- Auch
danach – insbesondere im Zuge der Corona-Pandemie – stützten Regierungen
mit massiven Ausgabenprogrammen und teilweise gleichzeitigen
Steuersenkungen die Wirtschaft und es gelang in ruhigeren Zeiten mit
ordentlichem Wachstum kaum, die Staatsfinanzen zu konsolidieren.
- Deutschland
ist bezogen auf das BIP mit rund 63 Prozent Staatsschulden Ende 2023 eine
Ausnahme unter den großen Industrienationen. Griechenland senkte die
Staatsschuldenquote zwar stetig, liegt mit 164 Prozent aber immer noch an
der Spitze, gefolgt von Italien mit 135 und Frankreich mit knapp 110
Prozent.
Seit der Euro-Staatsschuldenkrise in 2011 wird an den
Kapitalmärkten jedoch je nach Haushaltslage deutlich differenziert:
- So
stieg die Risikoprämie französischer Staatsanleihen mit der Ankündigung
vorgezogener Neuwahlen durch Staatspräsident Macron im Juni deutlich an.
Im Vergleich zu Bundesanleihen lagen die Renditen im 10-Jahresbereich
seitdem 0,80 anstatt zuvor rund 0,50 Prozentpunkte höher.
- Auch
die Formierung der neuen Regierung unter Premierminister Michel Barnier
konnte das erhöhte Vorsichtsbedürfnis von Anlegern noch nicht besänftigen.
Zwar bekräftigt Barnier seinen Willen, das jahrelang sehr hohe
Haushaltsdefizit zu reduzieren. Es ist allerdings unklar, ob es angesichts
der wackeligen Regierungskoalition und diversen Forderungen nach mehr
Staatsausgaben gelingen wird.
- Noch
deutlicher wird der Wirkungszusammenhang zwischen Renditen und
Staatsfinanzen am Beispiel Großbritanniens. Dort sind die schon seit 2023
deutlich erhöhten Risikoprämien im Vergleich zu Bundesanleihen zuletzt
noch einmal auf mehr als 2 Prozentpunkte angestiegen und haben damit fast
das Niveau zum Zeitpunkt des Abtritts der ehemaligen Premierministerin Liz
Truss im Herbst 2022 erreicht. Truss scheiterte aufgrund drastisch
steigender Risikoprämien und einem Absturz des britischen Pfunds nach der
Vorstellung ihrer Pläne zu einer Ausweitung des Haushaltsdefizits.
Hintergrund des jetzigen Renditeanstiegs ist, dass die seit mittlerweile
mehr als drei Monaten amtierende Regierung unter Keir Starmer erst vor
wenigen Tagen einen Haushaltsplan vorlegen konnte. Dieser sieht neben
deutlichen Steuerhöhungen und der Aufnahme neuer Kredite auch
Sparanstrengungen vor. Ob diese allerdings wie geplant umgesetzt werden
können ist angesichts diverser notwendiger Ausgaben, bspw. für das
Gesundheitssystem und aufgrund der inflationsgeplagten Bevölkerung
unsicher, zumal das Wachstum durch höhere Steuern gedämpft werden dürfte.
Auch hier zeigt sich wieder die Skepsis an den Kapitalmärkten.
Fazit: Anleger werden unsolide Finanzpolitik von Staaten
künftig stärker sanktionieren und haben damit einen erheblichen Einfluss auf
die Politik. Auch mit Blick auf die neue US-Präsidentschaft ist dieser
Aspekt relevant. Denn zu stark steigende Staatsschulden werden Renditen bei
längeren Laufzeiten trotz sinkender Leitzinsen hoch halten und hohe
Zinsausgaben im Zuge der in den USA schon jetzt auf mehr als 120 Prozent
angestiegenen Staatsschuldenquote begrenzen damit fiskalische Spielräume.
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Ansprechpartnerin bei Presseanfragen:
Eva Fiedler
GFD Finanzkommunikation
Telefon: +49 (0)160 9750 3301
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