Laut einer 2019 veröffentlichten Umfrage der Fondsgesellschaft AGI halten drei von vier europäischen Investor:innen Nachhaltigkeitskriterien für wichtig. Dies spiegelt sich auch in der Entwicklung des deutschen Marktes wider.
28.09.2023 | 10:11 Uhr
In Deutschland liegt der Anteil der Befragten, welche auf Nachhaltigkeit Wert legen, bei 75 %. Doch welche Zielgruppen lassen sich besonders gut durch nachhaltige Investments ansprechen? Mit dieser Frage setzt sich dieser Artikel auseinander und so viel lässt sich vorwegnehmen: Leicht ist diese Frage nicht zu beantworten.
Grundsätzlich wird das Thema nachhaltig Geld anlegen für alle Investor:innen immer attraktiver und interessanter. Zum einen durch das wachsende Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit (siehe Fridays for Future, Regulatorien wie die Offenlegungsverordnung oder die MiFID 2 Richtlinie) und zum anderen durch die bescheinigten langfristigen Renditen eben solcher Anlagen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. (FNG) stellt im aktuellen Marktbericht fest, dass wie schon im Jahr zuvor private Anleger:innen, die stärksten Treiber für nachhaltige Investments in Deutschland sind. In 2022 investierten private Anleger:innen 317,2 Milliarden Euro in Publikumsfonds, das Investitionsvolumen institutioneller Investoren (Mandate & Spezialfonds) lag bei 158,6 Milliarden Euro (Abb.1).
Abb. 1: Nachhaltige Publikumsfonds, Mandate & Spezialfonds in Deutschland in Milliarden Euro | Quelle: FNG-Marktbericht 2023
Innerhalb der institutionellen Investoren halten nach wie vor kirchliche Institutionen und Wohlfahrtsverbände die größten Anteile aller Fonds und Mandate. Einen Zuwachs im Vergleich zum Jahr davor verzeichnen Versicherungsunternehmen & Vereine auf Gegenseitigkeit. Die öffentliche Hand hingegen investierte weniger als im Jahr zuvor, ebenso öffentliche Pensionsfonds. In der nachfolgenden Übersicht (Abb. 2) sind die Veränderungen der Gruppenanteile von 2021 zu 2022 ersichtlich:
Abb. 2: Typen institutioneller Investoren in Deutschland 2022 und 2021 in % nach Volumen nachhaltiger Assets | Quelle: FNG-Marktbericht 2023
Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus spielen in Deutschland eine besondere Rolle. Als nachhaltige Bank versteht man ein Geldinstitut, dessen Geschäftstätigkeit auf sozialen und ökologischen Kriterien und Grundsätzen beruht. Auch das Investitions-, Anlage- und Finanzierungsgeschäft einer nachhaltigen Bank ist geprägt von diesen Grundsätzen. Die Kund:inneneinlagen dieser Banken summierten sich Ende 2022 in Deutschland auf insgesamt fast 45,18 Milliarden Euro – ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr; allerdings haben 2022 nur 14 Nachhaltigkeitsbanken Daten zur Verfügung gestellt, 2021 waren es 15 Banken (Abb. 3).
Abb. 3: Kund:inneneinlagen der Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus in Milliarden Euro | Quelle: FNG-Marktbericht 2023
Wir erinnern uns: Die Gesamtsumme nachhaltiger Publikumsfonds lag 2021 zum ersten Mal über der Gesamtsumme nachhaltiger Mandate und Spezialfonds (institutionelle Investitionen) (siehe Abb. 1). Private Anleger:innen sollten und können demnach nicht unterschätzt werden. Private Anleger:innen lassen sich in drei unterschiedliche Zielgruppen aufteilen.
Zeit einen Blick auf die Gruppe der Privatanleger:innen zu werfen: Die erste Zielgruppe sind die „klassischen Privatanleger“: Männlich, im Alter zwischen 40-59 und mit einem Haushaltsnettoeinkommen von 3.500 € im Monat (Studie des NK Instituts). Die zwei anderen Zielgruppen sind Frauen und Millennials (geboren zwischen 1980 und 1996). Über deren Potenzial gibt es einige anerkannte internationale Studien. Laut dem amerikanischen Finanzunternehmen Morgan Stanley interessieren sich 84 % der befragten Frauen in den USA sehr dafür wie sie nachhaltig Geld anlegen können, im Vergleich zu 67 % der Männer. Ihre Motivation ist hierbei zum einen die Vorsorge für die eigene Zukunft und zum anderen die positiven Auswirkungen, die sie mit ihrem Ersparten erzielen können. Bei den Millennials sind die Zahlen noch signifikanter: 86 % der Befragten interessieren sich für nachhaltige Geldanlagen, zudem investieren sie im Schnitt jetzt schon doppelt so viel Geld in nachhaltige Investments wie der Durchschnitt der amerikanischen Bevölkerung.
Nachhaltig Geld anlegen, ist salonfähig geworden und nicht nur interessant für überzeugte Naturschützer:innen und Klimaretter:innen. Denn nachhaltige Geldanlagen bergen das Potenzial neue gesellschaftliche Gruppen als Kund:innen zu gewinnen, für die neben der Rendite auch ein ökologischer und sozialer Impact einer getätigten Geldanlage eine Rolle spielt.
Neben den oben vorgestellten Daten fragte der FNG-Marktbericht 2023 dann auch die Teilnehmenden, welche Wachstumsprognose sie für nachhaltige Investments im laufenden Jahr 2022 abgeben würden.
„Insgesamt blicken die Befragten trotz der regulatorischen Unsicherheiten zum Befragungszeitpunkt positiv in die Zukunft, lediglich 12 Prozent rechnen mit einem negativen Wachstum. 43 Prozent rechnen sogar mit mehr als 10 Prozent Wachstum im Bereich Nachhaltiger Geldanlagen.“ (FNG-Marktbericht 2023) (Abb. 4)
Abb. 4: Prognostiziertes Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen in Prozent | Quelle: FNG-Marktbericht 2023
Das tatsächliche Wachstum und somit Potenzial nachhaltiger Geldanlagen überstieg die Erwartungen sogar: Laut der Statistik des Fondsverbandes BVI stieg das Volumen bis Ende 2022 auf 475,8 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum um 16 %, trotz schrumpfendem Gesamtmarktes. Zum Vergleich: Bei konventionellen Fonds war ein Rückgang von 12 Prozent im Vorjahresvergleich zu beobachten.
Hier handelt es sich um eine Publikation von avesco Sustainable Finance AG.
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