Obwohl in vielen Staaten Europas mit der Lockerung von Shutdown-Maßnahmen gerade erst die breite, alle Segmente umfassende wirtschaftliche Erholung begonnen hat, verliert das Wachstumstempo weltweit an Dynamik.
17.08.2021 | 09:28 Uhr
Trotz
der anhaltend hohen Nachfrage wird die Industrie weiterhin von
Engpässen und damit Lieferverzögerungen sowie erheblichen
Kostensteigerungen für Logistik, Vorleistungsgüter und einige Rohstoffe
ausgebremst. Entsprechend gaben im Juli einige Einkaufsmanagerindizes
für das Verarbeitende Gewerbe nach, wenngleich sie überwiegend eine
dynamische Expansion der Produktion in den kommenden Monaten erwarten
lassen.
Vor allem in China, seit dem zweiten Quartal 2020 die
Konjunkturlokomotive der Welt, sank die Zuversicht der befragten
Unternehmen zuletzt deutlicher. Der CAIXIN-Einkaufsmanagerindex für das
Verarbeitende Gewerbe fiel auf 50,3 Punkte und liegt damit nur noch
knapp oberhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten sowie auf dem
tiefsten Stand seit Frühjahr 2020.
Dabei war eine gewisse Abkühlung der
vielfach heiß gelaufenen Wirtschaft von staatlicher Seite gewünscht und
wurde regulatorisch – etwa durch eine restriktivere Kreditvergabe –
unterstützt. Die am Anfang der Woche veröffentlichten Konjunkturdaten
für Juli verdeutlichen jedoch eine überraschend starke
Wachstumsabkühlung.
So lagen sowohl das Wachstum der Industrieproduktion
mit 6,4 Prozent, die Zunahme der Anlageinvestitionen mit 10,3 Prozent
als auch die Steigerung der Einzelhandelsumsätze mit 8,5 Prozent
(jeweils im Vergleich zum Vorjahr) deutlich unter den Werten des
Vormonats und zudem unter den Erwartungen von Analysten. Auf der
Unternehmensstimmung lasteten zuletzt wieder in vielen Regionen weltweit
steigende Corona-Fallzahlen. In China wurde jüngst ein kompletter
Terminal in einem der größten Häfen der Welt geschlossen, nachdem ein
Arbeiter positiv auf das Virus getestet wurde.
Auch in anderen Regionen steigen die Inzidenzwerte erneut und belasten die wirtschaftlichen Perspektiven. In den USA gab zuletzt das von der Uni Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen deutlich nach und liegt derzeit sogar unter den Werten aus dem Frühjahr 2020. In Australien sind weite Teile des Landes aufgrund einer erneuten Infektionswelle von Lockdowns betroffen und selbst in Israel steigen die Neuinfektionszahlen wieder an. Weiterhin besteht zudem die Gefahr, dass angesichts teils sehr niedriger Impfquoten in vielen Schwellenländern weitere Virusvarianten entstehen. Die Corona-Pandemie dürfte somit auch in den kommenden Monaten ein relevantes Thema für Konjunktur und Kapitalmärkte bleiben und immer wieder für Verunsicherung sorgen.
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