In diesem Kontext wurden schwache Konjunktursignale überwiegend positiv betrachtet. Denn eine sich abkühlende Wachstumsdynamik würde den Inflationsdruck weiter schwächen und damit den notwendigen Spielraum für eine geldpolitische Lockerung
bringen, so das Kalkül. In Europa ging diese Rechnung schon seit dem
letzten Winterhalbjahr auf und entsprechend wurde die erste Zinssenkung
durch die EZB im Juni 2024 beschlossen.
Dagegen
überraschte die US-Volkswirtschaft in den letzten Quartalen immer
wieder positiv. Doch zuletzt mehrten sich auch in den USA die Anzeichen
einer schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung. Dazu
zählten neben einer negativen Unternehmensstimmung im Bereich der
Industrie insbesondere der schwächer als erwartet ausgefallene
Juli-Arbeitsmarktbericht mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,3
Prozent. Parallel gaben die Inflationserwartungen nach, und schon im
Juni sank die US-Inflation mit 3,0 Prozent auf den niedrigsten Stand
seit Sommer 2023. Gemäß CME Fed Watch Tool erwarten die Märkte
mittlerweile eine Senkung der Leitzinsen durch die Notenbank Fed um 100 Basispunkte auf 4,25 bis 4,50 Prozent bis zum Jahresende.
Anders als in den vergangenen Monaten sorgte diese Entwicklung jedoch für massive Verunsicherung
an den Aktienmärkten. Ganz plötzlich wurde eine schwächere Konjunktur
nicht positiv gesehen, man sorgte sich nun vor einer Rezession in den
USA. Hinzu kamen Befürchtungen, die enormen Kursgewinne vieler Aktien im
Zusammenhang mit erwartetem Gewinnwachstum durch Technologien auf Basis Künstlicher Intelligenz könnten überzogen sein. Zudem verunsicherte die Anhebung der Zinsen in Japan und sorgte für eine schnelle und deutliche Aufwertung des seit Monaten extrem schwachen Yen sowie die drohende Eskalation im Nahen Osten.
Fazit:
Obwohl sich die fundamentale Situation nicht grundlegend verändert hat,
werden derzeit bekannte Fakten einfach anders bewertet. Die
resultierende Verunsicherung dürfte vorerst anhalten, denn der deutliche
Kursrücksetzer bei japanischen und US-Technologieaktien wirkt bei
vielen Anlegern noch nach. Die Auflösung lange Zeit sehr lukrativer
Carry-Trades, also der Verschuldung in Yen bei gleichzeitiger
Kapitalanlage in anderen Währungen, könnte die Kursentwicklungen an den internationalen Börsen
weiter belasten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die
Aktienkurse mit der Aussicht auf sinkende US-Leitzinsen im Laufe des
Herbstes wieder stabilisieren können.
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Ansprechpartnerin bei Presseanfragen:
Eva Fiedler
GFD Finanzkommunikation
Telefon: +49 (0)160 9750 3301
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