avesco: Das Principal Adverse Impact Statement einfach erklärt

Das Principal Adverse Impact Statement einfach erklärt
Nachhaltigkeit

Die EU hat 2019 den Green Deal vorgestellt, um Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Ein Teil des Plans umfasst nachhaltigere Wirtschaftspraktiken und Finanzmarktregulierungen wie das PAI-Statement, das wir in diesem Artikel genauer betrachten.

25.06.2024 | 10:05 Uhr

Warum braucht es einen Schulterschluss von Wirtschaft und Nachhaltigkeit?

Unser aktuelles Wirtschaftssystem steht vor großen Herausforderungen, die eine dringende Umstellung hin zu mehr Nachhaltigkeit erfordern. Durch den rasanten Klimawandel, zunehmende soziale Ungleichheiten und die Erschöpfung natürlicher Ressourcen wird deutlich, dass wir unser Handeln überdenken müssen. Ein nachhaltiges Wirtschaftssystem ist nicht nur notwendig, um die Zukunft unseres Planeten zu sichern, sondern auch, um langfristigen wirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftliches Wohlergehen zu gewährleisten.

Klar ist, die Klimakrise wird teuer, wenn wir nicht ernsthaft anfangen, gegenzusteuern. Je nachdem, wie der Klimawandel fortschreitet, liegen die zukünftigen Kosten bis 2050 zwischen 280 und 900 Milliarden Euro. Nicht mit eingerechnet sind zahlreiche gesundheitliche Beeinträchtigungen, Todesfälle durch Hitze und Überflutungen, die Belastung von Ökosystemen, der Verlust von Artenvielfalt und eine schlechtere Lebensqualität.“ (Quelle: Die Bundesregierung) Das ist das Ergebnis einer Studie des Bundesministeriums für Klimaschutz und des Bundesumweltministeriums.

Vor diesem Hintergrund strebt auch die Europäische Union (EU) bis 2050 Klimaneutralität an und hat dafür den European Green Deal ins Leben gerufen. Dieses Maßnahmenpaket beinhaltet politische Initiativen in den Bereichen Umwelt, Energie und Industrie. Der Finanzsektor spielt eine Schlüsselrolle bei der Umstellung auf eine klimaneutrale Wirtschaft, da große Investitionen erforderlich sind. Der Bereich Sustainable Finance ist also für den Finanzsektor von großer Bedeutung, da es darum geht, ESG-Aspekte bei finanziellen Entscheidungen zu berücksichtigen. Bekanntermaßen hat die EU im Rahmen des European Green Deals bereits Gesetze verabschiedet (z. B. EU-Taxonomieverordnung, EU-Offenlegungsverordnung, Nachhaltigkeitsberichterstattung) – weitere Maßnahmen sind geplant.


Die EU-Offenlegungsverordnung – eine Brücke zwischen Wirtschaft und Nachhaltigkeit

Die EU-Offenlegungsverordnung (SFDR, Verordnung (EU) 2019/2088) zielt darauf ab, Kapitalströme in nachhaltige Investitionen zu lenken, indem sie Transparenz für Investor:innen in Bezug auf Nachhaltigkeit schafft. Die SFDR basiert auf dem Aktionsplan „Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ der Europäischen Kommission aus 2018.

Die SFDR legt transparente Anforderungen an Finanzmarktteilnehmende fest, einschließlich unternehmens- und produktbezogener Offenlegungspflichten. Artikel 4 der SFDR regelt das sogenannte PAI-Statement (Principle Adverse Impact Statement) das die wichtigsten nachteiligen Auswirkungen von Investitionsentscheidungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren berücksichtigt. Soweit das Principal Adverse Impact Statement in der Regulatorik-Fachsprache.

Was bedeutet das Ganze nun praktisch? Größere Finanzorganisation in der EU – also Banken, Versicherungen oder Fondsgesellschaften mit über 500 Mitarbeitenden – sind seit dem 30. Juni 2023 verpflichtet, das PAI-Statement auf ihrer Webseite zu veröffentlichen.

