Die europäischen Börsen werden derzeit von zwei Themen beherrscht: die unaufhaltsam steigenden Gaspreise und die damit verbundene Angst vor noch höheren Lebenshaltungskosten.
23.08.2022 | 09:53 Uhr
Nach der überraschenden Ankündigung durch Gazprom – eine
erneute wartungsbedingte Unterbrechung der Gaslieferungen nach Europa über die
Pipeline Northstream I ab Ende dieses Monats durchzuführen – sind die Preise an
der Energiebörse Amsterdam in die Höhe geschnellt. Und das, obwohl die
Rohölkurse sowie die Notierungen vieler anderer Rohstoffe weltweit nachgaben.
Zudem warnte die Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht vor einem weiteren
Anstieg der Inflationsraten auf bis zu 10 Prozent im Herbst und einer möglichen
Rezession im Winterhalbjahr. Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass
sowohl die Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimaindex sowie des
GfK-Konsumklimaindex in dieser Woche eine erneut gesunkene Stimmung unter
Unternehmen sowie Verbrauchern bestätigen wird. Ob vom jährlich stattfindenden
internationalen Notenbank-Treffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming
positive Impulse ausgehen können ist fraglich. Vonseiten der EZB wird Isabel
Schnabel das Direktorium der Notenbank vertreten. Alles andere als ein Hinweis
auf eine weitere große Leitzinsanhebung um mindestens 0,50 Prozentpunkte Anfang
September wäre eine Überraschung.
Auch der Rutsch des Eurokurses im Vergleich zum US-Dollar unter die Parität von 1 EUR/USD untermauert die Notwendigkeit einer künftig restriktiveren EZB-Geldpolitik, denn eine schwache Währung erhöht den Inflationsdruck über steigende Kosten für Importgüter zusätzlich. Damit verbleibt nur die Hoffnung, dass der Präsident der Fed dem Euro und den internationalen Aktienmärkten im Rahmen seiner Ausführungen in Jackson Hole zur Seite springen wird. Er müsste dafür die Erwartung einer weiter nachgebenden US-Inflationsrate und damit weniger stark als bisher erwartet steigender Leitzinsen in den USA schüren. Allerdings dürfte er dafür zunächst die Veröffentlichung der PCE-Preisdaten für Juli am Freitag abwarten, um eine Bestätigung für die zuletzt nachgebende Teuerung zu bekommen.
Ihr Carsten Mumm
Kennen Sie schon den DONNER & REUSCHEL Markt kompakt Podcast? Falls nicht, hören Sie gerne hier rein.
Diesen Beitrag teilen: