Im laufenden Jahr ist mit einem rückläufigen globalen Wirtschaftswachstum in Höhe von 2,8 Prozent – 0,6 Prozentpunkte weniger als im letzten Jahr – zu rechnen, heißt es im aktuellen „World Economic Outlook“ des Internationalen Währungsfonds (IWF).
12.04.2023 | 09:50 Uhr
Für 2024 wird von einem leicht verbesserten Wachstum in Höhe
von 3,0 Prozent ausgegangen. Als wesentliche Bremsfaktoren werden – trotz
bereits deutlich gesunkener Energie- und Nahrungsmittelpreise – der anhaltend
hohe Preisdruck in vielen Güter- und Dienstleistungssegmenten gesehen, sowie
die Folgen der zur Eindämmung der Inflation von vielen Notenbanken umgesetzte
Zinswende.
Dabei stehen die Unsicherheiten im Bankensektor der letzten Monate
nur stellvertretend für zunehmenden Stress in anderen Segmenten des Finanzsektors.
Dort wurde in Zeiten niedrigster Zinsen mit teilweise hohen Fremdkapitalhebeln
agiert und auf diese Weise gesamtwirtschaftlich der Zugang zu Krediten
erleichtert und höheres Wachstum ermöglicht.
Vor diesem Hintergrund verweist
der IWF auf die besondere Verantwortung der Notenbanken, die neben der
Wiederherstellung der Preisniveaustabilität auch die Finanzstabilität im Blick
behalten müssen. Daher wird eine besondere Achtsamkeit vonseiten der
Regulierungen, der Aufsichtsbehörden sowie eine Stärkung von Eigenkapitalpuffern
und finanziellen Polstern durch die Finanzinstitute selbst gefordert.
Bemerkenswert ist, dass die Wachstumstreiber in diesem und im kommenden Jahr
weiterhin vor allem im asiatischen Raum liegen, insbesondere in China mit 5,2
und Indien mit 5,9 Prozent erwartetem Wachstum. Fraglich ist allerdings
insbesondere im Fall Chinas, ob das Wachstum vor allem binnenwirtschaftlich
getrieben ist oder auch die Exportwirtschaft und damit die globale Konjunktur
mitziehen kann. Zuletzt deutete sich eine stärkere Erholung des stark
inländisch fokussierten Dienstleistungsbereich an.
Vor diesem Hintergrund kommt der Veröffentlichung der März-Außenhandelsdaten Chinas im Laufe der Woche eine besondere Bedeutung zu. Nach schwachen Februardaten könnte eine deutliche Erholung von Im- und Exporten auch für Europa und mit Abstrichen für die USA eine bessere wirtschaftliche Perspektive für die kommenden Monate eröffnen.
Fazit: Es wird offensichtlich, dass gestiegene Zinsniveaus global zum Wachstumsbremsklotz für Volkswirtschaften und vielfach sicher auch zum Gewinnbremsklotz für Unternehmen werden. Asien könnte, vor allem aufgrund der großen Binnenwirtschaft, hier eine Ausnahme beim Wirtschaftswachstum darstellen.
Ihr Carsten Mumm
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