DONNER & REUSCHEL: Mumm Briefing zum Wochenausklang

DONNER & REUSCHEL: Mumm Briefing zum Wochenausklang
Volkswirtschaft

Europa ist derzeit der Stabilitätsanker der Weltwirtschaft, insbesondere weil die Rezession im Winterhalbjahr in vielen europäischen Staaten nur milde oder sogar ganz ausfällt.

27.01.2023 | 10:53 Uhr

Angesichts gut gefüllter Gaslager, weltweit nachgebender Rohstoffpreise und nachlassender Lieferkettenprobleme im Zuge der globalen wirtschaftlichen Abkühlung sowie zuletzt nachgebender Inflationsraten haben sich sowohl die Unternehmens- als auch die Konsumentenstimmung weiter stabilisiert. Gemäß ifo-Geschäftsklimaindex schätzen viele Unternehmen ihre aktuelle Lage zwar noch als sehr schwierig ein, schauen jedoch immer optimistischer auf die Geschäftserwartungen in den kommenden Monaten. Trotz sinkender Auftragseingänge sind viele derzeit noch mit der Abarbeitung von Auftragsstaus aus den vergangenen Monaten gut ausgelastet. Damit bleibt das Szenario einer wirtschaftlichen Erholung ab dem Frühjahr bleibt weiterhin realistisch.

Vonseiten der EZB ist in der kommenden Woche eine weitere Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte zu erwarten. Im März dürfte dann noch ein weiterer Zinsschritt in gleicher Größenordnung erfolgen.
Sollte am Ende des Winters der Füllstand der Gaslager nicht deutlich unter 60 Prozent fallen, besteht zudem eine gute Chance, dass die europäischen Vorräte bis zum Anfang des nächsten Winters wieder aufgefüllt werden können, so dass auch dann keine Gasmangellage droht.

In den USA hingegen zeichnet sich immer deutlicher eine Rezession ab. So signalisiert der Leading Indicator der New York Fed analog der seit Monaten negativen Zinsstrukturkurve ein negatives Wirtschaftswachstum in den kommenden Monaten. Auch die letzten Veröffentlichungen der S&P Global Einkaufsmanagerindizes lagen weiterhin deutlich unterhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten und signalisieren damit eine künftig sinkende Produktion. Vor allem wird der private Konsum durch die deutlich restriktivere Geldpolitik der US-Notenbank Fed, die mittlerweile zu einer schrumpfenden Geldmenge M2 geführt hat, ausgebremst. Bisher sehr robust verhält sich der US-Arbeitsmarkt mit einer weiterhin sehr niedrigen Arbeitslosenquote in Höhe von 3,4 Prozent. Angesichts zunehmender Nachrichten von massiven Stellenstreichungen bei US-Tech-Unternehmen und einer bereits sinkenden Anzahl befristeter Arbeitsverträge ist jedoch in der kommenden Woche mit schwächeren Arbeitsmarktdaten zu rechnen. Die Fed dürfte trotzdem in der nächsten Woche eine weitere Zinsanhebung um 25 – und dann noch einmal im März um 25 – oder 50 beschließen. Wahrscheinlich ist aus heutiger Sicht, dass mit einem dann erreichten Leitzinsniveau von 4,75 – 5,00 Prozent eine Leitzinserhöhungspause eingelegt wird. Ob es am Jahresende zu Zinssenkungen kommt, ist aus heutiger Sicht jedoch kaum abschätzbar.

Die chinesische Volkswirtschaft hingegen steht vor einem sehr schwachen ersten Quartal angesichts der aktuellen Infektionswellen im Zuge der Coronapandemie. Experten rechnen nach Mitte Januar mit einer zweiten Infektionsspitze Anfang März. Danach sollte eine weitgehende Immunisierung der Bevölkerung im Schnelldurchlauf erfolgt sein und die Pandemie- und die wirtschaftliche Lage dürften sich ab April deutlich stabilisieren. Dann könnte China erneut zur Konjunkturlokomotive der Weltwirtschaft werden und die globale Nachfrage nach Rohstoffen, Vorleistungen und Transportdienstleistungen deutlich anschieben. Entsprechend könnte nach stärker fallenden Inflationsraten im ersten Halbjahr die Senkungsdynamik der Teuerung im zweiten Halbjahr nachlassen und die Notenbanken veranlassen, die dann erreichten Leitzinsniveaus länger stabil zu halten.

Ihr Carsten Mumm


Kennen Sie schon den DONNER & REUSCHEL Markt kompakt Podcast? Falls nicht, hören Sie gerne hier rein.

Diesen Beitrag teilen: