Hohe Inflation, die globale Wachstumsschwäche und Zinserhöhungen belasten auch die britischen Verbraucher und schwächen die Wirtschaft.
11.07.2023 | 09:14 Uhr
Die Bank of England (BoE) hob den Leitzins zuletzt sogar überraschend um 0,50 Prozentpunkte an und erhöhte damit das Tempo im Kampf gegen die Inflation Obwohl die BoE schon im Dezember 2021 und damit deutlich früher als die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed die Zinswende eingeläutet hat, stagnierte die Teuerungsrate im Mai bei 8,7 Prozent p.a. Die Kerninflation, bei der die Faktoren Energie und Lebensmittel unbeachtet bleiben, stieg sogar von 6,8 auf 7,1 Prozent und damit auf das höchste Niveau seit 31 Jahren. Großbritannien steht gleich vor mehreren ernsten Herausforderungen:
Parallel sind die Staatsschulden erstmals seit 1961 auf rund 100 Prozent der Wirtschaftsleistung angestiegen. Damit gerät neben der Eindämmung der Inflation ein weiteres erklärtes Ziel der Regierung unter Premierminister Rishi Sunak in Gefahr – die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen. Zusammen mit der abnehmenden Dynamik von Investitionen und Außenhandel steigt die Wahrscheinlichkeit eines Abrutschens der britischen Wirtschaft in eine Rezession in den kommenden Monaten. An den Kapitalmärkten dominiert derzeit die Frage, wie weit die BoE die Leitzinsen noch anheben wird. Die unerwartet deutliche Reaktion der Notenbank auf die letzten Inflationsdaten ließ das britische Pfund zunächst einbrechen, während die Rendite für britische Staatsanleihen mit 10 Jahren Restlaufzeit auf 4,70 Prozent p.a. und damit auf den höchsten Stand seit 2008 anzog. Der britische Aktienleitindex FTSE 100 verlor direkt nach dem Zinsentscheid rund 2 Prozent. Auch für die weitere Entwicklung wird damit neben der Dynamik der Weltwirtschaft maßgeblich der weitere Kurs der BoE relevant sein. Daher stehen in dieser Woche die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Sitzung der BoE sowie die aktuellen, schwächer erwarteten Daten zum Wirtschaftswachstum und zur Industrieproduktion – jeweils für Mai – unter besonderer Beobachtung. Selbst im Falle positiver Überraschungen dürften das Pfund und britische Aktien vorerst schwächer tendieren.
Kennen Sie schon den DONNER & REUSCHEL Markt kompakt Podcast? Falls nicht, hören Sie gerne hier rein.
Diesen Beitrag teilen: