Auch wenn die Leitzinsanhebung nicht die allgemeine Markterwartung war, ist sie aus Sicht der EZB doch der logische Schritt. Nach wie vor ist der inflationsdruck deutlich zu hoch und wird es auch noch einige Zeit bleiben.
14.09.2023 | 16:00 Uhr
Dazu passend wurden die neuen Inflationsprojektionen für 2023 und 2024 sogar leicht nach oben angepasst. Wenn die Zielsetzung bei 2 Prozent liegt, für 2024 aber 3,2 Prozent Teuerung erwartet werden, besteht keinerlei Spielraum für eine weniger restriktive Gangart.
Dass der Markt nur kurzfristig im Sinne fallender Aktienkurse reagiert hat, dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Projektion der Kernrate der Inflation parallel leicht nach unten angepasst wurde – der breite Inflationsdruck also zumindest langsam sinkt, wohl auch weil erstmals seit Ende 2022 die Unternehmensgewinne weniger zur Inflation beigetragen haben.
Zudem heißt es weiter, dass bis mindestens Ende 2024 die
Fälligkeiten im Rahmen des PEPP-Wertpapierkaufprogramms neu angelegt
werden. Der Abbau der Bestände wird also nicht beschleunigt und die
Formulierung dass „die EZB-Leitzinsen ein Niveau erreicht haben, das –
wenn es lange genug aufrechterhalten wird – einen erheblichen Beitrag zu
einer Rückkehr der Inflation auf den Zielwert leisten wird“, legt
nahe, dass die Spitze des Zinserhöhungszyklus erreicht sein könnte.
Trotzdem bleibt die EZB wenig überraschend bei der datenabhängigen
weiteren Ausrichtung der Geldpolitik. Zinssenkungen bleiben außerhalb
der aktuell möglichen Sichtweite.
Damit dürfte die gesamtwirtschaftliche Dynamik zinsinduziert in den kommenden Monaten erheblich gebremst werden. Euro und Zinsen für Bundesanleihen bei längeren Laufzeiten dürften durch diese Perspektive eher schwächer tendieren.
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