Wenn Europas Wachstum nicht in Gang kommt, wird die EZB weiter lockern müssen. Lowie Debou, Fixed Income Fund Manager bei DPAM, analysiert mögliche Wachstumsquellen:
06.12.2024 | 10:06 Uhr
Konsum:
Immerhin kommen Europas Verbraucher bereits in den Genuss steigender Realeinkommen – könnte dies Rücklagen in den Konsum fließen lassen? Unwahrscheinlich. Vor allem unter Deutschlands Verbrauchern ist die Stimmung jedoch sehr trüb, seit in der Ukraine Krieg herrscht und die Energiekosten die finanziellen Spielräume einschränken. In den vergangenen Jahren haben steigende Einkommen zu höheren Ersparnissen und nicht zu mehr Konsum geführt.
Staatsverbrauch:
Bestenfalls neutral
dürfte sich der staatliche Verbrauch entwickeln. Auch im nächsten Jahr werden
Haushaltsdefizite in Europa bestehen bleiben. Sie werden jedoch geringer
ausfallen als im Vorjahr und somit höchstens einen neutralen Wachstumsbeitrag
leisten.
Investitionen:
Hier muss man mit einer
Stagnation schon zufrieden sein. Viele Länder in Europa müssen anfangen, ihre
strukturellen Probleme anzugehen, wie übermäßige Bürokratie und
Überregulierung. Für Unternehmen sind die durchschnittlichen Finanzierungsraten
viel höher als die möglichen Renditen – das macht es wirtschaftlich irrational,
umfangreich zu investieren. Da die Aussichten auf zukünftiges Wachstum schlecht
und die Zinsen noch zu hoch sind, ist mit einer Belebung der
Investitionsausgaben nicht zu rechnen.
Außenhandel:
Vom Außenhandel wird
einer der schwächsten Impulse für mögliches Wachstum kommen. Eine Erholung in
China würde sich kaum auf das europäische BIP auswirken. Auf der anderen Seite
würden US-Zölle Exporteure aus Osteuropa sowie das ohnehin schwache Wachstum
insbesondere von Deutschland weiter dämpfen. Immerhin besteht die Hoffnung,
dass Trump auf Europas Exporte Zölle nur begrenzt einführen wird.
Insgesamt ist das Konjunkturumfeld schwach – nur in Rezessionen fallen die Parameter noch schlechter aus. Der EZB läuft für weitere Zinssenkungen langsam die Zeit weg – sie wird handeln müssen.
Ausrichtung im
europäischen Anleihenportfolio:
In den vergangenen
Monaten haben wir unsere Engagements in risikoreicheren Ländern zugunsten von
Kernländern wie Österreich und Finnland verringert. Die deutliche
Untergewichtung in Frankreich basiert auf der Einschätzung, dass die Duration
in anderen Ländern wie der Slowakei, Spanien, Österreich besser genutzt werden
kann.
Wir möchten in Osteuropa positioniert sein, um von Spread-Einengungen zu profitieren, sind aber bei der Auswahl der Emittenten selektiver. Wir haben in diesem Jahr wieder in der Slowakei investiert und halten ein geringes, aber positives Engagement in Rumänien.
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