswachstum, ein Rückgang der Ölpreise sowie die Ankurbelungsmaßnahmen des Finanzministeriums für den Immobilienmarkt sollten den Konsum stützen. Aus diesem Grund erwarten wir für das kommende Jahr ein Wachstum von 1,5 Prozent.

Unsere Prognosen für eine weltweit lediglich schleppende Konjunkturerholung haben uns dazu veranlasst, bevorzugt in Qualitätsunternehmen aus eher defensiven Branchen zu investieren, die gleichzeitig hohe Dividendenrenditen bieten. Diese Strategie hat sich zuletzt als erfolgreich erwiesen, so dass Firmen mit diesen Merkmalen im Vergleich zu anderen Marktsegmenten inzwischen recht hoch bewertet sind. Deshalb setzen wir ganz grundsätzlich zwar weiterhin auf diesen Ansatz, halten mittlerweile aber auch selektiv nach Anlagechancen in vergleichsweise zyklischen Titeln Ausschau, die sich zuletzt unterdurchschnittlich entwickelt haben.

Trotz einer lediglich mittelmäßig verlaufenden Berichtssaison der Unternehmen sowie gleichzeitig schwächelnder Volkswirtschaften haben die Aktienmärkte zuletzt weiter robust tendiert. Unserer Meinung nach ist dies auf das momentan immer noch vergleichsweise attraktive Bewertungsniveau an den Märkten sowie auf die globalen quantitativen Lockerungsmaßnahmen zurückzuführen. Dadurch werden risikoarme Investments immer unattraktiver, so dass die verfügbare Liquidität in andere Anlageformen gelenkt wird. Da die Bewertungen nach wie vor in Ordnung sind, die Volkswirtschaften sich allmählich wieder erholen und auch weiterhin eine lockere Geldmarktpolitik betrieben wird, halten wir es für angebracht, unsere Übergewichtung in Aktien beizubehalten.

Im Gegensatz dazu bieten Staatsanleihen mittlerweile nur noch uninteressante Renditen. Deshalb sind wir in Anleihen untergewichtet. Irgendwann werden die Renditen zwar auch wieder ansteigen, doch auf absehbare Zeit ist damit nicht zu rechnen. Schließlich sind die Notenbanken darauf bedacht, die Zinsen niedrig zu halten, um so das Wachstum anzukurbeln. Aus diesem Grund halten wir Unternehmens- und Schwellenländeranleihen nach wie vor für attraktiver. Dank des Strebens der Anleger nach höheren Renditen erfreuen sich diese Anlageklassen solider Fundamentaldaten und hoher Mittelzuflüsse.

Die oben zum Ausdruck gebrachten Auffassungen entsprechen unseren Einschätzungen mit Stand 13. Mai 2013.

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