DONNER & REUSCHEL: Mumm Briefing zum Wochenausklang

Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL
Volkswirtschaft

Das Wachstum der US-Volkswirtschaft wurde für das erste Quartal von 1,6 auf 1,3 Prozent (annualisiert) deutlich nach unten revidiert.

31.05.2024 | 12:45 Uhr

Vor allem der private Konsum fiel schwächer aus und untermauert die Erwartung, dass die anhaltend hohen Zinsen die wirtschaftliche Dynamik ausbremsen werden. Allerdings ist nicht mit einem stärkeren Einbruch der US-Wirtschaft zu rechnen, denn Umfragen unter Unternehmen fielen zuletzt positiver aus und lassen sowohl im Dienstleistungsbereich als auch in der Industrie künftig eine steigende Produktion erwarten. Damit bleibt ein „soft landing“, also eine Abkühlung des Wachstums ohne Rezession, das wahrscheinlichste Szenario für die kommenden Monate.

An der geldpolitischen Ausrichtung der US-Notenbank Fed dürfte sich vorerst nichts ändern. Sie wird weiterhin datenabhängig über etwaige Leitzinsschritte entscheiden und zunächst abwarten, ob die schwächere Wachstumsdynamik sich nennenswert auf die in den USA noch deutlich überhöhte Verbraucherpreisinflation auswirkt. Gemäß jüngster Einkaufsmanagerindizes ist zumindest kurzfristig nicht mit weniger stark steigenden Einkaufs- und Verkaufspreisen der Unternehmen zu rechnen. Daher bleibt die Perspektive, dass die US-Leitzinsen frühestens im September und maximal zweimal in diesem Jahr gesenkt werden könnten.

In Deutschland und der Eurozone zeigten Unternehmensstimmungsindikatoren zuletzt eine künftig zunehmende Dynamik an. Während Dienstleister weiter positive Erwartungen an ihre künftige Geschäftsentwicklung haben, nimmt in der Industrie zumindest der Pessimismus ab. Insgesamt wird daher für die kommenden Monate eine wirtschaftliche Erholung erwartet. Neben einer Belebung der globalen Industriegüternachfrage sollten insbesondere steigende Realeinkommen für eine stärkere Nachfrage nach Konsumgütern und Dienstleistungen sorgen. Passend dazu berichtete das Statistische Bundesamt einen Anstieg der Nominallöhne in Deutschland im ersten Quartal in Höhe von 6,4 Prozent. Nach Abzug der Inflation verblieb damit ein Anstieg der Reallöhne um 3,8 Prozent – der höchste Wert seit 2008. Auch wenn dadurch bisher nur ein Teil der Reallohnverluste der letzten beiden Jahre kompensiert wurde, zeigt der aktuelle GfK-Konsumklimaindex, dass der private Konsum langsam an Dynamik zunimmt. Nur von größeren Anschaffungen wird aufgrund bestehender politischer Unsicherheiten und des erhöhten Preisniveaus weiterhin Abstand genommen.

Die Inflation in Deutschland ist erwartungsgemäß im Mai leicht von 2,2 auf 2,4 Prozent angestiegen. Hintergrund war vor allem ein rechnerischer Basiseffekt, da die Teuerung im Mai 2023 mit der Einführung des 49-Euro-Tickets deutlich gesunken ist. Allerdings fiel der Anstieg der Dienstleistungspreise mit 3,9 Prozent weiterhin deutlich erhöht aus. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird auf ihrer Ratssitzung in der kommenden Woche voraussichtlich aber trotzdem eine erste Leitzinssenkung beschließen, denn die Zielgröße der Notenbank von 2 Prozent dürfte in den kommenden Monaten weiter näher rücken. Allerdings ist nicht mit einem vordefinierten Zinssenkungspfad zu rechnen. Wie auch die Fed wird die EZB auf die bestehenden, vor allem lohninduzierten Inflationsgefahren hinweisen und datenabhängig die weitere geldpolitische Ausrichtung festlegen. Wir gehen von einer Zinssenkungspause im Juli und einer möglichen weiteren Zinssenkung im September aus. Entscheidend wird dann auch sein, welche Erwartungen die EZB auf Basis ihrer eigenen quartalsweise aktualisierten Projektionen für Wachstum und Inflation bekannt gibt. Bei der nächsten Veröffentlichung in der kommenden Woche sind keine größeren Abweichungen zu erwarten.

Beachtenswert ist in diesem Kontext auch, dass sowohl im Roten Meer als auch im Panamakanal weiterhin internationale Containerfrachtrouten erheblich gestört sind. Die resultierenden erhöhten Frachtkosten aufgrund zu fahrender Umwege resultieren schon jetzt in deutlich steigenden Frachtraten. Sollte sich an dem Status quo nichts ändern während die globale Industriekonjunktur in den kommenden Monaten an Fahrt aufnimmt, dürften die gestiegenen Kosten stärker auf die Endverbraucherpreise durchschlagen.

Ansprechpartnerin bei Presseanfragen:

Maureen Koschny
GFD Finanzkommunikation
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