Der vierteljährlich vom Internationalen Währungsfonds (IWF) ermittelte „World Uncertainty Index“ unterstreicht die negative Wirkung des Ukrainekonflikts auf die globale Wirtschaft.
19.04.2022 | 09:31 Uhr
Zwar sind durch direkte Handelsrestriktionen und den Rückzug von Unternehmen aus Russland vor allem europäische Volkswirtschaften betroffen, während explodierende Nahrungsmittel-, Rohstoff- und Energiepreise weltweit spürbar sind.
Doch je länger der Konflikt anhält, umso stärker steigt die globale
Unsicherheit zu den weiteren wirtschaftlichen Perspektiven, wie die
jüngste Veröffentlichung des in 143 Ländern ermittelten
Unsicherheitsindex unterstreicht. Dadurch könnte das
Weltwirtschaftswachstum in diesem Jahr um 0,35 Prozent geringer
ausfallen, so die IWF-Experten – vorausgesetzt, es kommt nicht zu einer
weiteren Eskalationen, wie einem kompletten Lieferstopp für russische
Energierohstoffe nach Europa. Auch eine mögliche Verschärfung der
Nahrungsmittelknappheit, bspw. durch Missernten in anderen Regionen,
könnte die wirtschaftlichen Aussichten noch stärker eintrüben.
Passend
dazu wurde im Rahmen der von den führenden deutschen
Wirtschaftsforschungsinstituten erstellten Gemeinschaftsdiagnose die
diesjährige Wachstumsprognose für Deutschland auf nur noch 2,7 Prozent
nach unten revidiert. Die Inflationsprognose für den Jahresdurchschnitt
2022 wurde hingegen mit 6,1 Prozent höher als noch im Herbst
veranschlagt.
Aufgrund der außergewöhnlichen Unsicherheiten
stellten die Konjunkturforscher neben diesem noch relativ positiven
Basisszenario ein Risikoszenario vor, demzufolge im Falle eines Stopps
russischer Gaslieferungen das Wachstum in diesem Jahr nur 1,9 Prozent
betragen und in 2023 sogar deutlich negativ ausfallen würde. Die
Inflation würde in diesem Fall auf 7,3 Prozent ansteigen.
Nimmt man weitere schwelende Unsicherheitsfaktoren, wie die Corona-Pandemie, die noch immer massiv gestörten globalen Lieferketten und die bereits begonnene Zinswende in Europa und den USA hinzu, ergibt sich eine kaum berechenbare Gemengelage für die kommenden Monate. Mehr Klarheit für die Geschäftsaussichten und Einschätzungen der Unternehmen werden am Ende dieser Woche die Schnellschätzungen der Einkaufsmanagerindizes für Deutschland, die Eurozone und die USA bringen. Zumindest in Europa dürfte sich die Stimmung der Unternehmen erneut eintrüben.
Ihr Carsten Mumm
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