DONNER & REUSCHEL: Mumm Briefing zum Wochenausklang

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Volkswirtschaft

Im Zuge der fünfjährlich stattfindenden Revision des Verbraucherpreisindex wurden die Inflationsraten der Vergangenheit neu berechnet.

24.02.2023 | 12:05 Uhr

Aufgrund der massiv gestiegenen Preise im letzten Jahr und des corona- und inflationsbedingt veränderten Konsumverhaltens resultierten hieraus deutliche Abweichungen. So beträgt die Inflationsrate im Jahresmittel 2022 nur noch 6,9 Prozent – anstatt 7,9 Prozent auf der Basis von 2015. Die Spitze der Inflationsraten lag im letzten Jahr auch nur noch bei knapp neun Prozent anstatt wie bisher bei über zehn Prozent.

Gemäß den neuen Berechnungen, betrug die Inflationsrate in Deutschland im Januar 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und lag damit deutlich höher als im Dezember mit 8,1 Prozent. Dies lag vor allem daran, dass der Dezemberwert durch die Erstattung einer Gas-Abschlagszahlung an die Verbraucher gedämpft wurde. Perspektivisch werden die nominalen Inflationsraten in den kommenden Monaten wieder sinken. Denn allein der für die Inflationsberechnung maßgebliche Vergleich der aktuellen Preise von Energierohstoffen sorgt für einen sogenannten negativen Preis-Basiseffekt, also sinkende Preissteigerungsraten. Anders als die Gesamtinflation ist jedoch die Kerninflationsrate – ohne die Komponenten Energie und Nahrungsmittel – von 5,2 Prozent im Dezember auf 5,6 Prozent im Januar angestiegen. Während Nahrungsmittel- und Energiepreise also gesunken sind, bleibt in nahezu allen anderen relevanten Produkt- und Dienstleistungskategorien ein erheblicher Preissteigerungsdruck spürbar.

Entsprechend bleibt auch die EZB vorerst bei ihrem restriktiven geldpolitischen Kurs. Die EZB-Direktorin Isabel Schnabel verdeutlichte dies kürzlich und verwies dabei insbesondere auf erkennbar steigenden Lohndruck und eine weiterhin vorhandene Preissetzungsmacht vieler Unternehmen, die ihre Margen trotz stark gestiegener Kosten vielfach stabil halten können. Solange die gesamtwirtschaftliche Nachfrage leitzinsinduziert nicht deutlich gesenkt werde und dadurch Löhne und Margen unter Druck kommen, könnten sich Inflationserwartungen vom anvisierten Wert in Höhe von zwei Prozent loslösen. Damit ist eine Leitzinserhöhung durch die EZB in Höhe von 0,50 Prozentpunkten Mitte März so gut wie sicher, genauso wie die Erwartung weiterer restriktiver Schritte im zweiten Quartal.

Die Notenbanker haben zudem die zunehmend Stabilisierung der globalen Wirtschaftsperspektiven im Blick, die den noch vorhandenen Inflationsdruck noch untermauern würde. Die jüngst veröffentlichten S&P Global-Einkaufsmanagerindizes verdeutlichten eine steigende Zuversicht vieler Unternehmen bzgl. ihrer künftigen Geschäftsaussichten. Vor allem Dienstleister zeigten sich in den Umfragen optimistischer und berichteten von steigenden Absatzpreisen mit der Folge, dass sowohl für die Eurozone als auch für die USA und China die Expansionsschwelle von 50 Punkten überschritten wurde, die Produktion also künftig ausgeweitet wird. Ein ähnliches Bild zeichnete der aktuelle ifo-Geschäftsklimaindex. Einzig die Bauwirtschaft blickt weiterhin sehr skeptisch auf die kommenden Monate, weil ein Ende der kosten- und zinsbedingten Nachfrageschwäche noch nicht absehbar ist.

An den Kapitalmärkten dürfte kurzfristig vor allem der Blick auf die Aktionen der Notenbanken den Weg vorgeben. Dabei dämpfen die wirtschaftliche Stabilisierung und der trotz sinkender Teuerungsraten weiterhin vorhandene Inflationsdruck die Hoffnungen auf baldige Leitzinserhöhungspausen oder gar Zinssenkungen. Entsprechend ist an den Aktienmärkten eine Fortsetzung der aktuellen Konsolidierung auf hohen Niveaus wahrscheinlich.

Ihr Carsten Mumm


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