Das Kürzel PAI für Principal Adverse Impact steht im Deutschen für die „wichtigsten nachteiligen Auswirkungen“. Damit sind wesentliche negative Auswirkungen von finanziellen Investments gemeint, die die Nachhaltigkeitsfaktoren Umwelt, Soziales und Governance beeinträchtigen. Das betrifft beispielsweise Investmentfonds, Versicherungsprodukte oder Vermögensverwaltungen.

Welche nachhaltigkeitsbezogenen Daten durch das Principal Adverse Impact Statement offengelegt werden, schauen wir uns im Folgenden an.


Das Principal Adverse Impact Statement: wichtige Kennziffern im Überblick

Zu den innerhalb eines Berichtsjahres getätigten Investitionen im Portfolio müssen insgesamt 18 Pflichtkennziffern, die sog. Nachhaltigkeitsindikatoren gemessen werden – und zwar aus den Bereichen Umwelt, Soziales, Immobilien, Länder und Unternehmensführung. Die erforderlichen PAI, zusammen mit anderen Angaben, müssen gemäß den vorgeschriebenen Richtlinien auf der Webseite veröffentlicht werden. Hierfür gibt es ein vorgeschriebenes Formular.

Durch folgende Indikatoren soll ein möglichst umfassendes Nachhaltigkeitsbild aus den drei ESG-Bereichen entstehen:

  1. Treibhausgasemissionen
  2. CO2-Fußabdruck
  3. THG-Emissionsintensität der Unternehmen, in die investiert wird.
  4. Engagement in Unternehmen, die im Bereich der fossilen Brennstoffe tätig sind.
  5. Anteil des Energieverbrauchs und der Energieerzeugung aus nicht erneuerbaren Energiequellen.
  6. Intensität des Energieverbrauchs nach klimaintensiven Sektoren
  7. Tätigkeiten, die sich nachteilig auf Gebiete mit schutzbedürftiger Biodiversität auswirken.
  8. Emissionen in Wasser
  9. Anteil gefährlicher und radioaktiver Abfälle
  10. Verstöße gegen die UNGC-Grundsätze und gegen die Leitsätze der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für multinationale Unternehmen
  11. Fehlende Prozesse und Compliance-Mechanismen zur Überwachung der Einhaltung der UNGC-Grundsätze und der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen
  12. Unbereinigtes geschlechtsspezifisches Verdienstgefälle
  13. Geschlechtervielfalt in den Leitungs- und Kontrollorganen
  14. Engagement in umstrittenen Waffen (Antipersonenminen, Streumunition, chemische und biologische Waffen)
  15. THG-Emissionsintensität der Länder, in die investiert wird.
  16. Länder, in die investiert wird, die gegen soziale Bestimmungen verstoßen.
  17. Engagement in fossilen Brennstoffen durch die Investition in Immobilien
  18. Engagement in Immobilien mit schlechter Energieeffizienz

Für die betroffenen Finanzmarktleinehmenden besteht durch die Offenlegung des Principal Adverse Impact Statements ein nicht zu verachtender bürokratischer Aufwand. Wozu das Ganze trotzdem gut ist und wie damit der Schulterschluss von Wirtschaft und Nachhaltigkeit erreicht werden soll, betrachten wir im nächsten Abschnitt.


