Im Januar zogen die Erzeugerpreise in Deutschland um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an und erreichten damit den höchsten Wert seit 1949. Wesentlicher Kostentreiber waren erneut die Energiepreise (Plus 66,7 Prozent), darunter vor allem Erdgas.
22.02.2022 | 09:24 Uhr
Besonders spürbar war der Gaspreisanstieg für Kraftwerke, Industrie, Handel und Gewerbe sowie an der Börse – mit Preisanstiegen von bis zu 326 Prozent. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnte, dass der Energiepreisanstieg für 23 Prozent aller kürzlich befragten Unternehmen existenzgefährdend sei. 21 Prozent denken über eine Verlagerung von Teilen der Produktion ins Ausland nach.
In Deutschland reagierte die Politik mit der Ankündigung eines Entlastungspaketes, unter anderem zur früher als geplanten Abschaffung der EEG-Umlage. Dabei können wesentliche Preistreiber nicht aktiv beeinflusst werden. So wäre im Falle einer Eskalation des Ukraine-Konfliktes ein zusätzlicher Energiepreisschock zu erwarten. Erneut würde vor allem Erdgas erheblich teurer werden. Zudem überraschte die Unternehmensstimmung gemäß jüngster Schnellschätzungen der Markit-Einkaufsmanagerindizes sowohl für Frankreich, Großbritannien, Deutschland als auch die Eurozone positiv.
Die für das Frühjahr erwartete Beschleunigung der Konjunktur könnte bereits im Februar eingesetzt haben und die Energienachfrage antreiben. Gleichzeitig bleibt die OPEC bisher bei ihrer nur langsamen Erhöhung der Fördermengen um monatlich 400.000 Barrel pro Tag. Es gibt aber auch Anzeichen für mögliche Entlastungen der globalen Rohölmärkte. So laufen nach wie vor Gespräche über ein neues Atomabkommen mit dem Iran in dessen Zuge bestehende Sanktionen, u.a. die Beschränkung von Ölexporten wegfallen könnten.
Zudem ist seit Anfang Februar ein stärkerer Anstieg der aktiven Ölbohrungen in den USA zu verzeichnen, wenngleich deren Anzahl noch immer rund 20 Prozent unter dem Vorkrisenniveau liegt. In Europa hingegen fokussieren sich viele Staaten auf Alternativen zu fossilen Energieträgern, sei es durch den Bau neuer Atomkraftwerke oder den Ausbau Erneuerbarer Energien.
Steigender Druck im System sorgt also auch diesmal für Ausweichreaktionen. Sowohl die OPEC als auch Russland dürften daher selbst darauf achten, dass die Rohölnotierungen vom aktuellen Niveau aus nicht noch deutlich weiter steigen. Es ist gut möglich, dass die Marke von 100 US-Dollar pro Barrel als Grenze fungiert, ab deren Erreichen man sich stärker um den Ausbau des Angebots kümmern wird.
Ihr Carsten Mumm
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