Threadneedle: Inflation bleibt 2015 gering

"Ein Thema, mit dem sich Anleger im Jahr 2015 auseinandersetzen dürften, wird das der abweichenden Notenbank-Strategien sein", prognostiziert Mark Burgess, Chief Investment Officer bei Threadneedle Investments.

08.12.2014 | 14:17 Uhr

Vor einem Jahr haben wir prognostiziert, dass die Finanzmärkte einen langen und teilweise schwierigen Weg in Richtung Normalisierung vor sich haben. Das war in diesem Jahr zweifellos der Fall, da Befürchtungen eines enttäuschenden Wirtschaftswachstums 2015 die Volatilität Ende 2014 an die Kapitalmärkte zurückkehren ließen. Die Renditen der Staatsanleihen von Kernländern blieben unterdessen sehr niedrig. Dies geschah trotz der Erwartung, dass das Auslaufen der Maßnahmen zur quantitativen Lockerung in den USA die Preise für Staatsanleihen drücken und die Renditen erhöhen würden.

Die wichtigste Entwicklung in diesem Jahr – und eine, die erhebliche Auswirkungen auf 2015 haben könnte – ist die Tatsache, dass der Inflationsdruck in fast allen bedeutenden Industrieländern mehr oder weniger fehlt und die tatsächlichen Verbraucherpreis-Indizes zurückgegangen sind. Diese verbreitete Tendenz hin zu einer äußerst geringen Inflation bedeutet, dass es bei einer expansiven Geldpolitik bleiben dürfte. Dies sollte wiederum risikobehaftete Anlagen unterstützen. Angesichts der sehr hohen Staatsschuldenquoten, die in einem Großteil der Industriestaaten bestehen, ist es jedoch entscheidend, eine echte Deflation zu vermeiden.

Politik der Notenbanken driftet auseinander

Ein Thema, mit dem sich Anleger im Jahr 2015 auseinandersetzen dürften, wird das der abweichenden Notenbank-Strategien sein. Japan hat vor Kurzem sein Programm zur quantitativen Lockerung aufgestockt und die zweite Erhöhung der Verbrauchssteuer verschoben. Die EZB hat den Kauf gedeckter Schuldverschreibungen und forderungsbesicherter Wertpapiere ankündigt. Im Gegensatz dazu hat die Federal Reserve (Fed) in den USA die quantitative Lockerung beendet. 2015 könnte das Jahr sein, in dem die Fed sich von ihrer Quasi-Nullzinspolitik entfernt, auch wenn die Zinserhöhungen wahrscheinlich bescheiden ausfallen werden. Ebenso wird erwartet, dass die Bank of England irgendwann in der zweiten Hälfte 2015 die Zinssätze im Vereinigten Königreich erhöht. In Europa und Japan werden die Zinsen sehr niedrig bleiben, was mögliche Anstiege der Anleihenrenditen begrenzen sollte. Dies gilt insbesondere in einem Umfeld, in dem das BIP-Wachstum insgesamt vermutlich weiterhin schleppend verlaufen wird.

Die vielleicht größte Herausforderung für die Entscheidungsträger der Industrieländer wird sein zu entscheiden, was bei einem weiterhin schwachen wirtschaftlichen Wachstum zu tun ist. Wenn wir die USA außen vor lassen, gab es bislang wenige Anzeichen einer echten konjunkturellen Verbesserung. Die Kapitalmärkte haben sich in den vergangenen Jahren in der Erwartung darauf erholt, dass sich ein Wirtschaftsaufschwung zeigen würde. Aber im Großen und Ganzen hat dieser Aufschwung sich als flüchtig erwiesen. Das Problem für die Entscheidungsträger ist nun, dass sie relativ wenig tun können, um das Wachstum zu stimulieren: Die üblichen geldpolitischen Maßnahmen sind erschöpft. Hinzu kommt, dass die meisten Regierungen keine noch lockerere Finanzpolitik zur Unterstützung des Wachstums umsetzen können, da ihre Finanzsituation prekär ist. Daher ist es wichtig, dass der in den USA beobachtete Aufschwung sich im nächsten Jahr fortsetzt und auf weitere Volkswirtschaften ausweitet. Auch wenn die USA es 2015 im Alleingang schaffen könnten, ist es unwahrscheinlich, dass sie dies für unbestimmte Zeit können.

Der vollständige Ausblick im pdf-Dokument

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