Mit der historisch beispiellosen Zinswende vieler Notenbanken zur Eindämmung der explodierenden Inflationsraten im letzten Jahr und den deutlich gestiegenen Zinsen wurde ein neues Zinsregime eingeläutet.
14.03.2023 | 11:02 Uhr
Nach den Null- und Negativzinsen gewöhnen sich
Kapitalmärkte, die Finanzbranche, Unternehmen und ganze Volkswirtschaften nun
an ein neues Regime mit steigenden bzw. stark erhöhten Teuerungsraten und
anziehenden Zinsen. Der erste Anpassungsprozess fand 2022 in Form erheblicher
Kursverluste in nahezu allen Anlageklassen statt. Mit etwas Verspätung und noch
immer im Gang folgte die Preisanpassung an den Immobilienmärkten.
Jetzt
zeigt sich, dass die vielschichtigen Wirkungskanäle der Zinswende auch einzelne
Finanzinstitute in Schwierigkeiten bringen können, besonders wenn sie sich
stark durch große Einlagen von vergleichsweise wenigen institutionellen
Anlegern refinanzieren und auf der Investitionsseite ebenfalls wenig
diversifiziert sind und hohe unrealisierte Verluste aufweisen. Aufgrund des
speziellen Geschäftsmodells der Silicon-Valley-Bank muss grundsätzlich nicht
mit einer Welle ähnlicher Fälle gerechnet werden.
Allerdings dürfte es gerade
unter US-Regionalbanken einige mit relativ hohen unrealisierten Verlusten geben
– bspw. aus Investments in US-Staatsanleihen. Auch wenn deren Refinanzierung
zumeist stärker von kleinteiligeren und damit besser diversifizierten Einlagen
abhängt, ist die größte Gefahr ein allgemeiner Vertrauensverlust in das
Bankensystem und daraus resultierend massive Abhebungen von Einlagen.
Ein solcher Bank-Run könnte schnell auf andere Regionen und Volkswirtschaften überspringen. Umso wichtiger ist ein beherztes Eingreifen aller relevanten Akteure. Dazu gehören – wie in den letzten Tagen auch geschehen – Regierungen, Regulierungsbehörden und Notenbanken sowohl in den USA als auch weltweit, um Ansteckungseffekte zu verhindern und das Vertrauen in die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems zu erhalten. So wurde unter anderem:
Auch wenn das Risiko besteht, ist die Wahrscheinlichkeit für
eine neue globale Finanzkrise daher derzeit gering. Fraglich ist allerdings, ob
die Notenbanken vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen ihren weiteren
Zinserhöhungszyklus anpassen werden, denn ihr bisheriger Fokus auf die
Inflationsbekämpfung ist nicht weniger notwendig geworden, wie die in dieser
Woche zur Veröffentlichung anstehenden Februar-Inflationsdaten in den USA
unterstreichen dürften.
Der Zinsentscheid der EZB am Donnerstag dürfte aus heutiger Sicht nicht beeinflusst werden, so dass eine Leitzinserhöhung um 0,50 Prozentpunkte erwartet werden kann.
Ihr Carsten Mumm
Diesen Beitrag teilen: