Der in Deutschland lebende norwegische Wirtschaftsphilosoph, Anders Indset, hatte bereits kurz vor der Bundestagswahl positive und konkrete Leitideen gefordert. Diese sollten anstelle der bestehenden Negativität gesetzt werden.
19.10.2021 | 09:34 Uhr
Und
tatsächlich bewegt sich einiges in die richtige Richtung. Den Anfang
machten die bisher unüblichen Vorsondierungen zwischen den kleineren
potenziellen Koalitionspartnern, ohne deren Einigkeit keine der beiden
stärksten Parteien, SPD und CDU, hätte den Kanzler stellen können.
Abgesehen von der für kaum jemanden vorstellbaren und wünschenswerten
Fortsetzung der Großen Koalition.
Schon das Selfie der vier
Verhandlungspartner aus den Vorsondierungen vermittelte eine dynamische
Aufbruchstimmung, zumal sowohl die Grünen als auch die FDP besonders in
Reihen der jungen Wählern Zustimmung fanden. Jetzt, gerade einmal drei
Wochen nach der Wahl stehen nach bereits erfolgten Sondierungsgesprächen
mit der SPD und parteiinternen Bestätigungen konkrete
Koalitionsverhandlungen auf der Agenda. Allerdings steigt jetzt auch der
Erfolgs- und Einigungsdruck und der Fokus richtet sich auf konkrete
Inhalte eines möglichen Koalitionsvertrages.
Einige Aspekte wurden durch
das kürzlich veröffentlichte Sondierungspapier bereits erkennbar, in
dem sich der Eindruck eines notwendigen Aufbruchs fortsetzt. Vor allem
wird die langfristige Perspektive in den Blick genommen. Es ist von
entscheidenden Jahren die Rede, von einer umfassenden Erneuerung unseres
Landes und Chancen auf Veränderungen. Man zeichnet das Bild einer
Fortschrittskoalition die die Weichen für ein Jahrzehnt der sozialen,
ökologischen, wirtschaftlichen, digitalen und gesellschaftlichen
Erneuerung stellen möchte.
Die Formulierungen ähneln den Forderungen aus
einer Ende September veröffentlichten Publikation von DONNER &
REUSCHEL und Prof. Dr. Henning Vöpel, Direktor des Centrum für
Europäische Politik. Auch bezüglich konkreter Ansätze sind Parallelen
erkennbar, etwa die Forderung nach schnellerem und effektiverem
staatlichen Handeln, insbesondere nach schnelleren Verwaltungs-,
Planungs- und Genehmigungsverfahren.
Die Fokussierung auf Bildung,
Forschung und Technologie, ein europäischer Denkansatz, ein Bekenntnis
zum Freihandel, die aktive Pflege internationaler Kooperationen, die
Beteiligung von Mitarbeitern am Kapital der Unternehmen oder die
Startup-Förderung sind weitere von uns benannte Aspekte, die sich im
Sondierungspapier wiederfinden. Zwar gibt es auch kritische Punkte, wie
bspw. das Einfrieren des Renteneintrittsalters und des
Mindestrentenniveaus sowie vor allem offene Fragen der Finanzierung
vieler Vorhaben, über die in den anstehenden Koalitionsverhandlungen
noch hart verhandelt werden dürfte.
Insgesamt aber überwiegt die Hoffnung auf viele wegweisende Weichenstellungen für eine notwendige Modernisierung mit dem Blick über eine Wahlperiode hinaus. Nur mit einem großen gesellschaftlichen Konsens kann ein Ruck entstehen, der möglichst viele Menschen mitreißt und so auch in der Realität und nicht nur auf dem Papier dir notwendigen Veränderungen anstößt.
Ihr Carsten Mumm
Diesen Beitrag teilen: