Die Dividenden-Einführung von Meta hat das Auszahlungsparadigma der Big-Tech-Unternehmen verändert. Zu dieser Erkenntnis kommt Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group:
20.08.2024 | 09:40 Uhr
„Nach Meta haben auch Alphabet und Salesforce zum ersten Mal eine Dividende angekündigt.“ In der Vergangenheit seien Dividenden als Zeichen für sinkende Wachstumsaussichten abgelehnt worden. „Das war das Signal, welches die Anleger gaben, als Microsoft 2003 zum ersten Mal eine Dividende einführte. Meta scheint diese Sichtweise jedoch erfolgreich geändert zu haben.“
Die Meta-Aktie sei nach der Ankündigung um 23 Prozent gestiegen und habe eine Marktkapitalisierung von fast 200 Milliarden US-Dollar erreicht. Dies gehe zwar auch darauf zurück, dass das Unternehmen seine geplanten Kapitalausgaben in den Bereichen Augmented Reality (AR), Virutal Reality (VR) und Metaverse zurückgeschraubt hat, zeige aber auch, dass Meta einen „reiferen“ Ansatz für Wachstumschancen in der Branche zu verfolgen scheine, wobei Entscheidungen über die Kapitalallokation an Bedeutung gewinnen würden. Das Besondere an der heutigen Situation sei, dass die größeren Technologieunternehmen solide Bilanzen, hohe Gewinne und vernünftige Bewertungen verfügen würden. Auch ein möglicherweise beginnender KI-Megazyklus, welcher massive Investitionsausgaben erfordere, sei möglich. „In diesem Zusammenhang wird die Einführung von Dividenden sowohl bei Meta als auch bei Alphabet von uns als ein Zeichen von Kapitaldisziplin und Vertrauen in die Nachhaltigkeit der Erträge gewertet“, so Braun.
Big Tech's Dividenden-Ausflug
Während dividendenorientierte Anleger angesichts der niedrigen Dividende von Meta von 50 Cents pro Aktie und einer Dividendenrendite von 0,4 Prozent – zusätzlich zu Alphabets Jahresdividende von 80 Cents und einer Rendite von 0,5 Prozent – vielleicht nicht begeistert seien, sei die Gesamthöhe der Zahlungen doch beträchtlich: 5,1 Milliarden US-Dollar für Meta und 10 Milliarden US-Dollar für Alphabet. „Die Dividenden werden wahrscheinlich im Laufe der Zeit steigen, wie es in der Vergangenheit auch bei anderen Technologieunternehmen der Fall war“, betont Braun. „Die Dividende von Microsoft beispielsweise ist seit 2003 kontinuierlich gestiegen. Apple hat seine Dividende 2012 eingeführt und seine vierteljährliche Ausschüttung zwölf Jahre lang in Folge erhöht.“
Traditionell hätten sich Tech-Unternehmen auf Aktienrückkäufe gestützt, welche auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil ihres allgemeinen Kapitalallokationsrahmens sein würden. So habe Apple vor kurzem einen Rekordplan zum Rückkauf von Aktien im Wert von 110 Milliarden US-Dollar angekündigt, während Meta einen Rückkauf von 50 Milliarden US-Dollar genehmigt habe. „Immer mehr Technologieunternehmen erkennen jedoch, dass Dividenden das Engagement des Managements für die Rendite der Aktionäre unter Beweis stellen können“, erläutert Braun. „Die Unternehmen kürzen ihre Dividenden nur ungern, da dies ein negatives Signal an die Anleger ist und oft zu einem Rückgang des Aktienkurses führt.“ Darüber hinaus sei die Dividende eine Möglichkeit für die Technologiegiganten, ihre Aktionärsbasis über wachstumsorientierte Investoren hinaus zu erweitern und zu diversifizieren.
Da die Marktkapitalisierung von Technologieunternehmen gestiegen sei, habe der Informationstechnologiesektor mittlerweile einen größeren Anteil an der Gesamtdividendengleichung für US-Aktien. Technologieunternehmen würden den zweitgrößten Beitrag zu den S&P 500-Dividenden leisten, hinter dem Finanzsektor und den traditionellen dividendenzahlenden Bereichen des Marktes, wie dem Gesundheitswesen und Basiskonsumgütern.
„Bemerkenswert ist, dass 37 der 65 Technologieunternehmen im S&P 500 Index eine Dividende zahlen“, sagt Braun. „Das ist mehr als die Hälfte, was auch bedeutet, dass es für Technologieunternehmen noch Spielraum für eine weitere Dividendenerhöhung gibt. Fünf der ‚Magnificent Seven‘ zahlen inzwischen Dividenden.“ Insgesamt hätten sich die Dividendenzahlungen des Technologiesektor in den letzten 25 Jahren von 100 auf 500 Millionen US-Dollar verfünffacht.
Fazit
Dividenden würden den Tech-Unternehmen in mehrfacher Hinsicht zugutekommen: Erstens könnten sie die Aktionärsbasis eines Unternehmens in der Breite ausbauen. „Das hat den Vorteil, dass eine größere Anzahl von Anlegern die Volatilität der Aktien verringern kann, weil sie sowohl Wachstums- als auch Dividendenanleger umfasst“, so der Experte. Zweitens würden viele Mitarbeiter von Technologie- und innovativen Unternehmen Aktien des Unternehmens als Vergütung erwarten. Daher könne eine Dividende als indirekte Gehaltserhöhung angesehen werden und die Arbeitsmoral der Mitarbeiter steigern.
In den letzten zwölf Monaten habe es außerdem Anzeichen gegeben, dass sich der US-Aktienmarkt über eine stark konzentrierte Gruppe von Aktien hinaus verbreitert habe und dass traditionelle Dividendenzahler auf größeres Interesse gestoßen seien. Dividendentitel würden ein besseres Gewinnwachstum aufweisen und könnten die Marktvolatilität und die hohen Zinssätze überstehen.
„Wenn die US-Notenbank in Zukunft die Zinsen senkt, könnte dies auch ein Katalysator für Dividendenwerte mit höherer Rendite sein“, resümiert Braun. „Denn ein großer Teil der fast sechs Billionen US-Dollar an liquiden Mitteln, die aktuell an der Seitenlinie liegen, könnte zwar in festverzinsliche Anlagen umgeschichtet werden, sinkende Zinssätze in Verbindung mit einem widerstandsfähigeren wirtschaftlichen Umfeld könnten jedoch auch die Nachfrage der Anleger nach dividendenzahlenden Tech-Titeln erhöhen.“
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