„Auch im High-Yield-Bereich lohnt es, in den sich anbahnenden volatilen und verlustreichen Marktphasen investiert zu bleiben. Es handelt sich um eine langlebige Assetklasse für langfristige Investoren", sagt David Bradin, Anleiheexperte bei Capital Group.
27.06.2019 | 11:09 Uhr
Seiner Meinung nach sei der Konjunkturzyklus schon recht weit
fortgeschritten: „Trotz eines erneuten wirtschaftlichen Aufbäumens neigt
sich der Aufschwung dem Ende entgegen."
Aufwind erhält die amerikanische Wirtschaft seiner Analyse nach durch
die Lockerung der Geldpolitik durch die Federal Reserve (Fed). Trotzdem
seien die typischen Merkmale eines fortgeschrittenen Konjunkturzyklus
bereits deutlich zu sehen – Knappheit am Arbeitsmarkt, steigende Löhne
sowie Druck auf die Gewinnmargen der Unternehmen. Die
Portfolioallokation in Bezug auf Unternehmensanleihen und insbesondere
High-Yield-Anleihen zu überdenken, sei daher empfehlenswert. Es bestehe
aber kein Grund, sie grundlegend in Frage zu stellen.
„Seit dem Beginn
des Quantitative Easing im Jahr 2008 hat die Korrelation zwischen
hochverzinslichen Unternehmensanleihen und Aktien drastisch zugenommen.
Daran hat sich bisher nichts geändert“, sagt Bradin. „Jetzt muss man
Ruhe bewahren und auf die Qualität der Anlagen achten. Market Timing
hingegen schadet mehr, als das es hilft.“ Im Portfolio sei außerdem ein
angemessener Ausgleich für das Kreditrisiko wichtig.
Die Verschuldungsgrade der Emittenten blieben für High-Yield-Anleihen
weiterhin ein wichtiger Indikator. Allerdings könnten sie den
Höchststand des aktuellen Konjunkturzyklus bereits erreicht haben. Grund
dafür sei, dass Unternehmen jetzt weniger Anlass hätten, zur
Finanzierung von Fusionen, Übernahmen, Leveraged Buy-outs,
Aktienrückkäufen oder Dividendenzahlungen Fremdkapital zu begeben.
Insgesamt blicke er positiv auf das wirtschaftliche Umfeld. „Die
mittelfristigen Umsatz- und Gewinnziele der Unternehmen sind aufgrund
des Konjunkturausblicks leicht zurückgegangen. Dies dürfte zusammen mit
den ausbleibenden Zinserhöhungen Unternehmensanleihen nützen“, meint
Bradin.
Die Ausfallquote von amerikanischen High-Yield-Anleihen lag 2018 bei 1,8
Prozent und damit fast auf einem Allzeittief. Für den endenden,
aktuellen Zyklus rechne der Experte mit einer ähnlichen Entwicklung wie
in früheren Zyklen – nämlich mit einem allmählichen Anstieg.
Besonders interessant sei auch der Vergleich mit dem Markt für
amerikanische Bank-Loans, denn auch der High-Yield-Markt befinde sich
nicht im luftleeren Raum und habe Auswirkungen auf diesen. Interesse
errege diese Assetklasse insbesondere durch die variable Verzinsung und
die bestehende Sicherheit durch den hohen Rang in der
Kapitalmarktstruktur.
Die hohe Nachfrage im vergangenen Jahr habe zu
nachhaltigen Veränderungen der Fundamentaldaten dieses Marktes geführt.
Zu beachten sei auch, dass die meisten Emittenten heute bestenfalls ein
B-Rating hätten. „Die Kreditqualität des Marktes hat sich verändert“,
sagt Bradin. „Am Bank-Loan-Markt befinden sich heute mehr Emittenten mit
einem Rating von B und schlechter als am High-Yield-Markt.“
In der Vergangenheit seien die Gesamterträge amerikanischer
High-Yield-Anleihen höher gewesen, als die von US-Bank Loans – seit dem
Jahr 2003 hätten erstgenannte mit lediglich drei Ausnahmen in allen
Kalenderjahren stärker performt. Der durchschnittliche jährliche
Mehrertrag von High-Yield-Anleihen habe 3,9 Prozentpunkte betragen.
Dass hochverzinsliche Unternehmensanleihen auch zum Ende eines Konjunkturzyklus ein lohnendes Investment darstellen, zeige ein Blick auf den Bloomberg Barclays US High Yield Index. Seit dessen Auflegung vor 21 Jahren habe es lediglich fünf Jahre mit Verlusten gegeben. Diese hätten im Schnitt bei 8 Prozent gelegen. Würde man die Zeit der internationalen Finanzkrise herausrechnen, läge der durchschnittliche Verlust noch bei 3,5 Prozent. Investoren, die investiert geblieben wären, hätten einen durchschnittlichen Jahresertrag von 7,4 Prozent erwirtschaftet.
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