Der Konjunkturzyklus in den Vereinigten Staaten wird länger anhalten, als es der Ausverkauf am Markt im letzten Quartal 2018 vermuten lies.
25.06.2019 | 10:38 Uhr
Diese Meinung vertritt Darrell Spence, Volkswirt bei Capital Group. Die
Wende der amerikanischen Zinspolitik im ersten Quartal 2019 hatte
bereits zu einer sofortigen Stimmungsaufhellung geführt und der Experte
beschäftigt sich damit, was die kurz- und mittelfristigen Konsequenzen
für den Markt sind.
Die neujustierte Finanzpolitik der Federal Reserve (Fed) habe unter
anderem dazu geführt, dass die langfristigen Zinsen gesunken seien. Das
reduziere den potenziellen Gegenwind für weiteres Wachstum und
verlängere den aktuellen Konjunkturzyklus der USA. Dieser erlebe gerade
einen zweiten Aufschub. „Ich rechne für das Jahr 2020 mit einem
angemessenen Wachstum“, sagt Spence. „Auch der Handelsstreit zwischen
Amerika und China und die resultierenden Zölle werden auf dem
gegenwärtigen Niveau die Verlängerung des Konjunkturzyklus der USA nicht
beenden können.“
Zwar könnten Aktien kurzfristig noch Aufwertungen verzeichnen. Die
wirtschaftlichen Anzeichen, die auf einen fortgeschrittenen
Konjunkturzyklus hindeuten, würden allerdings ebenfalls deutlicher. „Ob
man es nun an steigenden Löhnen oder dem angespannten Arbeitsmarkt
festmacht, die Wirtschaft weist weiterhin Merkmale einer späten Phase
des Zyklus auf“, analysiert Spence. „Diese dürften sich weiter
verstärken und Unternehmen sowie Wirtschaft zunehmend belasten.“
Beispielhaft dafür sei die Arbeitslosenquote. Diese ist mit 3,6 Prozent
so niedrig wie seit dem Jahr 1969 nicht mehr. Das wiederum führe
typischerweise zu steigenden Löhnen, steigenden Arbeitskosten,
niedrigeren Gewinnmargen und schlussendlich Marktvolatilitäten.
In einer solchen Phase des Konjunkturzyklus sei Selektivität von besonderer Bedeutung. Nicht alle Dividenden seien nachhaltig und insbesondere Unternehmen mit hohen Verschuldungsgraden können Probleme mit konstanten Ausschüttungen haben. Sie stünden vor vielfältigen Herausforderungen und könnten beispielsweise dem Druck ausgesetzt sein, Dividenden zu kürzen, um ein Investment-Grade-Rating beizubehalten. „Es ist wichtig, neben der reinen Rendite auch auf deren Nachhaltigkeit zu achten“, sagt Spence. „Je länger der Konjunkturzyklus andauert, desto bedeutsamer wird die Verschuldung von Unternehmen.“
Ausführlichere Informationen und Einschätzungen rund um den Konjunkturzyklus finden Sie hier:
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