Der Klimawandel, die Corona-Pandemie, globale Lieferkettenprobleme und geopolitische Spannungen können nur im Rahmen einer breiten Kooperation vieler Staaten effektiv bekämpft werden.
18.10.2022 | 12:53 Uhr
Politisch geht der Trend jedoch in Richtung eines zunehmenden Nationalismus und einer abnehmenden internationalen Zusammenarbeit. Spätestens
seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges ist sogar eine neue Blockbildung
innerhalb Europas erkennbar – nachdem die wirtschaftlichen Beziehungen
zu Russland weitgehend abgebrochen wurden und politische Kooperationen
auch im Rahmen internationaler Organisationen derzeit kaum noch möglich
sind.
Weltweit nehmen autokratische Regierungsformen wieder stärker zu.
Dadurch könnten demokratisch und marktwirtschaftlich organisierte
Staaten aus moralischen und ideologischen Gründen eine zunehmende
Polarisierung innerhalb der Weltgemeinschaft sogar noch unterstützen,
würden sie sich nur noch gleich oder ähnlich gesinnten Volkswirtschaften
zuwenden. Teilweise ist der Systemwettbewerb sogar schon zu einem
Systemkonflikt eskaliert – mit negativen Folgen für
außenhandelsorientierte Ökonomien.
Besonders betroffen von diesen
fundamentalen Veränderungen ist die deutsche Volkswirtschaft, die sich
seit dem Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs, im Zuge der
wirtschaftlichen Öffnung Chinas und durch die immer stärkere
Globalisierung mit einem Fokus auf exportorientierte Industrieproduktion
nahezu perfekt auf die weltwirtschaftliche Lage der letzten Jahrzehnte
eingestellt hatte. Entsprechend erfordert der Wegfall des günstigen
russischen Gases und einiger osteuropäischer Absatz- sowie
Beschaffungsmärkte sowie die sich künftig verändernde Globalisierung hin
zu einer stärkeren regionalen Fokussierung des Außenhandels auch eine
Anpassung des Geschäftsmodells Deutschland.
Dabei sollten vor allem
kritische Abhängigkeiten von einzelnen ausländischen Zulieferern und
Absatzmärkten überdacht, jedoch grundsätzlich weiterhin auf eine
internationale Arbeitsteilung gesetzt werden, selbst mit den meisten
autokratisch regierten Systemen. Ein Verzicht auf die
Effektivitätsvorteile einer grenzüberschreitenden Spezialisierung würde
den ohnehin anstehenden Wohlfahrtsverlust durch dauerhaft erhöhte
Energiekosten nur noch verstärken. Ein Abbruch wirtschaftlicher
Beziehungen bedeutete zudem die Verabschiedung von wichtigen
gleichgerichteten Interessen und damit einer Basis für künftig mögliche
politische Kooperations- und Einflussmöglichkeiten im Ausland.
Ihr Carsten Mumm
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