Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL
Volkswirtschaft

Donner & Reuschel: Mumm kompakt – Die Woche der Notenbanken

Nach der erwartungsgemäßen Leitzinssenkung der EZB vergangene Woche stehen in dieser Woche einige Zinsentscheide auf der Agenda, unter anderem in den USA, Großbritannien, Japan und China:

17.09.2024 | 09:33 Uhr

  • Der Fokus an den Börsen liegt auf der Fed, die voraussichtlich nach der Zinswende 2022 erstmals wieder eine Leitzinssenkung vornehmen wird – wobei die Frage nach der Größe des Zinsschritts offen bleibt. Aktuell tendieren die Markterwartungen zu einem großen Zinsschritt um 0,50 Prozentpunkte nach unten. Zwar signalisierten die in der vergangenen Woche veröffentlichten August-Inflationsdaten mit 2,5 Prozent eine deutlich schwächere Teuerung, allerdings ist diese vor allem auf stark gesunkene Energiepreise zurückzuführen. Demgegenüber rangiert die Kernrate der Inflation[1] mit 3,2 Prozent weit oberhalb des Zwei-Prozent-Inflationsziels. Besonders relevant ist dabei der Preisanstieg der Komponente „Shelter“ bzw. Wohnkosten, die mehr als ein Drittel des gesamten Inflationsschemas ausmacht. Der Shelter-Index verzeichnete einen weit überdurchschnittlichen Preisanstieg von 5,2 Prozent – verglichen mit dem Vorjahr – und dürfte künftig nur langsam sinken. Auf diesen entfallen rund 70 Prozent des Preisanstiegs der Kernrate. Ohne diese Komponenten läge die Kerninflation in den USA nur bei rund 1 Prozent. Da aber einige Dienstleistungskomponenten ebenfalls überdurchschnittlich stark im Preis anstiegen und die durchschnittlichen Stundenlöhne allein im August mit 0,4 Prozent deutlich angezogen sind, dürfte Fed-Präsident Jerome Powell weiterhin auf bestehende Inflationsgefahren hinweisen und den datenabhängigen Kurs der weiteren geldpolitischen Ausrichtung bestätigen. Auch aufgrund der politisch aufgeheizten Diskussionen mitten im Präsidentschaftswahlkampf und um sich keine größere Wahlbeeinflussung vorwerfen zu lassen, rechnen wir mit einem kleinen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten, dem im November und Dezember jeweils weitere Zinssenkungen folgen könnten. In diesem Fall dürfte der zuletzt schwächere Dollar aufwerten.
  • In Großbritannien wird vorerst mit keiner weiteren Leitzinssenkung gerechnet, nachdem die Bank of England (BoE) bereits im August auf 5 Prozent gesenkt hat. Die Kernrate der Inflation im August wird noch vor der entscheidenden Sitzung der BoE bekannt gegeben und mit 3,5 Prozent höher erwartet.
  • In Japan wird ebenfalls keine Leitzinsanpassung erwartet, nachdem die letzte Zinsanhebung Anfang August zu größeren Turbulenzen an den internationalen Kapitalmärkten beigetragen hatte.
  • Aus europäischer Sicht ist neben dem Blick auf die USA besonders die Entwicklung in China relevant. Nach den schwächeren August-Konjunkturdaten, mit einem Wachstum der Industrieproduktion von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, nur um 2,1 Prozent gestiegenen Einzelhandelsumsätzen und erneut deutlich gesunkenen Immobilienpreisen gerät die Erreichung des Wachstumsziels der Regierung von 5 Prozent im laufenden Jahr in Gefahr. Vor diesem Hintergrund wäre eine Anpassung der Loan Prime Rate nachvollziehbar und könnte für etwas Aufwind an den Aktienmärkten sorgen.

[1] ohne die Komponenten Energie und Nahrungsmittel

Ihr Carsten Mumm

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