Die Anzeichen für ein erneut negatives Wachstum in Deutschland und der Eurozone im zweiten Quartal verdichten sich.
27.06.2023 | 09:11 Uhr
Nachdem vergangene Woche die Umfragen unter Unternehmen in Europa und den USA eine weiter nachlassende Wachstumsdynamik signalisierten, gab gestern auch der ifo-Geschäftsklimaindex unerwartet deutlich nach. Vor allem die Geschäftserwartungen in der Industrie und bei Dienstleistern waren rückläufig.
Damit bewahrheiten sich die vom Anleihemarkt in Form tief negativer Zinsstrukturkurven – die Renditen bei kurzen Laufzeiten liegen über denen längerer Laufzeiten – gesendeten Signale bevorstehender Rezessionen. Fraglich ist somit, ob der konjunkturoptimistische Aktienmarkt – mit erst kürzlich erreichten Allzeithöchstständen in Europa und deutlich steigenden Notierungen von US-Technologieaktien – falsch liegt? Das Kalkül dürfte hier jedoch ein anderes sein.
Es ist davon auszugehen, dass bedingt durch die globale Nachfrageschwäche auch die Inflationsraten in den kommenden Monaten weiter – mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar stärker als erwartet – nachgeben werden. Das wiederum würde die lang ersehnten Leitzinserhöhungspausen näherbringen und könnte zumindest in den USA gegen Ende des Jahres eine erste Leitzinssenkung ermöglichen.
Fallende Teuerungsraten würden zudem den Reallohnverlust der letzten Monate relativieren, zumal die nominalen Löhne aufgrund höherer Tarifabschlüsse in den kommenden Monaten stärker steigen werden. Da sich am Arbeitsmarkt weiterhin keinerlei Schwächephase abzeichnet, könnte eine Wachstumsbelebung gegen Ende des Jahres vom Konsum ausgehen. Nicht zuletzt bewirkt eine sinkende Inflation fallende Renditen bei längeren Laufzeiten. Schlussendlich könnten also sowohl Anleihen- als auch Aktienmärkte „Recht behalten“. Die Inversion der Zinsstrukturkurven müsste dann im Laufe des nächsten Jahres „vom kurzen Ende her“, also durchfallende (Leit-)Zinsen erreicht werden.
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