Threadneedle: Zentralbanken lenken die Märkte durch 2014

„Nach der Rettung der Weltkonjunktur vor dem geldwirtschaftlichen Zusammenbruch stehen die Zentralbanken vor der Aufgabe, die Wirtschaftsräume wieder in ihre Unabhängigkeit zu führen“, sagt James Waters, Portfoliomanager bei Threadneedle.

26.11.2013 | 11:43 Uhr

Wieder befinden wir uns an einem Wendepunkt im Konjunkturzyklus. Nach der Rettung der Weltkonjunktur vor dem geldwirtschaftlichen Zusammenbruch und deflationären Folgewirkungen stehen die Zentralbanken nun vor der schweren Aufgabe, die laufenden Impulse zu dämpfen und die Wirtschaftsräume wieder in ihre Unabhängigkeit zu führen. Wie einfach wird diese Aufgabe sein? Ist der Patient abhängig von den „geldpolitischen Anreizen“ – oder kann man von einer erfolgreichen Genesung ausgehen?

Wir dürfen hierbei nicht nur die Weltwirtschaft in Betracht ziehen, sondern müssen auch die voraussichtliche Preisentwicklung des Anlagevermögens abwägen. Die geldpolitische Steuerung der vergangenen Jahre hat auch die Preise für Kapitalanlagen in hohem Maße beeinflusst. Eine Änderung der geldpolitischen Ausrichtung und das sanfte Abbremsen (oder leichte Drosseln) der Impulse erfordern, dass wir uns über die Auswirkungen einer derartigen strategischen Umorientierung auf diese Werte Gedanken machen.

Dabei sollten wir uns auf zwei mögliche Auswirkungen konzentrieren: zunächst einmal die direkten Auswirkungen einer solchen monetären Vorgehensweise. Zentralbanken verfolgen das Ziel, ein stabiles, inflationsschwaches Umfeld als Basis für langfristiges, robustes Wirtschaftswachstum zu schaffen.

Doch wollen wir uns eher auf einen zweiten, subtileren Aspekt, den des Vertrauens und der Sicherheit, konzentrieren. 2008 und Anfang 2009 herrschte Verunsicherung in allen Finanzmärkten und Preise und Kurse spiegelten diese Verunsicherung deutlich wider. Die Stabilisierung und die spätere Erholung der Märkte erfolgten nicht nur aufgrund der wirtschaftspolitischen Maßnahmen selbst, sondern auch dadurch, dass Investoren diese Maßnahmen als sicher und dauerhaft wähnten. Die Aussage „Gegen die Zentralbank ist kein Ankommen“ machte immer mehr die Runde. Die Fed, größter Akteur in diesem Markt, griff dabei vor allem zum Instrument geldmarktpolitischer Anreize, und zwar sowohl konventioneller als auch unkonventioneller. Die Botschaft war schlicht und einfach: „Wir werden alles tun, um die unmittelbaren wirtschaftlichen Probleme zu lösen.“ Andere Zentralbanken verbreiteten dieselbe Nachricht und es formte sich ein Konsens.

Mit den ersten geldpolitischen Anreizen der Fed wurde die vorherrschende Verunsicherung eingedämmt. Doch führte diese notwendigerweise exzessive Geldmarktpolitik auch zu inflationären Tendenzen in bestimmten Bereichen, in diesem Fall bei den Finanzanlagen. Investoren, die diese Logik verstanden, erhielten damit „grünes Licht“ für den Kauf risikohaltiger Anlagen.

Jetzt jedoch nähern wir uns einer Phase, der geldpolitische Impulse entzogen werden. Ein Wendepunkt ist erreicht, und es herrscht erhebliche Verunsicherung im Hinblick auf das Timing, das Ausmaß und die „Nebenwirkungen“ dieser Veränderungen. In Zeiten der Unsicherheit fordern die Märkte generell entsprechende Aufschläge. Derweil geben Zentralbanken erste zukunftsbezogene Orientierungshilfen in Form der so genannten „Forward Guidance“, Ankündigungen über die Ausrichtung der künftigen Geldpolitik in dem Versuch, Kriterien und Voraussetzungen für eine Reduzierung oder gar Rücknahme der Impulse festzulegen. Die Fähigkeit der Zentralbanken, die Märkte geschickt durch diese Transformationsphase zu leiten, wird den Ausschlag geben. Die Schwerpunktthemen des Jahres 2014 in den Makromärkten werden wahrscheinlich um diese Ankündigungen kreisen.

Der vollständige Marktausblick im pdf-Dokument

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