Damit Wirtschaft und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen – Transformation durch Principal Adverse Impact

Das Principal Adverse Impact Statement ist ein wesentliches Instrument im Bereich der nachhaltigen Finanzwirtschaft. Es dient dazu, die negativen Auswirkungen von Investitionsentscheidungen auf verschiedene Nachhaltigkeitsfaktoren zu messen und offenzulegen. Einige der wichtigsten Nutzen haben wir nachfolgend ausformuliert:

  • Erhöhte Transparenz: PAIs bieten eine standardisierte Methode zur Offenlegung der negativen Auswirkungen von Investitionen auf Umwelt- und Sozialkriterien. Dies ermöglicht Anleger:innen eine fundierte Entscheidung über die Nachhaltigkeit ihrer Investments.
  • Besseres Risikomanagement: Durch die systematische Erfassung und Bewertung der negativen Auswirkungen können potenzielle Risiken frühzeitig identifiziert und gemanagt werden. Dies erhöht die Stabilität des Portfolios und minimiert unerwartete Verluste.
  • Förderung von Nachhaltigkeit: Indem nachhaltige und weniger nachhaltige Praktiken klar aufgezeigt werden, motivieren PAIs Unternehmen und Investor:innen, ihre Nachhaltigkeitspraktiken zu verbessern. Dies fördert insgesamt eine umweltfreundlichere und sozial gerechtere Wirtschaft.
  • Verstärkte Rechenschaftspflicht: Unternehmen und Finanzmarktteilnehmende müssen detailliert darüber berichten, wie sie die negativen Auswirkungen ihrer Investitionsentscheidungen minimieren. Dies erhöht die Rechenschaftspflicht und unterstützt die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und internationaler Standards.
  • Anpassung an Regulierungen: Die EU und andere Regulierungsbehörden verlangen die Offenlegung von PAIs gemäß der Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor (SFDR). Die Einhaltung dieser Vorschriften ermöglicht es Finanzinstituten, regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden und potenzielle rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.
  • · Steigerung des Vertrauens bei Anleger:innen: Eine klare und ehrliche Kommunikation über die negativen Auswirkungen von Investitionen zeigt, dass das Unternehmen Verantwortung übernimmt. Dies stärkt das Vertrauen der Anleger:innen und schafft eine solide Basis für langfristige Investitionen.
  • Förderung von Innovation: Durch das Bestreben, negative Auswirkungen zu minimieren, werden Unternehmen dazu angeregt, innovative Lösungen zur Verbesserung ihrer ökologischen und sozialen Performance zu entwickeln. Dies kann zu Wettbewerbsvorteilen und neuen Geschäftsmöglichkeiten führen.


Ausblick: Ab 2024 sollen die Principal Adverse Impact Statements vergleichbar werden

Am 30. Juni 2023 mussten Finanzmarktteilnehmende ihr erstes umfassendes PAI-Statement nach Artikel 4, unter Berücksichtigung der technischen Regulierungsstandards (SFDR RTS), auf Unternehmensebene veröffentlichen. Ab 30. Juni 2024 muss im Rahmen des Statements ein Jahresvergleich zum vorherigen Bericht angestellt werden. So können künftig, ähnlich wie bei der CSRD auch, Fortschritte und Verbesserungen dokumentiert und auch Ziele festgelegt werden, um besser zu werden.


Quellen

· Die Kosten des Klimawandels​​​​​​​
· EU-Offenlegungsverordnung (BaFin)
· Tabelle zur Erklärung zu den wichtigsten nachteiligen Auswirkungen von Investitionsentscheidungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren


________________
Disclaimer

Dieser redaktionelle Artikel wurde von der avesco Sustainable Finance AG erstellt und stellt eine Marketingmitteilung dar. Sie dient ausschließlich Informationszwecken. Die dargestellten Berechnungen, Rahmenbedingungen und die daraus abgeleiteten Einschätzungen beruhen auf dem Informationsstand zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels und können daher zukünftigen Veränderungen unterliegen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass dies keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten darstellt. Die zur Verfügung gestellten Informationen bedeuten keine Empfehlung oder Beratung. Die in dem Artikel zum Ausdruck gebrachten Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Die avesco Sustainable Finance AG übernimmt keine Haftung für die Verwendung dieses Dokuments oder dessen Inhalts.

Diesen Beitrag teilen: