Ethische Geldanlagen gewinnen an Popularität, auch durch sogenannte Gender-Fonds, die Geschlechtergerechtigkeit unterstützen. Wir ergründen, was Gender-Fonds definiert, welche Herausforderungen sie mitbringen und wie sich ihre Performance darstellt.
17.04.2024 | 10:35 Uhr
Gender Leadership Gap, Gender Pay Gap, Gender Pension Gap, Gender Care Gap, Gender Health Gap, Gender Data Gap – all diese sogenannten „Gender Gaps“ beschreiben unterschiedliche Arten von Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Dabei umfasst die ungleiche Behandlung von Frauen und Männern elementare Bereiche unseres gesellschaftlichen Lebens: Frauen sind benachteiligt in der Wirtschaft, bei der Bildung, der Gesundheit, der politischen Teilhabe und auch in der Entertainment- und Kunstbranche.
In unserem Artikel nähern wir uns der Thematik einmal mit der Finanzbrille. Denn auch in der Finanzbranche ist die Problematik der fehlenden Gleichberechtigung angekommen. Die Gender-Fonds als ethische Geldanlage werden bereits seit einigen Jahren aufgelegt. Welche Philosophie genau hinter dieser Fondskategorie steht und wie diese bisher performt hat, nehmen wir für Sie unter die Lupe – nachdem wir zunächst jedoch einen kleinen Exkurs geben und aufklären, was unter dem Begriff „ethische Geldanlage“ eigentlich verstanden wird.
Exkurs: Ethische Geldanlage – was versteht man darunter?
Kurz formuliert: Eine ethische Geldanlage ist eine Anlageform, bei der nicht nur die Rendite im Vordergrund steht, sondern auch ethische und moralische Aspekte berücksichtigt werden. Dabei wird darauf geachtet, dass das investierte Kapital in Unternehmen fließt, die soziale Verantwortung übernehmen und umweltfreundlich agieren. Dies kann beispielsweise bedeuten, dass Firmen ausgeschlossen werden, die Menschenrechtsverletzungen begehen oder Umweltschäden verursachen. Ethisch investieren, bietet Investor:innen somit eine Möglichkeit, ihr Geld gewinnbringend anzulegen und gleichzeitig einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
Mit Gender-Fonds ethisch Geld anlegen
Ein Gender-Fonds ist speziell darauf ausgerichtet, Aktien von Firmen auszuwählen, die beim Thema Gleichstellung der Geschlechter besonders gut abschneiden. Jeder dieser Fonds hat seine eigene Herangehensweise, doch fokussieren sie sich häufig auf vier große Themen:
Darüber hinaus arbeiten Gender-Fonds manchmal auch direkt mit den Unternehmen zusammen, die sie im Portfolio haben, um sie darin zu unterstützen, ihre Ziele zur Gleichstellung der Geschlechter noch besser zu erreichen.
Ethisch investieren: Die Philosophie hinter Geldanlagen mit Fokus auf Geschlechtergerechtigkeit
Gender-Fonds streben danach, durch strategisches Investieren einen doppelten Nutzen zu erzielen: Einerseits soll eine finanzielle Rendite erwirtschaftet werden, andererseits soll ein sozialer Impact hinsichtlich der Geschlechtergerechtigkeit erreicht werden. Investor:innen, die mit Gender-Fonds ethisch Geld anlegen, sind überzeugt, dass das Förderungspotenzial für Gleichstellung und Diversität untrennbar mit wirtschaftlichem Erfolg verbunden ist. Die Philosophie von Gender-Fonds umfasst dabei mehrere Kernelemente:
Gender-Fonds – welche Herausforderungen gibt es?
Im vorangegangenen Abschnitt haben wir die Philosophie betrachtet, die hinter Gender-Fonds steht. Doch wie hat diese Anlageform des ethischen Investierens in der Vergangenheit tatsächlich performt? Morningstar Direct hat hierzu fast 50 Gender-Fonds unter die Lupe genommen; der Blick auf die Performance über Ein-, Drei- und Fünfjahres-Zeiträume hat ergeben: „Fonds, die in die Gleichstellung der Geschlechter investieren, tun sich schwer damit, ihre Benchmarks zu übertreffen.“ (Morningstar) Aber was sind die Gründe dafür?
Eine maßgebliche Rolle spielt die Über- bzw. Untergewichtung bestimmter Branchen. Laut Morningstar Direct sind Gender-Fonds in den Bereichen Technologie und Energie untergewichtet; dies wirkte sich bisher negativ auf die Performance aus. Auf der anderen Seite sind Gender-Fonds zudem in den Bereichen Finanzen und Gesundheitswesen tendenziell übergewichtet.
Darüber hinaus erheben Gender-Fonds oft höhere Gebühren. Kenneth Lamont, Senior Manager Research Analyst bei Morningstar konstatiert: „Gender-Fonds verlangen tendenziell mehr als ihre rein passiven Marktkollegen“, – dies wiederum sorge für mehr Gegenwind, so Lamont.
Hinzu kommt: Gender-Fonds weisen bisher eine niedrige Überlebensrate auf. Laut Morningstar Direct haben im Jahr 2023 „40 Fonds eine Underperformance erzielt, während nur acht Fonds eine Outperformance erzielten. Drei weitere Fonds wurden geschlossen. Wenn Sie also zu Beginn dieses Jahres in einen Gender-Diversity-Fonds investiert haben, haben Sie nur eine Chance von etwa 19 %, dass dieser überlebt hat und seine Benchmark übertroffen hat. Und die Chancen werden geringer, je länger der Horizont ist.“
Eine zusätzliche Herausforderung bei dieser ethischen Geldanlage sind die verfügbaren Daten. Die Beurteilung der Unternehmenskultur hinsichtlich der Geschlechtergleichstellung basiert auf Informationen, die seitens des Unternehmens freigegeben werden. Jedoch gibt diese Informationsmenge oft keinen genauen Einblick, ob der tägliche Betrieb des Unternehmens tatsächlich eine frauenfreundliche Atmosphäre aufweist.
Fazit: Ethische Geldanlage – ein Instrument zur Förderung der Geschlechtergleichstellung?
Gender-Fonds als ethische Geldanlage können eine wichtige Rolle dabei spielen, Geschlechtergerechtigkeit in unterschiedlichen Bereichen unserer Gesellschaft voranzutreiben. Durch bewusstes Investieren in Unternehmen, die auf Geschlechtergleichstellung setzen, können Anleger:innen ethisch Geld anlegen und einen Beitrag leisten zur Förderung von Chancengleichheit sowie Diversität. Allerdings bleiben Gender-Fonds bisher noch hinter den Erwartungen zurück hinsichtlich ihrer Rendite. Underperformance, hohe Gebühren und die schwierige Datenlage sind Gründe dafür. Insgesamt lässt sich also sagen, dass Gender-Fonds sich aufgrund ihres eingeschränkten Anlageuniversums nicht als Basis-Investment eignen. Aber: Sie können für anspruchsvolle nachhaltige Anleger:innen, eine interessante Beimischung im Portfolio sein.
Quellen
· Gender Gaps: In diesen Bereichen sind Frauen noch immer benachteiligt
· Gender-Fonds sind beliebt – aber performen schwach
· Gender-Fonds: Genau hinschauen bei der Investition
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