Nach den schwächeren Schnellschätzungen der Markit-Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Eurozone zeichnete der ifo-Geschäftsklimaindex für die deutsche Wirtschaft in der letzten Woche ein ähnliches Bild.
29.03.2022 | 09:31 Uhr
Vor allem sorgte der historisch beispiellose Einbruch der
Erwartungskomponente – angesichts kurzfristig kaum berechenbarer
weiterer Auswirkungen des Ukrainekonfliktes – für eine Eintrübung der
Unternehmensstimmung.
Auch wenn sich US-Unternehmen bisher weitgehend
von der kriegsbedingten Verunsicherung abkoppelten, besteht die
Gefahr, dass sich der an den internationalen Kapitalmärkten wieder
spürbare Optimismus mit deutlich steigenden Aktienkursen als verfrüht
erweisen könnte.
Zumal ein weiterer Schlüsselfaktor für das
Börsengeschehen, die Geldpolitik, in vielen Volkswirtschaften bereits
auf einen klar restriktiven Kurs mit der Folge steigender Zinsen
eingeschwenkt ist.
Trotz der jüngsten Abwärtskorrektur von
Konjunkturprognosen für das laufende Jahr bleibt als Basisszenario
weiterhin ein relativ dynamisches globales Wachstum i2023.
Gestützt wird die wirtschaftliche Entwicklung von den nachlassenden
Belastungen durch Corona-Restriktionen und gestörte Lieferketten. Zudem
wird die Konjunktur durch den Abbau aufgestauter Aufträge in der
Industrie und die Nachholung von privaten Konsumausgabengestützt .
Staaten und Unternehmen werden in den kommenden Jahren deutlich erhöhte
Investitionen zur Dekarbonisierung der Produktion und zur Erhöhung der
Resilienz vornehmen. Laut Einschätzung der Experten des Kiel Instituts
für Weltwirtschaft dürfte die Versorgungssicherheit vorerst höher
gewichtet werden als globalisierungsbedingte Vorteile internationaler
Arbeitsteilung bzw. der Fokus auf die Erzielung von
Spezialisierungsgewinnen..
Die Konjunkturforscher erwarten jedoch nach 2023 eine Abschwächung des Weltwirtschaftswachstums unter das Niveau der Vor-Coronazeit, v.a. wegen wachstumsdämpfender demografischer Effekte in vielen großen Volkswirtschaften inklusive China. Auch in Deutschland wird ab 2024 der demografische Wandel das Wachstumspotenzial belasten. Die zunehmende Arbeitskräfteknappheit wird stärker steigende Löhne zur Folge haben, zumal auch politisch die Weichen in Richtung einer stärkeren Umverteilung zwecks Abbau von Einkommens- und Vermögensscheren gestellt werden.
Da auch Rohstoffpreise
auf hohen Niveaus bleiben dürften, bleibt die Kostenseite der
Unternehmen voraussichtlich längerfristig angespannt. Vor allem in Europa wirkt der Wegfall der Friedensdividende zusätzlich negativ.
Staaten werden verstärkt kaum produktivitätssteigernde
Rüstungsinvestitionen vornehmen und kriegsbedingt fallen für viele
Unternehmen Geschäftsaktivitäten in bzw. mit Russland aus.
Somit belasten verschiedene strukturelle und langfristig wirkende Faktoren auch die Gewinnperspektiven vieler Unternehmen in den kommenden Jahren. Mehr denn je wird es auf schlanke Prozesse und innovative Produktionsmethoden ankommen, um sich im Wettbewerb
Ihr Carsten Mumm
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