Die jüngsten Stimmungsindikatoren von Unternehmensseite zeigen ein einheitliches Bild: während die aktuelle Lage noch überwiegend positiv eingeschätzt wird, sinken die Geschäftserwartungen zum Teil deutlich.
07.09.2021 | 09:34 Uhr
Ursache
hierfür sind die weltweit vielerorts steigenden
Corona-Neufallzahlen, die Befürchtung erneuter Shutdown-Maßnahmen sowie
die nicht endenden Kapazitätsengpässe bei Rohstoffen, Vorprodukten und
Logistik-Dienstleistungen. Die Nachfrage ist grundsätzlich weiter hoch.
So stiegen im Juli die Auftragseingänge für das Verarbeitende Gewerbe in
Deutschland um 3,4 Prozent auf einen neuen Rekordstand, vor allem durch
Großaufträge im Bereich Schiffbau. Gleichzeitig vermeldete das
Statistische Bundesamt, dass zwar auch der reale Umsatz im
Verarbeitenden Gewerbe um 1,9 Prozent im Vergleich zum Juni 2021 anzog.
Allerdings liegt er noch um 4,6 Prozent niedriger als im Februar 2020,
dem Monat vor Inkrafttreten der coronabedingten Einschränkungen.
Damit
ergibt sich auch eine zunehmende Lücke zwischen Auftragsbestand und der
sich noch immer um 5,5 Prozent unter dem Vorkrisenniveau befindlichen
Produktion im Produzierenden Gewerbe, die im Juli immerhin um einen
Prozentpunkt anstieg. Wie die außerordentlich positive Berichtssaison
der Unternehmensergebnisse zum 2. Quartal gezeigt hat, waren Unternehmen
bisher überwiegend in der Lage, die steigenden Produktionskosten an die
Endverbraucher weiterzugeben und ihre Margen stabil zu halten. Das wird
jedoch nicht dauerhaft möglich sein.
Zumindest im privaten Konsum war zuletzt ebenfalls eine sich eintrübende Zuversicht und damit eine sinkende Anschaffungsneigung zu erkennen. Auch die Investitionsdynamik könnte sich bei weiteren erzwungenen Produktionsdrosselungen, bspw. in der Automobilindustrie, vorübergehend abkühlen. Daher ist für das laufende 3. und das kommende 4. Quartal keine Wiederholung der fulminanten letzten Berichtssaison zu erwarten. Vielmehr dürften einige Unternehmen die hohen Erwartungen enttäuschen und Gewinnwarnungen zunehmen. Auch wenn die Aktienmärkte durch die anhaltend ultra-expansive Geldpolitik und die Aussicht auf weiterhin überdurchschnittliche globale Wachstumsraten in diesem und im kommenden Jahr weiter gut unterstützt bleiben, rechnen wir auf Indexebene nur noch mit moderaten Kursgewinnen bis zum Jahresende. Die Auswahl der richtigen Einzeltitel wird damit wieder wichtiger.
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